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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Trevor.
    »Er stammt aus den Anfängen des Bergbaus, als die Steiger Kanarienvögel in die Stollen mitnahmen, die sie im Falle einer Erstickungsgefahr durch Grubengase warnen sollten. Ich bin auf den Begriff gestoßen, als ich mal ein altes, vollgelaufenes Bergwerk erkunden wollte, das angeblich präkolumbische Artefakte enthalten sollte. Dein Bruder war Arzt, daher dürfte er ihn gekannt haben. Ich glaube, er wollte diese Nachricht schreiben, um andere zu warnen.«
    »Hast du das noch jemand anderem erzählt?«, fragte Trevor.
    »Nein«, erwiderte Summer. »Ich dachte mir, dass du vielleicht ein paar Takte mit dem Polizeichef von Kitimat reden möchtest, wenn du zurückkehrst.«
    Trevor nickte, wandte sich dann aber mit geistesabwesendem Blick von Summer ab.
    »Wir müssen den Zug erwischen«, sagte Dirk und warf einen Blick zur Wanduhr. »Lass uns demnächst mal in wärmerem Wasser tauchen«, sagte er zu Trevor und schüttelte ihm die Hand.
    Summer drängte sich dazwischen und gab ihm einen innigen Kuss. »Und denk dran, nach Seattle sind es nur hundert Meilen.«
    »Ja«, sagte Trevor lächelnd. »Und ich habe keine Ahnung, wie lange ich in Vancouver bleiben und mich um ein neues Boot kümmern muss.«
    »Wahrscheinlich ist er längst wieder am Ruder, bevor wir unseres wiedersehen«, maulte Dirk beim Hinausgehen.
    Doch er sollte sich irren. Zwei Tage nach ihrer Rückkehr in die NUMA-Außenstelle in Seattle fuhr dort ein Tieflader mit ihrem Boot vor, das sie vor Gil Island zurückgelassen hatten. Es war vollgetankt, und auf dem Sitz des Rudergängers stand eine Flasche mit teurem französischem Burgunder.

47
    Auf Anweisung des Präsidenten drang die Polar Dawn, ein Kutter der US-Küstenwache, unmittelbar nördlich des Yukon unverfroren in kanadische Hoheitsgewässer ein. Als sie in östlicher Richtung durch das kabbelige Wasser der Beaufortsee pflügte, starrte Kapitän Edwin Murdock erleichtert von der Brücke aus nach vorn. Nirgendwo war eine kanadische Flottille zu sehen, die ihn stellen wollte, wie es ein paar Leute an Bord befürchtet hatten.
    Ihr Einsatz hatte vor mehreren Monaten ganz harmlos begonnen, als man ihnen den Auftrag erteilte, mittels seismischer Messungen die Ausdehnung des Packeises entlang der Nordwestpassage zu erfassen. Das war allerdings lange vor den Zwischenfällen mit der
Atlanta
und dem Eisforschungslabor 7 gewesen. Der Präsident, der den Unmut der Kanadier nicht noch weiter erregen wollte, hatte die Fahrt ursprünglich unterbinden wollen, doch der Verteidigungsminister hatte ihn davon überzeugt, dass sie den Einsatz durchziehen sollten, und darauf verwiesen, dass die Kanadier ihn anstandslos bewilligt hatten. Es könnte sonst Jahre dauern, so beteuerte er, bis die USA in der Lage wären zu zeigen, dass sie die von Kanada beanspruchten Hoheitsgewässer nicht akzeptierten, ohne den nördlichen Nachbarn allzu sehr zu provozieren.
    »Der Himmel ist frei, das Radarsichtgerät leer, Seegang ein bis anderthalb Meter«, sagte der Erste Offizier der
Polar Dawn
, ein zaundürrer Afroamerikaner namens Wilkes. »Ideale Bedingungen für eine Fahrt durch die Passage.«
    »Hoffentlich bleibt es in den nächsten sechs Tagen auch so«, erwiderte Murdock. Er blickte durch die Brückenverglasung und bemerkte an Steuerbord ein Funkeln am Himmel. »Ist unser fliegender Geleitschutz noch da?«, fragte er.
    »Ich glaube, die behalten uns auf den ersten fünfzig Meilen in kanadischen Gewässern im Auge«, erwiderte Wilkes, der sich auf die P-3 Orion bezog, eine Aufklärungsmaschine der Navy, die gerade über ihnen kreiste. »Danach sind wir auf uns allein gestellt.«
    Niemand rechnete damit, dass die Kanadier etwas gegen sie unternahmen, aber die Offiziere und die Besatzung des Schiffes wussten durchaus um die hitzigen Reden, die in den letzten zwei Wochen in Ottawa geschwungen worden waren. Die Mehrzahl hielt das für die bloße Phrasendrescherei einiger Politiker, die auf Stimmenfang aus waren. Jedenfalls hofften sie das.
    Die
Polar Dawn
pflügte am Rand des Packeises, von dem gelegentlich Schollen jedweder Größe abbrachen, in Richtung Osten durch die Beaufortsee und zog dabei einen schlittenförmigen seismischen Sensor hinter sich her, der im Vorbeifahren die Dicke und Dichte des Eises aufzeichnete.
    Um diese Jahreszeit herrschte in diesen Gewässern kaum Verkehr, wenn man von dem einen oder anderen Fischkutter oder einem Schiff mit Ölsuchern einmal absah. Nachdem sie die erste kurze Polarnacht ohne

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