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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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gleichzeitig zugänglich und unerreichbar zu wirken. Fragen Sie mich nicht, wie sie das anstellte. Außerdem wissen Sie bestimmt, was ich meine.
    »Sicher«, antwortete ich. »Ich stelle Ihnen einen Katalog zusammen und schicke ihn heute Nachmittag rüber.« Tatsächlich hätte ich den Katalog auf der Stelle fertig machen können, aber das hätte den Eindruck vermittelt, ich hätte von mir aus keinen Einsatz gezeigt.
    »Ich weiß das zu schätzen, Chase«, sagte sie. Ihr Haar war im San-Paulo-Stil geschnitten und berührte gerade ihre Schultern. Gekleidet war sie in eine enge weiße Bluse, die förmlich an ihrer Haut klebte, und eine dunkelgrüne Hose.
    »Ich freue mich, wenn ich helfen kann.«
    Diane griff nach einer Tasse, trank daraus und lächelte mir zu. »Chase, Sie müssen mich wirklich irgendwann einmal zu Hause besuchen. Wir werden Ende des Monats eine Party für Bingo geben. Wenn Sie es schaffen, wären wir höchst erfreut, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.«
    Ich hatte keine Ahnung, wer Bingo sein mochte; ich wusste nur, dass das nicht ihr dritter Gatte war. Klang eher nach einem Haustier. »Danke, Diane«, sagte ich. »Ich werde versuchen zu kommen.«
    »Gut. Planen Sie das ganze Wochenende ein.« Wenn Diane Gold eine Party gab, wurde daraus tendenziell ein Marathonereignis. Ich hatte zu tun und wollte das Gespräch am liebsten beenden, aber so konnte man mit Klienten nicht umgehen. »Was haben Sie mit Maddys Etui vor?«, fragte ich.
    »Ich habe noch nicht entschieden, wo es stehen soll. Eigentlich wollte ich es im Esszimmer in den Geschirrschrank stellen, aber ich fürchte, der Kori könnte es umwerfen.« Für alle, die Rimway nicht kennen: Ein Kori ist eine katzenartige Kreatur, die sich bei Haustierfreunden großer Beliebtheit erfreut. Stellen Sie sich einfach eine Katze mit den Eigenschaften eines Collies vor.
    »Das wollen wir natürlich nicht.«
    »Nein. Übrigens habe ich da noch eine merkwürdige Geschichte erlebt, von der ich Ihnen erzählen wollte.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Letzte Woche habe ich einen Geldpreis gewonnen. Zweifünfzig.«
    »Wofür?«
    »Das ist ja das Seltsame. Sie haben gesagt, die Zhadai-Kultur-kooperative wolle mich für meine Arbeit am Bruckmann-Tower auszeichnen.«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Danke. Sie haben angerufen, um mir davon zu berichten. Es war eine Frau, die sich selbst als Direktionsassistentin bezeichnet hat. Ihr Name war Gina Flambeau. Sie hat einen Termin mit mir vereinbart, ist zu mir ins Haus gekommen und hat mir den Preis und das Geld übergeben.«
    »Es ist schön, wenn man Anerkennung bekommt, Diane.«
    »Ja, das ist es. Sie hat mir erzählt, sie würden meine Arbeit bewundern, nicht nur die am Bruckmann-Tower, sondern auch die anderen Sachen.«
    »Und wo liegt das Problem?«
    »Finden Sie nicht auch, dass das eine seltsame Art der Preisverleihung ist? Ich meine, normalerweise wird man zu einem Bankett eingeladen oder wenigstens zum Mittagessen, und dort überreichen sie einem die Trophäe. Vor Publikum. Schließlich ist jeder daran interessiert, so ein Ereignis auch für die eigene Publicity zu nutzen.«
    Ich hatte keine Ahnung. Mir war noch nie ein Preis verliehen worden. Jedenfalls nicht seit der sechsten Klasse, in der ich eine Urkunde für rege Beteiligung am Unterricht bekommen hatte. »Ja«, erwiderte ich, »jetzt, da Sie es erwähnen, kommt mir das auch ein bisschen ungewöhnlich vor.«
    »Jedenfalls bin ich neugierig geworden und habe mich über ihre früheren Preisverleihungen informiert.«
    »Normalerweise geben sie ein Bankett?«
    »Und zwar ausnahmslos, meine Liebe.«
    »Tja, sieht so aus, als hätten sie ihre Vorgehensweise geändert.« Ich versuchte, die ganze Sache mit einem Lachen zu übergehen und ließ mich zu der albernen Bemerkung hinreißen, das Essen bei Banketten schmecke so oder so meist fad.
    »Da steckt mehr dahinter. Ich habe da angerufen, Chase, vorgeblich, um mich bei der Präsidentin der Kooperative zu bedanken. Ich bin ihr vor Jahren mal begegnet. Sie, nun ja, sie hatte nicht die mindeste Ahnung, wovon ich überhaupt sprach.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Sehe ich so aus, als würde ich mir das ausdenken? Außerdem hat sie auch noch gesagt, es gäbe keine Gina Flambeau in ihrer Organisation.«
    »Oje. Haben Sie Ihren Kontostand überprüft?«
    »Das Geld ist da.«
    »Tja, ich schätze, da sind Sie dem Leben wohl etwas vorausgeeilt.«
    »Ich habe sogar eine Gedenktafel erhalten.« Sie bat ihre KI, mir ein Bild davon zu

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