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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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glaube nicht, dass das je geschehen ist. Sie haben sogar den Rumpf sterilisiert, als hätte irgendeine Krankheit das Problem verursacht.«
    »Und am Ende haben sie das Schiff verkauft.«
    »1368. An Evergreen.« Windy klang nicht gerade erfreut darüber. »Evergreen hat das Schiff zum Schnäppchenpreis bekommen. Aus der Polaris wurde die Sheila Clermo. Das Letzte, was ich hörte, war, dass sie Ingenieure, Landvermesser und Gutachter durch das All fliegt.« Sie lächelte und warf einen Blick zur Uhr. Zeit, weiterzugehen. »Also«, sagte sie, »was möchten Sie sich außerdem noch ansehen?«
    Wir griffen nach einer ledergebundenen Bibel, auf deren innerem Titelblatt Garth Urquharts Name stand, sowie nach einer Plakette, auf der die acht vorangegangenen Missionen der Polaris verzeichnet waren: Koppawanda im Jahr 1352, Breakmann 1354, Moyaba 1355. Das war eine Stummen-Welt. Zumindest lag sie in deren Einflussbereich.
    »Sie dachten, sie hätten ein weißes Loch entdeckt«, sagte Alex, der offenbar meine Gedanken gelesen hatte.
    Windy lächelte. »Das wäre wirklich welterschütternd gewesen.« Aber weiße Löcher existierten nicht. Es waren theoretische Objekte aus dem Reich der Fantasie. Weiße Löcher hörten sich einfach gut an, hörten sich so an, als sollten sie da sein, weil sie den kosmischen Prozessen eine liebenswerte Symmetrie verschaffen würden. Aber das Universum kümmert sich wenig um unseren Sinn für Ästhetik.
    Andere Ziele waren ebenfalls aufgeführt, Orte, die sie nach ihrer Ankunft benannt hatten, üblicherweise nach einem der Passagiere. Sacarrio, dessen Sonne binnen der nächsten zehntausend Jahre zu einer Supernova werden würde; Chao Ti, der einst fälschlicherweise als Quelle eines künstlichen Funksignals gegolten hatte; Brolyo, wo eine kleine Siedlung erfolgreich Wurzeln geschlagen hatte. Die Missionsdauer betrug bis zu anderthalb Jahren.
    Ich hielt auf ein Notebook zu, das, dem angehängten Zertifikat zufolge, Nancy White gehört hatte. Seine Daten waren zur Wahrung ihrer Privatsphäre gelöscht worden. Das minderte den Wert natürlich erheblich. Aber es war dennoch schön zu wissen, dass es noch so etwas wie Integrität auf der Welt gab. Alex zog die Brauen herab und widmete sich stattdessen einer Weste. Es war die, die Maddy auf einigen Bildern trug, die während des Flugs aufgenommen worden waren. »Unbezahlbar«, sagte er, aber so, dass Windy ihn nicht hören konnte.
    »Das macht dann sieben«, stellte ich fest.
    Ehe wir angekommen waren, hatte er verkündet, dass die Objekte, die in direktem Zusammenhang mit Maddy standen, besonders wertvoll wären. Ich allerdings hegte Zweifel daran. »Sie hatte Prominente an Bord«, hatte ich zu ihm gesagt. »Historische Gestalten.«
    »Das macht nichts«, hatte er entgegnet. »Der Captain ist die tragische Figur in dieser Geschichte. Und schön war sie außerdem.«
    »White hat auch recht gut ausgesehen.«
    »White hat aber nicht ihre Passagiere verloren. Vertrau mir, Chase.«
    Bisher hatte er bei derartigen Fragen stets Recht behalten. Also packten wir noch eine Uniformbluse (es waren zwei verfügbar) ein und sinnierten über einem dunkelgrünen Platinetui, das mit Blumen und Singvögeln dekoriert und mit einem Zertifikat versehen war, demzufolge es aus dem persönlichen Besitz von Madeleine English stammte. Alex hob es hoch und öffnete es. Es enthielt einen Stift, einen Kamm, eine Geldbörse, eine Kunstperlenkette, einen Satz Uniformstreifen und zwei Paar Ohrringe. »Gehört das alles dazu?«, fragte er Windy.
    Sie nickte. »Ursprünglich enthielt es auch Kosmetika«, sagte sie. »Aber das Zeug ist verrottet. Hätte beinahe auf den Rest übergegriffen.«
    Sie einigten sich auf einen Preis, den ich für arg hoch hielt; andererseits war es ein nettes Paket, und Alex lächelte milde, so, wie er es immer tat, wenn er den Eindruck vermitteln wollte, er habe zu viel bezahlt und bereue es bereits. Er reichte Windy die Schatulle. Windy gab sie an einen Mitarbeiter weiter, der uns darüber informierte, dass wir unsere Zuteilung nun ausgeschöpft hätten.
    Vorbei an Mobiliar und Ausrüstungsgegenständen schlenderten wir zur Rückseite des Raums. Der Stuhl des Captains, ein Konferenztisch, Anzeigetafeln, sogar eine Vakuumpumpe. VR-Ausstattung. Aber diese Art von Artefakten war, mit Ausnahme des Stuhls, unpersönlich und würde folglich weniger Interesse wecken.
    »Ihr habt euch wirklich die besten Sachen ausgesucht«, bemerkte Windy, und sie sah aus, als

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