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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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den koreanischen Frachter und passte sich dessen Tempo an. Gemeinsam fuhren sie durch die kurze Nacht und in die triste graue Dämmerung. Pitt und Stenseth hielten auf der Brücke Wache und lösten den Rudergänger ab, während Giordino jede Stunde mit ein paar Tassen starkem Kaffee auftauchte. Das Forschungsschiff bei rauer See im Radarschatten des Frachters zu halten, war ziemlich anstrengend, denn der Koreaner war zwar gut dreißig Meter länger als das NUMA-Schiff, aber durch den Abstand zwischen beiden Schiffen wurde der Schattenpfad schmaler. Umso hilfreicher war Dahlgrens Computerprogramm, weshalb Stenseth das versprochene Bier jede Stunde, die sie unentdeckt blieben, weiter aufstockte.
    Die beiden Schiffe befanden sich genau nördlich von Bathurst, als plötzlich ein Funkspruch einging, der die Männer auf der Brücke erstarren ließ.
    »Küstenwachstation Bathurst ruft Schiff auf Position 70.8590 Nord, 128.4082 West. Bitte identifizieren Sie sich und geben Sie Ihren Bestimmungshafen an.«
    Alle hielten die Luft an, als das koreanische Schiff seinen Namen und den Zielhafen Kugluktuk durchgab. Nachdem die Küstenwache die Durchsage bestätigt hatte, beteten alle schweigend, kein zweiter Funkspruch möge eingehen. Fünf Minuten vergingen, dann zehn, und das Funkgerät blieb noch immer stumm. Als zwanzig Minuten verstrichen waren, wurde die Besatzung allmählich gelöster. Drei Stunden fuhren sie noch neben dem Frachter her, ehe sie außer Reichweite der Radarstation waren. Als die
Narwhal
zu einer Landzunge im Amundsen Golf kam, hinter der sie von Bathurst nicht mehr gesehen werden konnte, ließ der Kapitän die Geschwindigkeit auf zwanzig Knoten erhöhen, worauf sich das Schiff an dem langsamen Frachter vorbeischob.
    Der koreanische Kapitän betrachtete das türkise Schiff mit der flatternden Ahornblattflagge, während es vorbeifuhr. Als er sein Fernglas auf die Brücke der
Narwhal
richtete, sah er zu seinem Erstaunen, dass ihm die Besatzung dort lachend zuwinkte. Verwundert zuckte der Kapitän die Achseln. »Zu lange in der Arktis«, murmelte er vor sich hin, dann widmete er sich wieder seiner Aufgabe und steckte den Kurs nach Kugluktuk ab.
    »Gut gemacht, Käpt’n«, sagte Pitt.
    »Ich nehme an, jetzt gibt’s kein Zurück mehr«, erwiderte Stenseth.
    »Wann erreichen wir in etwa die King-William-Insel?«, fragte Giordino.
    »Wir haben noch knapp über fünfhundert Meilen vor uns, bei diesem Seegang also etwa vierundzwanzig Stunden, vorausgesetzt, das lausige Wetter bleibt uns erhalten. Und wenn wir auf keine Patrouillenboote stoßen.«
    »Das ist das geringste Ihrer Probleme, Käpt’n«, sagte Pitt.
    Stenseth warf ihm einen fragenden Blick zu. »Ist dem so?«, fragte er.
    »Ja«, erwiderte Pitt grinsend. »Ich würde nämlich gern wissen, wo Sie in der Arktis zwei Kästen Lone-Star-Bier hernehmen wollen.«
52
    Kugluktuk, das früher nach einem Fluss, an dem es liegt, Coppermine hieß, ist ein kleiner Handelsposten am Coronation Golf. An der Nordküste des kanadischen Territoriums Nunavut gelegen, ist sie eine von nur einer Handvoll von Hafenstädten nördlich des Polarkreises.
    Der Hochseehafen war es denn auch, den Mitchell Goyette an Kugluktuk so verlockend fand, denn nirgendwo sonst gab es Kaianlagen, die so nahe an den Athabasca-Ölsandfeldern in der Provinz Alberta lagen. Deshalb hatte Goyette auch viel Geld investiert, um ein Terminal für den Export seines nicht raffinierten Bitumens zu bauen. Er hatte für wenig Geld eine kaum benutzte Eisenbahnlinie vom Athabasca nach Yellowknife erworben und dann deren Verlängerung nach Norden, bis Kugluktuk finanziert. Jetzt rollten, von speziell zum Schneeräumen konstruierten Lokomotiven gezogen, lange Reihen von Tankwagen über diese Trasse, die bei jeder Fahrt fünfundzwanzigtausend Barrel Bitumen beförderten. In Kugluktuk wurde das wertvolle Schweröl dann auf Goyettes mächtige Leichter verladen und quer über den Pazifik nach China transportiert, wo ein ordentlicher Profit damit zu machen war.
    Da der nächste Eisenbahntransport erst in einigen Tagen fällig war, herrschte am Endbahnhof von Goyettes Athabasca Shipping Company im Augenblick eine gespenstische Stille. Der Eisbrecher
Otok
und ein an dessen Heck vertäuter Leichter lagen am Kai. Zwei weitere, hoch im Wasser liegende Leichter ankerten draußen in der Bucht. Nur das rhythmische Pumpen einer Treibstoffverbindung, über die die Tanks des Eisbrechers mit Diesel gefüllt wurden, deutete darauf

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