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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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zwischen den Generationen und der unumstößliche Beweis, falls wir einen brauchen, dass schon früher jemand hier gelebt hat, der uns ziemlich ähnlich war.
    Garth Urquhart
Aus der Rede zur Einweihung des Steinman-Museums
     
    Die Warnung war gerade noch rechtzeitig erfolgt. Dass in dem Gebäude praktisch alles feuerfest war, war ebenfalls ganz hilfreich, denn der ursprünglichen Explosion folgte kein Brand. Die Druckwelle fegte uns alle von den Beinen. Heißer Schutt regnete auf uns herab. Ein großes Stück von irgendwas fiel zischend in den Langen See, und eine Statue von Reuben Hammacker, einem der Gründungsväter der Vermessung, wurde enthauptet.
    Rettungsfahrzeuge trafen binnen Minuten ein und machten sich daran, die Verletzten einzusammeln. Andere Einheiten eilten herbei, um Wasser oder Chemikalien auf die Überreste von Proctor Union zu sprühen. Am Himmel bildete sich eine dichte Rauchwolke. Später hörte ich, dass der Mazha innerhalb von Sekunden in seinen Gleiter bugsiert und fortgeschafft worden war. Wir wussten nicht, in welchem Zustand er sich befand, aber in diesem Moment machte sich so oder so niemand Gedanken über ihn.
    Das Gebäude war vollkommen zerstört. Eine rauchende Ruine. Mein erster Gedanke war, dass es mindestens zehn oder zwanzig Tote gegeben haben musste. Wir stolperten irgendwie benebelt durch die Gegend. Jeder stand unter Schock. Ich hatte mir irgendwann im Zuge der Panik das Knie verdreht und mir einige Brandwunden zugezogen. Nichts Schlimmes, glücklicherweise. Alex jammerte, dass seine Jacke zerrissen sei, eine Information, die ich gerade jetzt unbedingt hören wollte. Davon abgesehen schien es ihm gut zu gehen. Als ich mich wieder ein wenig berappelt hatte, machte ich mich auf die Suche nach Windy; aber überall herrschte große Verwirrung. Leute rannten schreiend und weinend umher, suchten ihre Freunde, versuchten, den Weg nach Hause zu finden oder fragten einander, was eigentlich passiert sei.
    Ich konnte Windy nicht finden, wenn ich auch später erfuhr, dass sie okay war. Von der Druckwelle umgeworfen, aber sonst war sie mit ein paar Schnittwunden, Prellungen und einem gebrochenen Fußgelenk davongekommen. Eine der Rettungskräfte fing mich ein und fragte, ob ich in Ordnung sei. Als ich ihr erklärte, es ginge mir gut, bestand sie darauf, einen Blick in meine Augen zu werfen, und im nächsten Moment wurde ich schon zusammen mit einigen anderen in einen Gleiter geladen und zum nächsten Krankenhaus transportiert.
    Sie führten eine Untersuchung durch und erzählten mir, ich möge mir keine Sorgen machen, es sei alles nur oberflächlich. Dann gaben sie mir Schmerzmittel und schlugen mir vor, jemanden herzurufen, der mich abholen könne.
    Alex war der Ambulanz gefolgt und eilte zu meiner Rettung herbei. Während er alle Formulare ausfüllte, sprach ich über das Netz mit einem hübschen, blonden, tadellos gekleideten Mann, der sich als Agent der NIS zu erkennen gab und mich zu der Explosion befragen wollte. Woran erinnerte ich mich?
    »Nur an den Knall«, antwortete ich.
    »Sie haben niemanden gesehen, der Ihnen verdächtig vorkam?« Er war gut. Er gab sich zurückhaltend und mitfühlend.
    »Nein.«
    »Geht es Ihnen gut, Ms. Kolpath?«
    »Nur ein paar blaue Flecken«, sagte ich.
    »Gut. Haben Sie zufällig gesehen, ob jemand früher gegangen ist?«
    Was für ein Blödsinn. »Wir sind alle ein bisschen früher gegangen.«
    »Ich meine, vor der Warnung.«
    »Nein«, sagte ich. »Das wäre mir auch nicht aufgefallen. Auf so etwas habe ich nun wirklich nicht geachtet.«
    Alex befreite mich aus der Unfallstation. Die Bediensteten bestanden darauf, mich in einen Rollstuhl zu setzen und mir auf den Landeplatz zu helfen, wo ich in den Firmengleiter verladen wurde.
    »War das ein Attentatsversuch?«, fragte ich.
    »So heißt es.«
    »Ziemlich brutal«, stellte ich fest. »Die waren bereit, all diese Leute umzubringen, nur um ihn zu kriegen.«
    »Urteile nicht zu hart über sie. Der Kerl muss unschädlich gemacht werden.«
    »Ich aber nicht.«
    »Betrachte es mal von der Seite, Chase, für uns ist das ein echter Vorteil.«
    Ich muss ihn wohl angestarrt haben. »Hast du den Verstand verloren, Alex?«
    »Denk eine Minute darüber nach. Rainbow ist nun im Besitz der einzig verbliebenen Artefakte von der Polaris. Abgesehen von dem Schiff selbst.«
    »Tja, schön für uns.«
    Wir hoben von dem Dach ab, wandten uns nach Westen und flogen zu mir nach Hause. »Ich bringe dich jetzt erst mal heim,

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