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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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Bussarde tabu ist. Außerhalb der Fortpflanzungszeit haben die nordischen Bussarde eine deutlich geringere Fluchtdistanz als ihre in Mitteleuropa heimischen Verwandten.
    Im Winter in gemäßigte Breiten
    Im Winter leben die Wühlmäuse der Tundra vollständig unter der schützenden Schneedecke und sind so für Greifvögel unerreichbar. Die Raufußbussarde verlassen deshalb etwa Ende September den hohen Norden und fliegen für das Winterhalbjahr in gemäßigte Breiten.
    Es ist tatsächlich nur der bevorstehende Nahrungsmangel, der die Vögel in den Süden treibt, und nicht die Kälte selbst. Mit ihren befiederten Läufen sind die Raufußbussarde sogar besser gegen niedrige Temperaturen geschützt als beispielsweise der Mäusebussard. Nur wenn eine dicke, geschlossene Schneedecke auch in unseren Breiten die Ernährung schwierig macht, weichen sie noch weiter nach Südwesten aus.
    Kampfläufer: Paradiesvögel auf Zeit
    An ihren Balzplätzen sieht es aus, als wären bei einer Geflügelzuchtausstellung aus Versehen die Käfigtüren geöffnet worden: Kein Tier gleicht dem anderen. Da sieht man weiße, braune und schwarze Halskrausen, manche einfarbig, andere gebändert oder gefleckt, und auf den Köpfen prangen gescheitelte Federbüschel, die an extravagante Perücken erinnern. Dieses schrille Outfit tragen nur die Männchen der Kampfläufer (
Philomachus pugnax
) – und auch sie nur in der Paarungszeit von Anfang Mai bis Ende Juni. Danach verwandeln sie sich wieder in schlichte Watvögel und gehen profaneren Beschäftigungen nach: fressen, schlafen und reisen.
    © Mauritius Images/Fritz Rauschenbach
    Kampfläufer mit Jungvogel
    Turnier in der Tundra
    Die Balzspiele und Schaukämpfe der drosselbis taubengroßen Watvögel sind in der eurasischen Vogelwelt einzigartig. Jedes Jahr treffen sich die Hähne auf traditionellen, kurzrasigen Turnierstätten, ausgesuchten ebenen Arenen unweit der bevorzugten Brutplätze. Oft liegen diese in der Nähe von Gewässern in den sumpfigen Tundren. Biologen haben herausgefunden, dass sich die Tiere einer Population an ihren Prachtkleidern persönlich wiedererkennen und dass bestimmte Farbkombinationen mit sozialen Merkmalen verbunden sind. Vögel mit braunen oder schwarzen »Mähnen« sind dominante Männchen, die auf den Balzplätzen täglich ihre festen Minireviere verteidigen, ungefähr so, wie leitende Angestellte einer Firma jeden Morgen ihre Autos auf reservierte Parkplätze stellen. Drohungen und kleine Scharmützel, mit denen sich die Möchtegern-Platzhirsche ihre privilegierten Positionen immer wieder erkämpfen müssen, finden nur dort, auf den besten Plätzen im Zentrum statt. Rangniedere Männchen – erkennbar an einer hellen Halskrause – haben dort nichts verloren.
    Kampfläufer
Philomachus pugnax
    Klasse Vögel
    Ordnung Wat- und Möwenvögel
    Familie Schnepfenvögel
    Verbreitung große Feuchtwiesen, Sümpfe, Moore und nördliche Tundra Eurasiens
    Maße Länge: Männchen 29 cm, Weibchen 23 cm
    Gewicht Männchen 160–190 g, Weibchen 90–120 g
    Nahrung kleine Wassertiere wie Larven, Schnecken, Krebschen und Pflanzensamen
    Zahl der Eier 3–4
    Brutdauer 21 Tage
    Höchstalter über 10 Jahre
    Damenwahl
    Die ganze Show zielt auf die Aufmerksamkeit der Weibchen, unauffällig hellbraun gefärbte Tiere, die deutlich kleiner und leichter sind als die Herren der Schöpfung. Die Damen stehen aber, obwohl in Brutstimmung, keineswegs dabei und schauen zu, sondern lassen sich von den Männchen erst »herbeiwinken«: Immer wenn in einiger Entfernung potenzielle Partnerinnen vorbeifliegen, strecken die Männchen ihre Schwingen nach oben oder erheben sich zu einem kurzen Rüttelflug. Erscheint ein Weibchen auf der Bühne, kommt es meist rasch zur Sache: Es fordert einen der Hähne zur Paarung auf, kopuliert mit ihm und verschwindet wieder. An aufeinanderfolgenden Tagen schenken die Weibchen ihre Gunst allerdings nicht immer ausschließlich denselben Männchen. So können ihre aus meistens vier Eiern bestehenden Gelege durchaus mehrere Väter haben.
    Die Kriterien für die Partnerwahl kennen nur die Weibchen selbst. Vielleicht achten sie nicht nur auf die Position und Kleidung, sondern auch auf die Gesichtsfarbe und die Warzen am Kopf der Männer oder auf deren Bein- und Schnabelfärbung, denn diese Merkmale geben eher Auskunft über die Fitness als die ererbte Gefiederfarbe.
    Kleider statt Stimmen
    Was die Kampfläufer einmalig macht, ist die Tatsache, dass bei ihnen zwei extrem

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