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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sie gesehen hat, was passiert ist.« Ich legte eine kurze Pause ein. »Ich hoffe, es geht ihr gut.«
    »Ich auch. Ich weiß nicht genau, was los ist. Aber die Polizei denkt anscheinend, sie wäre dafür verantwortlich.«
    »Das habe ich auch gehört, aber davon glaube ich kein Wort.«
    »Ich auch nicht«, sagte er mit einem abwehrenden Schulterzucken.
    Sally’s war automatisiert. Unser Bot kam an unseren Tisch und füllte meine heiße Schokolade nach. »Hans«, sagte ich. »Als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen habe, ein paar Tage vor dem Unfall, hatte ich den Eindruck, dass irgendetwas sie beschäftigt.«
    Sein Blick traf den meinen. Ruhig. Aber besorgt. »Das Gefühl hatte ich auch. Sie war in letzter Zeit irgendwie bedrückt. Deprimiert.«
    »Das passt so gar nicht zu ihr. Früher war sie immer so optimistisch.«
    »Ich weiß.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was mit ihr los sein könnte?«
    »Nein. Sie hat mir nichts darüber erzählt. Sie hat sogar abgestritten, dass irgendetwas nicht in Ordnung wäre.«
    »Ja. Das hat sie mir gegenüber auch getan. Ich frage mich, was passiert ist.« Ich versuchte, meine Stimme beiläufig und doch besorgt klingen zu lassen. Das war nicht einfach für jemanden, dessen Schauspieltalent auf der Stufe ›hölzern‹ hängen geblieben ist.
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    »Wie lange ist sie schon so?«
    Er dachte darüber nach. »Ein paar Wochen.« Hans gab ein gutturales Geräusch von sich. »Ich hoffe, bei ihr ist alles in Ordnung.«
    Ich wollte die Polaris ins Gespräch bringen, fand aber keinen Weg durch die Hintertür; also platzte ich einfach damit heraus: »Sie war fasziniert von der Polaris.«
    »Sie meinen das Geisterschiff?«, fragte er. »Das wusste ich nicht. Sie hat es nie erwähnt.«
    Ich war mit meinem Essen noch nicht ganz fertig, dennoch schob ich den Teller zur Seite. Das war das Signal für Alex, der mit einem Projektor bewaffnet war.
    »Das war schon eine komische Sache«, sagte ich und fuhr noch ein oder zwei Minuten in demselben Stil fort, berichtete, wie oft ich gehört hatte, wie Teri laut überlegt hatte, was wohl aus den Leuten, die an dieser Mission teilgenommen hatten, geworden war. Inzwischen schlenderte Marcus Kiernans Scheinbild, projiziert von Alex, den Bürgersteig entlang. Direkt durch Hans’ Blickfeld. Natürlich konnte Hans nicht erkennen, dass Kiernan nicht wirklich da draußen war. Das Scheinbild blieb neben der Tür stehen, um die Karte zu studieren.
    Hans blickte direkt zum Fenster hinaus. Er konnte ihn nicht übersehen. Aber er zeigte nicht das geringste Anzeichen, dass er ihn erkannte. Er aß nur weiter sein Frühstück. Er kannte Marcus Kiernan nicht, und er hatte ihn noch nie gesehen.
    Nachdem Hans sich auf den Weg zum Unterricht gemacht hatte, ging ich hinaus und über die Straße in den Park.
    Alex wartete schon auf mich. Er hatte das Gespräch über den Link mitverfolgt, und nun schilderte ich ihm detailliert meine Eindrücke, während er gelassen dasaß und ein paar Kleinkinder beobachtete, die unter Aufsicht ihrer Mutter auf einer Schaukel spielten. Ich hatte den Eindruck, dass wir keine neuen Erkenntnisse hatten sammeln können. Abgesehen davon, dass wir nun wussten, dass er Kiernan nicht kannte.
    »Da bin ich nicht so sicher«, sagte Alex.
    »In welcher Hinsicht? Was wissen wir jetzt, was wir vorher nicht gewusst haben?«
    »Er hat gesagt, ihre Stimmung hätte sich vor ein paar Wochen verändert. Das könnte also zu der Zeit passiert sein, zu der die Vermessung die Auktion der Artefakte angekündigt hat.«
     
    Als ich an diesem Abend zu Hause einen Krimi las, rief Alex mich an. »Ich habe in den Archiven etwas entdeckt«, sagte er.
    Er schickte es rüber und blieb in der Leitung, während ich das Licht dimmte, mein Stirnband anlegte und mir seine Entdeckung ansah.
    Wir waren in einem getäfelten Raum. Bücher säumten die Wände. Bokkarische Kunst. Blumen. Altmodisches Mobiliar. Viele Leute, Händeschütteln, Umarmungen. Ich sah Dunninger. Und Urquhart. »Wo sind wir?«, fragte ich.
    »Universität von Carmindel, am Abend vor dem Abflug der Polaris.«
    »Oh.« In einer Ecke des Raums entdeckte ich Nancy White. Und Mendoza. Und da war Maddy, schritt wie eine Göttin durch die Reihen der Geistesriesen.
    »Sie haben am Abend vor dem Abflug eine Feier für alle Leute ausgerichtet, die etwas mit der Polaris zu tun hatten.«
    Mendoza unterhielt sich mit zwei Frauen. »Die Jüngere«, sagte Alex, »ist seine Tochter.«
    Jess Taliaferro

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