Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
schicken, das sogleich auf dem Wandschirm erschien. Es war ein azurblauer Block aus Plastene mit einer Plakette, auf der zu lesen stand: In Anerkennung der herausragenden Leistungen bei Planung und Konstruktion des Bruckmann-Towers. Et cetera. Geschrieben in traditioneller umbrischer Schrift.
    »Sieht offiziell aus.«
    »Ja. Ich habe sie der Präsidentin der Kooperative gezeigt. Das ist ihre Unterschrift in der Fußzeile.«
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Sie hat gesagt, sie würde sich wieder bei mir melden. Als sie das getan hat, hat sie sich ausufernd entschuldigt und gesagt, allem Anschein nach würde jemand Schabernack mit uns treiben. Sie hätten mir diesen Preis jedenfalls nicht verliehen. Außerdem hat sie gesagt, ihrer Meinung nach hätte ich die Aufmerksamkeit der Kooperative auf jeden Fall verdient und ich könne mich darauf verlassen, dass ich im nächsten Jahr für eine Auszeichnung in Betracht gezogen würde.«
    Sonnenlicht drang durch das große vordere Fenster herein und malte Rechtecke auf den Teppich. Ich wusste nicht, was ich von der Geschichte halten sollte.
    »Ich bin darauf gekommen«, fuhr Diane fort, »weil Sie mich nach dem Etui gefragt haben. Gina Flambeau hat mich auch danach gefragt. Sie hat gesagt, sie hätte gesehen, dass ich es erworben habe, und sich gefragt, ob ich es ihr wohl zeigen würde.«
    »Und? Haben Sie?«
    »Selbstverständlich. Das ist doch der einzige Grund, sich so etwas anzuschaffen.«
    »Aber sie hat bereits gewusst, dass Sie es haben. Schon bevor sie Sie aufgesucht hat?«
    »Ja.«
    »Woher wusste sie das?«
    »Das weiß jeder, Liebes. Ich habe mehrere Interviews gegeben. Haben Sie sie nicht gesehen?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich muss sie wohl verpasst haben. Wie hat sie reagiert?«
    Diane zuckte mit den Schultern. »Sie war angemessen beeindruckt, nehme ich an.« Forschend blickte sie mich an.
    »Hat sie es in die Hand genommen?«
    »Ja.«
    »Aber sie hat es doch nicht ausgetauscht, oder?«
    »Nein. Die Schatulle ist noch dieselbe.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    »Ich habe sie nie aus den Augen gelassen.«
    »Ganz sicher?«
    »Absolut. Halten Sie mich für blöd?«
    »Auf keinen Fall, Diane. Aber bewahren Sie sie sicher auf.«
    »Die Sicherheitsmaßnahmen in diesem Haus sind ziemlich gut, Chase.«
    »Gut. Geben Sie mir Bescheid, wenn noch etwas Ungewöhnliches vorfällt.«
    Als ich Alex davon erzählte, wurde er sehr nachdenklich. »Wie lautete der Name dieses Mannes, der Paul die Weste abgekauft hat?«, fragte er.
    »Das war die Historische Gesellschaft von Chacun.«
    »Wie lautete der Name des Repräsentanten?«
    Ich musste einen Augenblick nachdenken, ehe er mir wieder einfiel. »Davis.«
    »Ruf sie an. Finde heraus, ob es einen Davis unter ihren Mitgliedern gibt.«
    »Warum?«, fragte ich. »Was geht uns das an?«
    »Tu es einfach, bitte, Chase.«
    Er verließ den Raum, um sich den Blumen hinter dem Haus zu widmen. Alex hatte einen Hang zur Gärtnerei und besaß eine große Vielfalt an Hortensien und was weiß ich noch. Ich habe mich in Treibhäusern nie besonders zu Hause gefühlt.
    Ich rief Chacun an und wurde von der KI begrüßt. »Aber ja, Ms. Kolpath«, sagte sie. »Vermutlich meinen Sie Arky Davis.«
     
    Die Stimme war männlich, ein gemessener Bariton, die Art Stimme, die man in den Salons draußen auf dem Point zu hören erwartet.
    »Können Sie mir seinen Code geben?«
    »Es tut mir Leid, aber die Grundsätze unserer Gesellschaft verbieten es, diese Art von Information weiterzugeben. Wenn Sie möchten, kann ich ihm eine Nachricht zukommen lassen.«
    »Bitte. Geben Sie ihm meinen Namen und meinen Code. Sagen Sie ihm, ich würde mir sehr gern die Weste einmal ansehen, die er von Paul Calder gekauft hat. Ich hoffe, er hat die Absicht, sie öffentlich auszustellen. Falls das der Fall ist, wäre ich sehr erfreut, wenn er mich informieren würde.«
    Davis antwortete erst am späten Nachmittag. »Ich muss gestehen, Ms. Kolpath«, sagte er, »dass ich nicht so recht weiß, wovon Sie eigentlich sprechen.« Seine Stimme besaß einen harschen Klang.
    Er saß in einem Lehnstuhl in einem dunkel getäfelten Herrenzimmer. Hinter ihm konnte ich Gardinen und an der Wand einige Talbaköpfe erkennen. Ein Jäger. Er war stämmig, hatte eine große Nase und einen dichten grauen Schnurrbart. Gekleidet war er (obwohl der Vormittag bereits fortgeschritten war) in einen Morgenmantel, und er nippte an einem purpurfarbenen Getränk. »Ich denke, da muss ein Irrtum

Weitere Kostenlose Bücher