Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
Vom Netzwerk:
Zwischenfälle überstanden hatten, wurde Murdock allmählich ruhiger. Die Besatzung ging unterdessen ihren diversen Aufgaben nach, die sie während der fast dreiwöchigen Fahrt nach New York erledigen mussten.
    Je weiter sie nach Osten kamen, desto mehr drang das Eis in Richtung Festland vor, bis die Fahrrinne im Amundsen Golf, südlich der Banks-Insel, nur mehr knapp dreißig Meilen breit war. Als sie bereits fünfhundert Meilen von Alaska entfernt waren, wunderte sich Murdock langsam, dass sie noch immer keinem kanadischen Patrouillenboot begegnet waren. Man hatte ihn darauf hingewiesen, dass zwei Kutter der kanadischen Küstenwache den Amundsen Golf regelmäßig absuchten und jeden in Richtung Osten fahrenden Frachter abfingen, der die Gebühr für die Passage nicht bezahlt hatte.
    »Die Victoria-Insel kommt in Sicht«, meldete Wilkes.
    Alle Mann auf der Brücke hielten Ausschau nach der mit Tundragras überwucherten Insel, die im grauen Dunst kaum zu erkennen war. Das riesige Eiland, größer als der US-Bundesstaat Kansas, war mit seiner vierhundert Meilen langen Küste dem nordamerikanischen Festland vorgelagert. Die Fahrrinne vor der
Polar Dawn
wurde noch schmaler, als der Kutter in die Dolphin-und-Union-Straße vordrang, die nach zwei Booten benannt war, die Franklin bei einer früheren Polarexpedition eingesetzt hatte, bis das von beiden Seiten vordringende Eis nur noch einen zehn Meilen breiten Wasserstreifen frei ließ. Notfalls konnte die
Polar Dawn
auch durch das meterdicke Eis pflügen, aber Murdock achtete darauf, dass der Kutter in der durch das warme Frühlingswetter entstandenen offenen Passage blieb.
    Die
Polar Dawn
hatte weitere hundert Meilen in der zusehends enger werdenden Wasserstraße zurückgelegt, als die zweite Polarnacht in arktischen Gewässern anbrach. Kaum hatte sich Murdock nach einem späten Abendessen wieder auf die Brücke begeben, da meldete der Radarbeobachter erst einen, dann einen zweiten Kontakt.
    »Beide bewegen sich im Augenblick nicht von der Stelle«, sagte er. »Der eine liegt nördlich, der andere unmittelbar südlich davon. Auf unserem derzeitigen Kurs fahren wir genau zwischen den beiden durch.«
    »Das dürften die Patrouillenboote sein«, sagte Murdock leise.
    Als sie sich den beiden Booten näherten, tauchte auf dem Radarsichtgerät gut zehn Meilen voraus ein weiteres, größeres Schiff auf. Zunächst rührte sich keines der Patrouillenboote von der Stelle, als die
Polar Dawn
sie passierte, doch als Murdock zum Radarsichtgerät ging und dem Beobachter über die Schulter blickte, sah er, dass die beiden Boote ihre Position nun verließen und sich langsam hinter sein Schiff setzten.
    »Sieht so aus, als ob wir möglicherweise Ärger kriegen, wenn wir über Los gehen und unsere zweihundert Dollar kassieren«, sagte er zu Wilkes.
    »Noch halten sie Funkstille«, stellte der Erste fest. »Vielleicht langweilen sie sich bloß.«
    Mittlerweile lag eine dunstige Dämmerung über der Wasserstraße und tauchte die ferne Küste der Victoria-Insel in ein dunkles Lila. Murdock versuchte, das Schiff mit dem Fernglas auszumachen, konnte aber nur die grauen Umrisse erkennen. Er ließ den Kurs leicht ändern, damit sie das Schiff an Backbord passierten und möglichst viel Manövrierraum hatten. Doch dazu kam es nicht mehr.
    Im schwindenden Tageslicht hatten sie sich dem größeren Schiff bis auf zwei Meilen genähert, als auf dem grauen Schemen ein orangefarbenes Licht aufblitzte. Die Männer auf der Brücke der
Polar Dawn
hörten ein leises Heulen, dann sahen sie vierhundert Meter an Steuerbord voraus eine gut zehn Meter hohe Wassersäule aufspritzen.
    »Die haben eine Granate auf uns abgeschossen«, stieß Wilkes erschrocken aus.
    Im nächsten Moment drang ein Knistern aus dem Funkgerät.
    »
Polar Dawn
,
Polar Dawn
, hier ist das kanadische Kriegsschiff
Manitoba
. Sie sind in unsere Hoheitsgewässer eingedrungen. Drehen Sie bitte bei und bereiten Sie sich auf ein Prisenkommando vor.«
    Murdock griff zum Mikrofon. »
Manitoba
, hier spricht der Kapitän der
Polar Dawn
. Unsere Route wurde dem Außenministerium in Ottawa mitgeteilt. Ich bitte um Erlaubnis zur Weiterfahrt.«
    Murdock mahlte mit den Zähnen, während er auf die Antwort wartete. Er hatte den strengen Befehl, unter keinen Umständen eine Auseinandersetzung zu provozieren. Aber man hatte ihm auch versichert, dass die
Polar Dawn
nicht aufgehalten werden würde. Doch jetzt wurde er von der
Manitoba
beschossen, einem

Weitere Kostenlose Bücher