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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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er fünfunddreißig Jahre verheiratet war, seinen Parlamentssitz mühelos gewonnen hatte.
    Elizabeth Finlay, eine zierliche, aber abenteuerlustige Frau, stammte aus einer alten kanadischen Siedlerfamilie und war sehr stolz auf ihre Herkunft. Über die ihrer Meinung nach nicht gerechtfertigten auswärtigen Einflüsse auf Kanada war sie beunruhigt und setzte sich immer wieder für härtere Einwanderungsbedingungen und strengere Regeln für ausländische Eigentumsrechte und Investitionen ein. Ein ums andere Mal legte sie sich mit der Geschäftswelt an, wurde für ihren Mut, ihre Direktheit und Ehrlichkeit aber weithin bewundert.
    Sie trat aus der Hintertür, ging über einen gepflegten Rasen und stieg die Treppe zu einem wuchtigen hölzernen Anlegesteg hinab, der sich in die Bucht erstreckte. Ein ausgelassener schwarzer Labrador folgte ihr auf den Fersen und wedelte fröhlich mit dem Schwanz. Am Steg lag eine schnittige, zwanzig Meter lange Motoryacht vertäut. Obwohl sie fast zwanzig Jahre alt war, funkelte sie dank einwandfreier Pflege wie neu. Der Yacht gegenüber lag ein kleines, nur knapp fünf Meter langes hölzernes Wayfarer-Segelboot mit hellgelbem Rumpf. Das alte Regattaboot wirkte ebenso wie die Yacht tadellos gewartet und sah mit seinen auf Hochglanz polierten Messingbeschlägen und Holzleisten wie neu aus.
    Als er ihre Schritte auf den Holzplanken hörte, stieg ein schlanker, grauhaariger Mann von der Yacht und begrüßte Finlay.
    »Guten Morgen, Mrs. Finlay. Wollen Sie mit der
Columbia Express
auslaufen?«, fragte er und deutete auf die Yacht.
    »Nein, Edward, heute habe ich Lust zu segeln. Dabei bekomme ich den Kopf leichter frei – von der Politik in Ottawa.«
    »Hervorragend«, erwiderte er und half ihr und dem Hund ins Boot. Er löste die Vertäuleinen an Bug und Heck und schob das Boot vom Anleger weg, während Finley das Großsegel setzte.
    »Passen Sie auf Frachter auf«, sagte der Hausverwalter. »Heute scheint ziemlich viel Verkehr zu sein.«
    »Danke, Edward. Bis zum Mittag bin ich zurück.«
    Der Wind füllte rasch das Großsegel, und Finlay konnte ohne den Außenbordmotor in den Hafen segeln. Als das offene Hafenbecken vor ihr lag, kreuzte sie auf, ging auf Südostkurs und steuerte an einer Fähre nach Seattle vorbei. Sie saß in dem kleinen Cockpit, schnallte den Sicherheitsgurt um und blickte sich dann um. Links von ihr fiel die malerische Küste von Vancouver Island zurück, deren spitzgiebelige, um die Jahrhundertwende errichtete Gebäude wie eine Reihe von Puppenhäusern wirkten. Weit voraus zog sich ein steter Strom von Frachtern, die teils Vancouver, teils Seattle anliefen, durch die Juan-de-Fuca-Straße. Ein paar andere unverwüstliche Segel- und Fischerboote tummelten sich im Sund, aber die weite Wasserfläche bot den anderen Schiffen viel freien Seeraum. Finlay betrachtete ein kleines, vorbeiröhrendes Motorboot, dessen Insasse ihr freundlich zuwinkte, bevor er vor ihr davonrauschte.
    Sie lehnte sich zurück, atmete die Salzluft genüsslich ein und schlug den Kragen gegen die aufspritzende Gischt hoch, dann segelte sie auf eine kleine Inselgruppe östlich von Victoria zu und ließ dem Wayfarer ebenso wie ihren Gedanken freien Lauf. Vor zwanzig Jahren waren sie und T. J. in einem viel größeren Boot über den Pazifik gesegelt, und als sie in abgelegenen Seegebieten unterwegs gewesen waren, hatte sie festgestellt, dass ihr die Einsamkeit guttat. Sie war stets der Meinung gewesen, dass ein Segelboot ein bemerkenswertes Therapiemittel war. Schon nach ein paar Minuten auf dem Wasser fiel der tägliche Stress von ihr ab, und sie wurde ruhiger. Im Scherz pflegte sie oft zu sagen, dass das Land mehr Segelboote und weniger Psychologen bräuchte.
    Das kleine Boot schoss durch die kabbeliger werdende Dünung, als Finley die offene Bucht durchquerte. Sie näherte sich Discovery Island, kreuzte dann nach Südosten auf und segelte in eine geschützte Bucht der grünen Insel, die nur eine Meile lang war. Eine Schule Orcas tauchte ganz in der Nähe auf, und Finley verfolgte sie mehrere Minuten lang, bis sie wieder abtauchten. Sie kreuzte erneut in Richtung Insel auf und sah, dass sich bis auf das Motorboot, das sie vorhin überholt hatte, weit und breit keine anderen Schiffe auf dem Wasser befanden. Allem Anschein nach zog das Motorboot vor ihr weite Kreise. Finlay schüttelte unwirsch den Kopf, als sie den Lärm des großen Außenbordmotors hörte.
    Plötzlich blieb das Motorboot kurz vor ihr

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