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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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seinem Gefolge ihn jedoch um eine Erklärung bat, machte er einen überraschten Eindruck. »Polaris war der Nordstern der Erde zu Beginn des Zeitalters der Expansion, Manny«, sagte er. »Folglich der einsame Stern. Und, natürlich, eine Kompassnadel, die ursprünglich nicht mehr als ein Metallstreifen war, und sich erst im Laufe der Zeit langsam in einen Pfeil verwandelt hat.«
    So viel zur religiösen Inbrunst.
    Da war eine Jacke mit einem Aufnäher auf der Tasche, der den Namen DUNNINGER trug, ein Commlink mit Bolands Initialen und ein Notizblock aus Papier mit Garth Urquharts Namen auf dem braunen Ledereinband.
    An der Wand hatten etliche Druckanzüge gehangen. Einer trug auf der linken Brustseite die Aufschrift CAPTAIN. Wieder Madeleines persönliche Ausrüstung. Maddys, wie sie gerufen worden war. Staatlich anerkannte interstellare Pilotin, alleinstehend, wunderschön, eine Frau, die alles hatte, was man sich zum Leben nur wünschen konnte. Was war aus ihr geworden?
     
    Alex studierte einen goldenen Armreif, auf dessen Anschlussstück der Name NANCY eingraviert war. »Wie viel?«, fragte er Windy. Sie zog ihr Inventar zurate. Genug Geld für eine großzügig geschnittene Jacht. Alex drehte sich zu mir um. »Für Harold«, sagte er. »Was meinst du?«
    Harold war einer von Rainbows Charterkunden. Über die Jahre hinweg hatte er sich zu einem echten Freund entwickelt. Er war ein guter Junge, aber sein Geschmack war recht beschränkt. Er mochte alles, was funkelte, alles, was er vorzeigen konnte, hatte aber keinerlei Sinn für den historischen Wert eines Artefakts. »Es ist sehr schön«, sagte ich, »aber ich glaube, du könntest ihn auch etwas preiswerter glücklich machen.«
    »Du unterschätzt ihn, Chase.« Er signalisierte Windy, dass wir es nehmen würden. »Er besitzt den Hammer, der bei der ersten Verhandlung in seinem Heimatort benutzt worden ist. Und er besitzt ein Kommunikationsboard aus dem Talamayflieger.« Der Erste Überwasser-Antigravitationszug in den Parklands. Der Zug hatte seine Jungfernfahrt vor über dreihundert Jahren zwischen Melancholy Bend und Wildsky bestritten. Noch immer rankten sich Legenden um diese Reise, ein Rennen gegen Sujibanditen, einen Zyklon und schließlich auch noch gegen eine offenbar äußerst lüsterne Seeschlange.
    Windy reichte das Armband ihrem Mitarbeiter, und Alex beschloss, dass es an der Zeit war, um eine erweiterte Vorausauswahl zu schachern. »Winetta«, sagte er, »ich habe mehrere Leute an der Hand, die nur allzu gern Gegenstände aus dieser Kollektion erwerben würden…«
    Sie setzte eine gepeinigte Miene auf. »Ich wünschte, ich könnte helfen, Alex. Das wünschte ich wirklich. Aber die Vereinbarung steht auf sechs. Ich bin nicht autorisiert, weitere Zugeständnisse zu machen.«
    »Wir sind mehr als bereit, faire Preise zu bezahlen, Windy. Ich habe sogar Ihrem Diktator die Hand geschüttelt. Und Chase hat ihm etwas vorgespielt. Das sollte doch irgendetwas wert sein.«
    Sie presste die Lippen zusammen, flehte ihn wortlos an, leiser zu sprechen. »Wirklich, Alex, ich bin Ihnen überaus dankbar. Und dir auch, Chase.« Das war irgendwie unter der Gürtellinie. »Aber es gibt keinen Spielraum für weitere Verhandlungen.«
    »Sie könnten behaupten, Sie hätten Zugeständnisse machen müssen, um mich herzulocken.«
    »Also schön.« Sie seufzte schwer. »Ich lege noch ein Stück drauf. Machen wir sieben daraus. Aber das ist alles.«
    »Sehen Sie sich doch nur all das Zeug an, Windy. Niemand wird irgendetwas davon vermissen. Ich brauche zwölf Stücke. Sie haben hier einen beachtlichen Einfluss, und mir würde das viel bedeuten.« Er schaffte es tatsächlich, den Kopf hängen zu lassen. Ich kannte die Vorgehensweise. Ich hatte ihn schon viel zu oft in Aktion erlebt. Er war gut. Und er schaffte es stets, Mitleid zu erregen. »Wie oft habe ich hier vor Publikum über die Christopher-Sim-Geschichte gesprochen?«
    »Ziemlich oft«, gestand sie.
    »Habe ich je eine Einladung ausgeschlagen?«
    »Nein«, gab sie zu. »Das haben Sie nicht.«
    »Habe ich dafür je etwas berechnet?«
    »Nein.«
    »Dann habe ich das alles freiwillig getan?«
    »Ja, Alex, Sie haben das alles freiwillig getan.«
    »Anderen Sprechern müssen Sie einen Hunderter für den Abend zahlen. Benedict macht es umsonst.«
    Der Grund dafür war natürlich, dass Benedict sein Auftreten bei der Vermessung als wichtige Gelegenheit einstufte, vielversprechende Klienten kennen zu lernen und für sich

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