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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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einunddreißig Jahre her. »Sie ist ein ziemlich guter Treffer«, stellte Alex fest. Die Frau musste jetzt in den Fünfzigern sein. Barber war jedoch nicht älter als fünfundzwanzig.
    »Wie heißt sie?«, fragte ich.
    »Agnes Shanley.«
    »Noch eine Agnes.« Alex lächelte, aber eigentlich war es kein echtes Lächeln. Es schien mehr nach innen gerichtet zu sein. »Hatte Agnes eine Tochter?«
    »Das ist nicht verzeichnet. Sie hat 1401 geheiratet. Einen Edgar Crisp.«
    »Haben wir einen Avatar von ihr?«
    »Negativ.«
    »Wie steht es mit einer Adresse? Können wir mit ihr sprechen?«
    »Ja«, sagte Jacob.   »Ihre Akte ist seit fünfundzwanzig Jahren inaktiv. Aber ich habe einen Ortungscode.«
    »Gut. Auf den Schirm, bitte.«
    »Wir sollten das Fenn überlassen«, mahnte ich.
    Alex ignorierte mich. Das tat er immer, wenn er sich nicht mit mir auseinander setzen wollte. Aber ich war nicht so sicher, ob ich weiterhin so direkt in diese Sache verwickelt werden wollte. Das war immerhin exakt die Methode, mit der wir uns bereits einmal in Schwierigkeiten gebracht hatten.
    »Wenn wir Fenn davon erzählen«, sagte Alex, dem offenbar aufgefallen war, dass in der Stille zwischen uns eine gewisse Spannung gelegen hatte, »wird er mit den Schultern zucken und sagen, die Tatsache, dass sie aussieht wie Barber, sei irrelevant. Ich kann ihn jetzt schon hören: Wenn wir uns jeden Piloten vornehmen, der während der letzten sechzig Jahre irgendwo auf der Welt existiert hat, müssen wir ja jemanden finden, der aussieht wie sie.«
    »Eigentlich«, gab ich zu bedenken, »ist das gar kein schlechtes Argument.«
    Er lachte. »In dem Punkt könntest du Recht haben.«
    »Und ich denke immer noch…«
    »Lass uns einfach noch ein bisschen dranbleiben. Ich möchte wissen, was so wichtig ist, dass jemand sogar versucht hat, uns dafür umzubringen.« Irgendwo in seiner Stimme hörte ich Zorn. Gut für ihn. Alex war mir immer ein wenig zu passiv vorgekommen. Aber ich fragte mich, ob wir nun nicht den Kampf gegen die falschen Leute aufnehmen wollten. Ich persönlich reagiere ein bisschen nervös auf Bombenleger. Er widmete sich wieder der KI. »Jacob, versuch, eine Verbindung zu Agnes Shanley Crisp herzustellen.«
    Jacob bestätigte. Ich erhob mich und wanderte durch das Zimmer. Alex lauschte den Vögeln vor dem Haus. An diesem Nachmittag waren sie besonders laut. Dann meldete sich Jacob wieder. »Alex«, sagte er, »wie es scheint, ist der Code derzeit nicht aktiv.«

 
ZWÖLF
     
     
Darüber, von der Bildfläche zu verschwinden, gibt es eine Menge zu sagen. Sie können die Steuerbehörden austricksen; Ihre Verwandten auf die Palme bringen; Ihr soziales Umfeld erschüttern und einfach jedem etwas zu reden geben. Das ist ein einfacher Weg, um zur Legende zu werden. Und es fühlt sich gut an. Ich weiß es, weil ich es selbst ein paarmal getan habe.
    Schaparelli Cleve,
Autobiografie
     
    Alex hatte einige Fragen an Hans Waxman, den Mathelehrer. Aber Waxman kannte uns nicht und würde vermutlich nicht sonderlich darauf erpicht sein, mit Fremden über seine Freundin zu sprechen; also suchten wir nach einer besseren Lösung.
    Waxman nahm sein Frühstück an den meisten Tagen in einem ruhigen Lokal namens Sally’s an der Nordgrenze des Campus der Trinity University ein. Einige Tage nach unserem Rundgang durch Teri Barbers Haus sorgte ich dafür, dass ich bereits vor ihm dort war.
    Ich hatte einen Tisch in der Nähe des vorderen Fensters ausgesucht. Alex wartete im Park auf der anderen Straßenseite und bemühte sich, unverdächtig auszusehen. Ich wollte, dass Waxman die Straße erkennen konnte; also legte ich meinen Hut auf den Stuhl, der mit dem Rücken zum Fenster stand. Dann legte ich mein Lesegerät auf den Tisch und öffnete Mathematische Winkelzüge. Das ist eine Sammlung von Puzzles und logischen Problemen, und ich sorgte dafür, dass sie so auf dem Tisch lag, dass er den Titel erkennen konnte, wenn er zur Tür hereinkam.
    Er traf zur gewohnten Zeit ein und sah gedankenverloren aus. Vermutlich weilte sein Geist bereits bei den vor ihm liegenden Unterrichtseinheiten. Er war, wie man in der Mädchenumkleide sagen würde, ein süßer Kerl – groß, blond, hübsche Kinnlinie. In der Realität sah er sogar noch sympathischer aus als auf dem Bild. Wir stellten Augenkontakt her, und ich lächelte, und mehr war nicht nötig.
    Er kam zu mir, scharrte ein bisschen mit den Füßen und sagte Hallo. »Wie ich sehe, haben Sie Interesse an Puzzles«,

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