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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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in der kabbeligen See hinter ihnen herstampfte.
    »Nein«, erwiderte er nach kurzem Nachdenken. »Die sollten es da, wo sie sind, ganz gemütlich haben.«
    Als
gemütlich
hätte es Rick Roman kaum bezeichnet. Aber unter den gegebenen Umständen hatten sie das Beste aus der Situation gemacht.
    In ihrem eisigen stählernen Verlies konnten sie sich nicht warm halten, aber der herumliegende Müll war ihre Rettung. Roman ließ die Männer im Schein seiner Taschenlampe den Reifenberg in Angriff nehmen. Zunächst wurde eine Schicht Gummi über das Deck gelegt, dann bauten sie Wände auf, sodass ein kleinerer Raum entstand, in den dennoch alle hineinpassten. Anschließend wurden die Vertäuleinen um die Reifen geschlungen, damit eine weitere Isolationsschicht entstand und zugleich ein Polster, auf dem die Männer liegen konnten. Dann schmiegten sich alle so eng aneinander, dass durch ihre Körperwärme die Temperatur in dem engen Raum allmählich anstieg. Nach einigen Stunden richtete Roman den Lampenstrahl auf eine Wasserflasche und sah, dass die obersten fünf, sechs Zentimeter Eis getaut waren. Ihre isolierte Kammer hatte sich auf über null Grad aufgewärmt, stellte er zufrieden fest.
    Aber das war auch das Einzige, was ihn seit einiger Zeit halbwegs zufriedenstellte. Als Murdock und Bojorquez nach über einstündiger Inspektion des Leichters zurückgekehrt waren, hatten sie nur schlechte Nachrichten mitgebracht. Murdock hatte hinter ihrem Raum keinen Ausgang gefunden, von den riesigen Frachträumen einmal abgesehen. Aber die mächtigen Lukendeckel, mit denen sie verschlossen waren, wirkten wie fest geschweißt und ließen sich nicht bewegen.
    »Ich habe das hier gefunden«, sagte Bojorquez und hielt einen kleinen Zimmermannshammer mit Holzgriff fest. »Offenbar hat ihn jemand in den Frachtraum fallen lassen und sich nicht die Mühe gemacht, ihn wieder rauszuholen.«
    »Bei diesen Luken würde uns nicht mal ein Vorschlaghammer was nützen«, erwiderte Roman.
    Trotzdem machte sich Bojorquez unverzagt mit dem kleinen Werkzeug am Riegel der Luke zu schaffen. Bald darauf wurde das Knarren und Ächzen des stampfenden Leichters von den ständigen Hammerschlägen begleitet. Männer stellten sich an, um es ebenfalls zu versuchen, die meisten aus Langeweile oder weil sie sich aufwärmen wollten. Plötzlich übertönte Murdocks Stimme den Lärm.
    »Der Schlepper wird langsamer.«
    »Hört auf zu hämmern«, befahl Roman.
    Sie hörten, wie die tief dröhnenden Maschinen des Eisbrechers langsamer drehten, und ein paar Minuten später tuckerten sie nur noch im Leerlauf. Dann stieß der Leichter gegen irgendetwas. Die Männer, die schweigend die Ohren spitzten, hofften, aus diesem eisigen Verlies möglichst bald herauszukommen.
59
    Die Royal-Geographical-Society-Inseln wirkten wie eine Masse gelb-brauner Hügel, die aus dem kabbeligen schiefergrauen Wasser aufragten. Sie verdankten den Namen ihrem Entdecker Roald Amundsen, der 1906 mit der
Gjøa
als erster Mensch nach dreijähriger Fahrt die Nordwestpassage bewältigt hatte. Im Laufe des folgenden Jahrhunderts gerieten die Inseln beinahe in Vergessenheit, bis eine unabhängige Explorationsfirma auf der Westinsel Zinkvorkommen fand, die im Tagebau gefördert werden konnten, und die Schürfrechte an Mid-America verkaufte.
    Das Lager von Mid-America war an einer breiten Bucht an der zerklüfteten Südküste der Insel errichtet worden, die von zahlreichen Fjorden durchzogen wurde. Eine – naturgegebene – tiefe Fahrrinne ermöglichte selbst großen Schiffen die Einfahrt in die Bucht, vorausgesetzt, das Meereis war über den Sommer geschmolzen. Das Unternehmen hatte dort einen schwimmenden Pier gebaut, der hundert Meter weit ins Wasser hinausragte und jetzt einsam und verlassen zwischen den Eisschollen stand.
    Zak ließ den Kapitän den Pier anlaufen, während er mit einem Fernglas die Küste absuchte. Er musterte zwei Fertigbauten, die unter einer Klippe neben einer Schotterpiste standen, die sich ein Stück ins Landesinnere zog. Die Fenster der Gebäude waren dunkel, und vor den Türen hatten sich Schneewehen aufgetürmt. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die Anlage noch immer geschlossen war, ließ er die
Otok
am Pier vertäuen.
    »Holen Sie die Geologen und bringen Sie sie an Land«, wies er den Kapitän an. »Ich will wissen, was für Mineralien das Erz enthält, das hier abgebaut wird. Und ich möchte etwas über die geologische Beschaffenheit der Gegend

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