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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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bemerkte er.
    »Nur ein Hobby.« Puh. Er war attraktiv. Auf eine unschuldige Art. Die Art von Mann, die man nur noch selten zu sehen bekommt.
    Ich bestellte einen Obstteller und eine heiße Schokolade. Die Schokolade traf bereits ein, während er noch überlegte, mit welchem Zug er das Spiel fortsetzen sollte. Ich beschloss, ihm die Mühe zu ersparen, und streckte die Hand aus. »Jenny«, sagte ich.
    Sein Lächeln wurde breiter. Eigentlich war es eher ein schüchternes Grinsen, was einen Mann, der eigentlich fähig sein sollte, jede Frau im Sturm zu erobern, gleich noch ein bisschen attraktiver erscheinen ließ. »Schön, Sie kennen zu lernen, Jenny. Mein Name ist Hans. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Die Wahrheit lautet, ich habe diese Lüge schon bedauert, bevor ich sie ausgesprochen hatte. Alex hatte mich angewiesen, meinen richtigen Namen nicht zu benutzen, aber ich dachte, ja, gewiss, er war ein bisschen zu jung für mich, aber zum Teufel damit. Doch jetzt, nach diesem Schwindel, war er für mich für immer außer Reichweite. »Sicher«, sagte ich.
    Er wählte einen der verbliebenen Stühle mit Blick auf das Fenster, ganz, wie ich es geplant hatte, und setzte sich. »Sind Sie Lehrer?«, fragte ich.
    »Ja. Mathematik. Wie kommen Sie darauf?«
    Ich deutete mit einem Nicken auf mein Buch. »Den meisten Leuten wäre das gar nicht aufgefallen.«
    »Oh.« Sein Lächeln wurde immer strahlender. »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
    »So würde ich das nicht sagen. Aber wir sind in der Nähe einer Schule, und Sie sehen aus, als gehörten Sie…« Ich brach ab, legte den Kopf schief und zeigte ihm, dass er mich beeindruckt hatte. »Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll.«
    »Schon gut, Jenny. Danke. Außerdem habe ich tatsächlich in einer Dreiviertelstunde Unterricht.« Er bestellte Eier und Toast, und ich fragte ihn, woher er käme. Er fing an, über weit entfernte Orte zu sprechen. Mein Obstteller wurde serviert, und alles lief bestens. Er fragte mich, womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdiente.
    Ich gab mich als Finanzberaterin aus, die nur ihren Urlaub auf Trinity verbrachte. »Aus Wespac«, sagte ich. Wespac liegt mehr oder weniger in der Mitte des Kontinents. »Morgen muss ich wieder nach Hause fahren.«
    Seine Miene fiel in sich zusammen. Er sah ehrlich bekümmert aus, und ich gebe zu, ich war entzückt. »Tut mir Leid, das zu hören«, sagte er. »Es wäre schön gewesen, Sie wiederzusehen. Immer vorausgesetzt, Sie hätten Interesse daran gehabt.« Er griff nach der Speisekarte, sah sie aber nicht einmal an. »Sind Sie vielleicht heute Abend frei? Ich würde Sie sehr gern zum Essen einladen.«
    Ich zögerte.
    »Es gibt einige hervorragende Restaurants auf der Insel. Aber das wissen Sie bestimmt.«
    »Ja, das weiß ich. Und ich wünschte, ich könnte Ihre Einladung annehmen, Hans. Aber ich bin bereits anderweitig verpflichtet.« Süße Versuchung. Ich hätte nur zu gern Ja gesagt und den Abend genossen, wie immer er ausgegangen wäre. So reagierte ich normalerweise nicht auf Fremde, wie attraktiv sie auch sein mochten. Dann überlegte ich, dass das auch eine interessante Möglichkeit wäre, mich bei Barber zu revanchieren – nimm ihr den Freund weg und zeig ihm, was das Leben zu bieten hat. Aber das wäre Hans gegenüber unanständig gewesen.
    »Was ist so lustig, Jenny?«
    »Eigentlich gar nichts«, antwortete ich. »Ich treffe die gut aussehenden Jungs eben immer dann, wenn ich gerade dabei bin, die Stadt zu verlassen.« Ich ließ ihn fühlen, dass meine Worte mehr als nur ein Scherz waren.
    Dann lenkte ich das Gespräch wieder auf seinen Beruf, seine Leidenschaft für Mathematik und sein Bedauern angesichts der Studenten, die kaum imstande waren, den Reiz mathematischer Gleichungen zu erkennen. »Als hätten sie da einen blinden Fleck«, sagte er.
    »Wie lange sind Sie schon in Trinity, Hans?«, fragte ich.
    »Sechs Jahre. Zehn, wenn Sie meine Studienzeit mitrechnen.«
    »Ich habe eine Freundin, die auch hier unterrichtet. Literatur.«
    Das erregte seine Aufmerksamkeit. »Wirklich? Wer?«
    »Ihr Name ist Teri.«
    Er lächelte. »Ich kenne sie«, sagte er. Unverbindlich.
    Seine Eier wurden serviert. Er kostete eines, verkündete, wie schmackhaft sie seien, und biss in seinen Toast. »Sie hat die Insel verlassen. Ich weiß nicht, wo sie ist.«
    »Sie meinen, nach dem Unfall?«
    »Sie wissen davon?«
    »Ich weiß, dass ein Gleiter abgestürzt ist. Die Polizei hat sie gesucht. Sie glauben, dass

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