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Polarrot

Polarrot

Titel: Polarrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Tschan
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Familie vergiftete, Hitler Eva Braun zur Frau und an der Hand nahm, um sich nicht alleine eine Kugel in den Kopf schießen zu müssen, Keitel die bedingungslose Kapitulation unterschrieb, überquerte Breiter mit großen Schritten seine Weiden und befreite Leni von ihrem Brett vor dem Kopf.
    Nur Mayer war noch ein Gefangener seines Goldes und der Schweizer Armee. Die Demobilisierung und Aufhebung der Grenzbesetzung ließ auf sich warten. Schließlich wurde im Pazifik noch geschossen.
    Am 20. August 1945, endlich, demobilisierte auch die Schweizer Armee, der Aktivdienst wurde aufgehoben und General Guisan unter dreiundzwanzig Salutschüssen – für jeden Kanton einen – ehrenvoll entlassen.
    Am Mittwochabend, dem 22. August, bestand Mayer darauf, am anderen Morgen nach Mariastein zu fahren und das Gold zu holen.
    „Das Gold ist hier“, sagte Breiter mit fester Stimme.
    „Was?“
    „Das Gold ist hier.“
    Mayer benötigte einen Moment, bis er sich im Klaren war, was Breiter da sagte.
    „Seit wann?“
    „Schon immer.“
    Mayer hob mit einem Ruck den Tisch an. Wein, Gläser, die Pfanne mit dem Eintopf, Teller und Besteck landeten auf Breiters Schoß, knallten auf den Boden und was Glas oder Keramik war, zersplitterte in tausend Stücke. Mayer ging auf Breiter los, schlug ihn gegen den Kopf, traf die Nase, Breiter fiel vom Stuhl in die Pfütze aus Eintopf, Wein und Scherben, Mayer setzte nach, trat nach, Breiter griff nach irgendetwas, bekam das Stuhlbein zu fassen und schlug mit dem Stuhl Richtung Mayer. Er erwischte ihn mit der Lehne an Stirn und Nase, Mayer taumelte, Breiter zog ihm die Füße weg, Mayer fiel, schlug dabei mit der Schulter auf der Herdkante auf und kam neben Breiter zu liegen.
    „Ich war im KZ“, schrie Breiter Mayer an, „das hat seinen Preis.“
    Mayer richtete sich unter höllischen Schmerzen auf und lehnte sich an den Restwärme ausstrahlenden Herd.
    „Aber warum muss ich dafür bezahlen?“ keuchte Mayer und versuchte sich mit dem Ärmel das Blut von den Lippen und unter der Nase abzuwischen.
    Breiter setzte sich ebenfalls auf, so dass sie Seite an Seite, Kopf an Kopf saßen.
    „Weil ich deinetwegen dort war“, zischte Breiter.
    „Ha, ich habe dich ja mit aller Macht gezwungen.“
    „Weißt du, was das Schlimmste war, willst du das wissen? Jeder war mein Vater, jeder, der mich erniedrigte, mir den Fuß in den Nacken setzte, mich entwürdigte und prügelte, war mein Vater, der nach Schnaps stinkend über mir saß und nochmals zuschlug.“
    „Aber das ist nicht mein Problem, nicht meine Geschichte. ‚Ich kann nichts für deine Geschichte, du kannst nichts für meine.‘ Deine Worte, erinnerst du dich? Erinnerst du dich?“, wurde Mayer lauter und lauter.
    „Aber du hast deine Geschichte zu meiner gemacht, und ich mach meine zu deiner“, gellte Breiter.
    „Nein, nein, nein, es war deine Entscheidung, es war deine Gier, deine Flucht, deine Einbildung.“
    Breiter drehte sich um, zog sich am Herd hoch, stützte sich ab, stieg über Mayer zum Schüttstein, nahm ein Handtuch, nässte es und wusch sich das Gesicht ab. Die Nase schmerzte.
    „Du hast mir die Nase gebrochen“, brummte er.
    „Du mir auch“, kontrollierte Mayer seine Nase.
    „Leck mich am Arsch“, raunzte Breiter, warf ihm das blutige Handtuch hin, wankte aus der Küche, setzte sich draußen auf die Bank und wünschte, Elsie wäre noch hier. Mit Elsie wäre das alles nicht passiert, bildete er sich ein.
    „Arschloch“, knurrte Mayer, schmiss das Handtuch auf den Boden, rappelte sich hoch, wusste nicht, wohin und entschloss sich letztlich zu duschen. In seiner Dusche.
    Als Mayer am nächsten Morgen in die Küche kam, waren alle Spuren der nächtlichen Schlägerei beseitigt, auf dem Küchentisch stand eine dampfende Tasse Kaffee und daneben lagen zwei Stapel blitzblank geputzter, glänzender Goldbarren. Mayer strich mit dem Zeigefinger darüber, nahm einen in die Hand, prüfte sein Gewicht und sah dann, dass es zu wenig waren. Er zählte nach: fünfzehn. Er zählte zur Sicherheit nochmals nach. Fünfzehn, kein Zweifel, neun fehlten. Wut kochte in ihm hoch. Er stürmte zum Haus hinaus, fand Breiter mit verpflasterter Nase auf der Bank und pflanzte sich vor ihm auf: „Was soll das? Da fehlen neun.“
    Breiter tätschelte ganz ruhig den Platz neben sich auf der Bank. „Setz dich, ich erkläre es dir.“
    „Ich bleib stehen.“
    „Gut, wie du willst – Kursgewinn.“
    „Kursgewinn?“
    „Ja, Kursgewinn.“
    Breiter

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