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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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nagelneuen kanadischen Kreuzer, der eigens für den Einsatz in der Arktis gebaut worden war. Die
Polar Dawn
hingegen war zwar genau genommen ein Kriegsschiff, aber weder bewaffnet noch besonders schnell. Einen modernen Kreuzer konnte sie mit Sicherheit nicht abhängen, zumal die beiden Patrouillenboote hinter ihr jeden Fluchtweg versperrten.
    Auf Murdocks Funkspruch hin meldete sich zunächst niemand, dann leuchtete auf dem Deck der
Manitoba
ein weiterer orangefarbener Lichtblitz auf. Diesmal schlug die Granate aus der 12cm-Kanone des Kriegsschiffes nur knapp fünfzig Meter vor dem Kutter der Küstenwache im Wasser auf, sodass die Druckwelle der Explosion im ganzen Schiff zu spüren war. Wieder knisterte das Funkgerät.
    »
Polar Dawn
, hier
Manitoba
«, meldete sich eine freundliche Stimme, die ganz und gar nicht zu der Situation passte. »Ich muss darauf bestehen, dass Sie beidrehen und uns an Bord kommen lassen. Ich habe den Befehl, Sie zu versenken, wenn Sie nicht gehorchen. Over.«
    Murdock wartete nicht auf den nächsten orangefarbenen Lichtblitz auf der
Manitoba
.
    »Maschinen stoppen«, befahl er dem Rudergänger.
    Mit schleppender Stimme teilte er der
Manitoba
mit, dass er beidrehen werde. Dann ließ er den Funker eine verschlüsselte Nachricht an das regionale Hauptquartier der Küstenwache in Juneau absetzen, in der er ihre Lage erklärte. Anschließend wartete er schweigend auf das kanadische Enterkommando und fragte sich, ob dies das Ende seiner Karriere als Seemann war.
    Wenige Minuten später ging ein schwer bewaffneter Trupp kanadischer Special Forces längsseits und begab sich sofort an Bord der
Polar Dawn
. Wilkes, der Erste Offizier, nahm das Enterkommando in Empfang und geleitete es zur Brücke. Der Führer des Trupps, ein kleiner, hohlwangiger Mann, salutierte vor Murdock.
    »Lieutenant Carpenter, Einsatzgruppe zwei der Special Forces«, sagte er. »Ich habe den Befehl, das Kommando über Ihr Schiff zu übernehmen und es nach Kugluktuk zu bringen.«
    »Und was ist mit der Besatzung?«, fragte Murdock.
    »Darüber wird auf höherer Ebene entschieden.«
    Murdock trat einen Schritt näher und blickte auf den kleineren Lieutenant herab. »Kann ein Soldat des Heeres ein neunzig Meter langes Schiff steuern?«, fragte er skeptisch.
    »Ich war früher bei der Handelsmarine.« Carpenter lächelte. »Habe seit meinem zwölften Lebensjahr auf dem Schlepper meines Vaters ausgeholfen und Lastkähne voller Kohle den Sankt-Lorenz-Strom hinaufgeschoben.«
    Murdock verzog lediglich das Gesicht. »Sie können das Ruder übernehmen«, sagte er schließlich und trat beiseite.
    Carpenter machte seine Sache gut. Gekonnt steuerte er die
Polar Dawn
durch die Wasserstraße und den westlichen Teil des Coronation Golfs, bis sie acht Stunden später in den kleinen Hafen von Kugluktuk einlief. Eine Abteilung der Royal Canadian Mountain Police war am Industriekai angetreten, als das Schiff anlegte und vertäut wurde. Die
Manitoba
, die die
Polar Dawn
auf dem Weg zum Hafen beschattet hatte, betätigte draußen in der Bucht die Schiffssirene, machte dann kehrt und nahm wieder Kurs auf den Golf.
    Die Besatzung der
Polar Dawn
wurde zusammengetrieben und zu einem ehemaligen Fischlagerhaus gebracht, von dessen verwitterten Außenwänden die Farbe abblätterte. Drinnen hatte man für die gefangen gesetzte Besatzung in aller Eile mehrere Reihen provisorischer Feldbetten aufgeschlagen. Darben mussten die Männer allerdings nicht. Ihre Bewacher versorgten sie mit warmem Essen, kaltem Bier sowie Büchern und Videos zur Unterhaltung. Murdock nutzte die Gelegenheit und wandte sich an den verantwortlichen Polizisten, einen hoch aufgeschossenen Mann mit eisblauen Augen.
    »Wie lange werden wir hier eingesperrt?«, fragte der Kapitän.
    »Das weiß ich selbst nicht. Ich kann Ihnen lediglich mitteilen, dass unsere Regierung eine Entschuldigung und Wiedergutmachung für die Zerstörung des Eiscamps in der Beaufortsee verlangt sowie ein Zugeständnis, dass die Nordwestpassage von Rechts wegen ein Teil der kanadischen Hoheitsgewässer ist. Alles Weitere hängt von Ihrer Regierung ab. Ihre Männer werden rücksichtsvoll behandelt, aber ich muss Sie vor jedem Fluchtversuch warnen. Wir haben die Erlaubnis, notfalls Gewalt anzuwenden.«
    Murdock nickte und verkniff sich ein Lächeln. Er wusste, dass die Forderung in Washington auf taube Ohren stoßen würde.
48
    Pitt war gerade in Calgary aus der Linienmaschine gestiegen, als die Nachricht über

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