Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
Status; manche sehen in ihm eine bloße Unterart, die mit dem Arktishasen (
Lepus arcticus
) und dem Schneehasen (
Lepus timidus
) zusammengefasst werden sollte, da molekulare Untersuchungen große Ähnlichkeiten zwischen ihnen an den Tag gebracht haben. Andererseits unterscheiden sie sich morphologisch durchaus, wohl wegen ihrer schon lange getrennten Verbreitungsgebiete.
Lepus othus
lebt in der Bergtundra und ist mit 50–70 cm recht groß. Er hat kurze Ohren, über die nicht viel Wärme entweichen kann, und 20 cm lange Hinterläufe, mit denen er auf Schnee gut vorankommt. Mit seinen kräftigen Vorderbeinen wehrt er Feinde wie Eulen ab und gräbt Weidenblätter, Triebe, Rinde und Wurzeln aus dem Schnee; im Sommer kommen Beeren und Blüten hinzu.
Winzlinge, die der Kälte trotzen
Bei kleinen Tieren mit einer raschen Generationsfolge entstehen nach erfolgter geografischer Isolation schneller neue Arten als bei langlebigen Tieren mit einem größeren Bewegungsradius. Daher gibt es auf mehreren Inseln im Beringmeer endemische Spitzmäuse. Auf Saint Paul, einer der beiden winzigen Pribilof-Inseln, lebt die Art
Sorex hydrodromus
, auf Saint Lawrence
Sorex jacksoni
. Ihre Vorfahren gelangten in der Eiszeit hierher, als der Meeresspiegel niedriger war und die Inseln zum Festland gehörten. Aufgrund ihrer entlegenen Lebensräume ist über ihre Eigenheitenwenig bekannt. Spitzmäuse sind winzig, fressen vor allem Insekten und haben einen unangenehmen Moschusgeruch, der ihnen viele Beutegreifer vom Leib hält. Die Kälte überleben sie mangels dicker Isolierschichten nur, indem sie fast pausenlos fressen und auf Hochtouren Wärme produzieren.
Gefährdete Seeadler
Der Weißkopf-Seeadler ist nördlich des 40. Breitengrads durch die gefährdete Unterart
Haliaeetus leucocephalus alascanus
vertreten. Zwar bevorzugt diese bewaldetes Terrain, aber auch in der Bergtundra der Mackenzie Mountains findet sie ein Auskommen – Hauptsache, es gibt in der Nähe offener Gewässer einige große Nistbäume. Weißkopf-Seeadler ziehen im Jahresverlauf weit umher. Manche der Tiere, die den Sommer in Alaska oder im Yukon Territory verbringen, leben im Winter in Washington. Teilweise scheinen die Wanderungen genetisch einprogrammiert zu sein. Problematisch wird es für die Seeadler, wenn die Nahrungsquellen, z. B. Lachse, versiegen. Auf Grönland lebt ganzjährig eine endemische Unterart des Seeadlers (
Haliaeetus albicilla groenlandicus
). Sie kommt nur in der arktischen Tundra im Südwesten vor, besonders an Felsenküsten, Flüssen und großen Seen. Da die Schafzüchter die Adler verdächtigten, viele Lämmer zu reißen, wurden sie verfolgt. Tatsächlich fressen sie vor allem Fisch, kleine Seevögel und im Winter Aas. Seit 1976 gilt die Unterart als vom Aussterben bedroht.
Brutgebiete vieler Vögel
Neben zahlreichen Vögeln wie Regenpfeifern, Goldregenpfeifern und Ammern, die auch in anderen Teilen Nordamerikas brüten, beherbergt die Tundra solche, die nur hier zur Fortpflanzung kommen. Beim Borstenbrachvogel (
Numenius tahitiensis
) dauerte es allerdings lange, bis man dahinterkam. Wie der lateinische Name schon andeutet, hat man diesen ca. 43 cm großen Schnepfenvogel zunächst in seinen Winterquartieren in Ozeanien beobachtet und ihn für einen reinen Bewohner der Südhalbkugel gehalten. Erst 1948 fand man seine Brutgebiete in Alaska. 7000 bis 10 000 km legen die Tiere im Frühjahr zurück, um am Westrand des Yukondeltas oder in den Bergen der Seward-Halbinsel nördlich des Norton-Sunds zu brüten. Um sich vor Fressfeinden zu schützen, legen sie ihre Nester zwischen Zwergsträuchern oder unter Weiden an oder suchen die Nachbarschaft von Raubmöwen, die Füchse, Kolkraben etc. vehement von ihren eigenen Nistplätzen vertreiben. Auf nur 3200 Brutpaare schätzt man den Gesamtbestand der Borstenbrachvögel. Fast ebenso selten ist mit ca. 6000 Paaren die Bering-Schneeammer (
Plectrophenax hyperboreus
), die nur auf den Inselchen Hall und Saint Matthew in der Beringsee brütet und an Alaskas Küsten überwintert. Fast alle 250 000 Klippenmöwen (
Rissa brevirostris
) der Welt brüten auf den Pribilof-Inseln.
Der Schwarzkopf-Steinwälzer (
Arenaria melanocephala
) ist das Neuwelt-Pendant zum Steinwälzer der altweltlichen Tundra. Derca. 23cm große Schnepfenvogel mit den orangeroten, kurzen Beinen brütet an der Westund Südküste Alaskas. Wie sein eurasischer Verwandter ernährt er sich von Insekten und deren Larven, Kleinkrebsen und
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