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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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würde sie es auch so meinen.
     
    Als wir gingen, war der Mazha gerade dabei, eine Wandtafel in Augenschein zu nehmen, die eine schematische Darstellung des Schiffs zeigte. »Wie viel kriegt der?«, fragte ich.
    Windy räusperte sich. »Ihm wurden keine Begrenzungen auferlegt.«
    »Das kommt mir irgendwie nicht fair vor.«
    »Er ist ein Staatsoberhaupt.« Sie gestattete sich ein Lächeln. »Wenn du eine Regierung übernimmst, werden wir für dich das Gleiche tun.«
    Endlich betraten wir den Nebenraum, gefolgt von dem jungen Mann mit dem Container. Er war noch ein halbes Kind, höchstens neunzehn. Während Windy die Posten zusammenrechnete, fragte ich ihn, woher er käme.
    »Kobel Ti«, antwortete er. Westküste.
    »Gehst du hier zur Schule?«
    »Universität.«
    Während wir uns unterhielten, machte Alex die Zahlungsanweisung fertig. Der junge Mann erzählte mir, wie sehr er sich freue, mich kennen gelernt zu haben. Dann lächelte er ein wenig verlegen und übergab mir die Artefakte. Ich beschloss, dass dies meine Nacht sein musste.
    Windys Blick fiel auf den Container, und sie fragte, ob sie uns unseren neuen Besitz in unser Büro schicken solle. »Nein«, antwortete Alex, »danke. Wir werden es gleich mitnehmen.«
    Mir fiel auf, dass der Mazha den Ausstellungsraum in Begleitung seiner Leute verließ und hastig auf den Korridor trat. Er wirkte besorgt.
    Wir machten uns auf den Weg zum Ausgang, als plötzlich wie aus dem Nichts ein Sicherheitsmann vor uns auftauchte. Eine Projektion. »Meine Damen und Herren«, sagte er. »Wir haben eine Bombendrohung erhalten. Bitte verlassen Sie das Gebäude. Es gibt keinen Grund zur Panik.«
    Natürlich nicht. Warum sollte es auch irgendeinen Grund zur Panik geben? Plötzlich wurde ich von Alex fortgeschleppt. Er hielt mich in einem Arm und den Container im anderen. Windy, die uns langsamer folgte, rief, sie sei sicher, dass es sich um einen Irrtum handeln müsse. Wer sollte auch eine Bombe im Proctor Union verstecken?
    Nun begann eine große Drängelei. Die Ausgangstür ließ lediglich die Passage dreier Personen auf einmal zu. Ein paar weniger bewegliche Besucher gingen zu Boden. Alex erklärte mir galant, ich müsse mich nicht fürchten, und als wir innehielten, um einer gestürzten Frau zu helfen, schob uns die Menge einfach weiter. Ich weiß nicht, was aus der Frau geworden ist.
    »Bitte bleiben Sie ruhig«, sagte die Projektion. Der Kerl hatte leicht reden. Vermutlich hielt er sich in einem ganz anderen Gebäude auf.
    Das Gedränge im Korridor war ein Albtraum. Leute brüllten und schrien. Ich wurde buchstäblich zur Eingangstür getragen, ohne dass meine Füße auch nur den Boden berührten. Wie eine Explosion stürzten wir in den Säulengang hinaus. Alex verlor für einen Augenblick den Container und riskierte tatsächlich, niedergetrampelt zu werden, um ihn wieder an sich zu bringen.
    Sicherheitsbeamte hielten uns auf Trab. »Bitte nehmen Sie ausreichend Abstand zu dem Gebäude ein«, sagten sie wieder und wieder. »Bleiben Sie ruhig. Es besteht keine unmittelbare Gefahr.«
    Niemand ließ sich lange überreden. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Menge längst in alle Richtungen zerstreut.
    Die Sicherheitskräfte versuchten, die Flut der Flüchtenden über die Brücken des Langen Sees zu leiten. Aber die waren schon verstopft, als wir die Steinstufen herunterkamen. Also änderten sie ihre Taktik und führten den Rest der Menge an der Fassade vorüber zu den Seitenflügeln. Vor mir sah ich Ponzio. Windy, das muss gesagt werden, gehörte zu den letzten Personen, die das Gebäude verließen. Und sie war kaum draußen, als Proctor Union erbebte und in einem Feuerball explodierte.

 
FÜNF
     
     
Diese Uhren, Bücher und Blusen sind alles, was vom Leben ihrer Eigentümer geblieben ist. Das ist der Grund, warum sie so wertvoll sind, der Grund, warum sie eine Bedeutung haben. In den meisten Fällen wissen wir wenig über die Personen, denen sie einst gedient haben. Wir wissen nicht, wie sie ausgesehen haben oder welche Farbe ihre Augen hatten. Aber wir wissen, dass sie gelebt haben, genau wie Sie und ich, dass sie geblutet haben, wenn sie verwundet wurden, dass sie den Sonnenschein geliebt haben. Eines Tages, an einem anderen Ort, werden sich vielleicht andere versammeln, um voller Ehrfurcht auf meine Schuhe zu blicken oder auf den Stuhl, auf dem ich an diesem Abend sitzen werde. Das ist der Grund, warum solche Dinge von Bedeutung sind. Sie sind zugleich das Verbindungsstück

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