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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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draußen im Camp auch einen Schrei zu hören. Dann ging um sie herum die Welt unter.
    Mit einem ohrenbetäubenden Knirschen verschwand die ganze hintere Wand der Messe, und in dem Loch tauchte ein gewaltiger grauer Keil auf. Das hoch aufragende Ding pflügte durch den Raum und hinterließ eine zehn Meter breite Spur der Verwüstung. Das von den tragenden Teilen gerissene Dach wurde von einer Bö erfasst und flog davon, gleichzeitig strömte eisige Luft ins Innere. Voller Entsetzen sah Bue, wie Benson von dem Eis und der Gischt verschlungen wurde, die die graue Masse emporschleuderte. Eben noch hatte der Koch mit einer Tasse Kaffee in der Hand dagestanden, und im nächsten Augenblick war er weg.
    Der Boden unter Bues Füßen wölbte sich so, dass er samt dem Tisch zur Tür geschleudert wurde. Mühsam rappelte er sich auf und starrte auf den grauen Koloss, der vor ihm auftauchte. Es war ein Schiff, stellte er fassungslos fest, das mitten durch das Camp und das dünne Eis pflügte, auf dem es stand.
    Im wirbelnden Schnee hatte es etwas Gespenstisches an sich, aber er konnte eine große weiße 54 erkennen, die auf den Bug gemalt war. Als sich der Koloss mit einem tiefen Grollen an ihm vorbeischob, bemerkte Bue eine große amerikanische Flagge, die an der Mastspitze wehte, bevor das Schiff in einer weißen Wolke verschwand. Er torkelte unwillkürlich darauf zu und rief nach Benson, bis er um ein Haar in dem schwarzen Wassergraben gelandet wäre, den das Schiff hinterlassen hatte.
    Sobald er sich vom ersten Schreck erholt hatte, zog Bue benommen seinen Parka an, der zusammengeknüllt am Boden lag, und trat durch die Überreste der Eingangstür nach draußen. Während er sich durch den Wind kämpfte und versuchte, sich einen Eindruck vom Zustand des Lagers zu verschaffen, bemerkte er, dass der Boden unter seinen Füßen seltsam schwankte. Er ging ein paar Meter nach rechts und stieß auf eine jähe Bruchkante im Eis, neben der sich dunkles Wasser erstreckte, das mit umhertreibenden weißen Eisbrocken übersät war. Die drei Schlafbaracken die hier gestanden hatten, waren verschwunden.
    Bue rutschte das Herz in die Hose, wusste er doch, dass einer seiner Männer dienstfrei hatte und kurz zuvor noch in seiner Unterkunft geschlafen haben musste. Damit waren noch zwei Mann übrig – Case, der Funker, und Quinlon, der für die Wartungsarbeiten zuständig war.
    Bue drehte sich zum Labor um und sah in der Ferne die blauen Wände des Gebäudes, das offenbar noch stand. Er versuchte, sich zu ihm durchzuschlagen, stieß auf einen weiteren Riss im Eis, der ihm den Weg zum Labor versperrte, und wäre auch hier beinahe ins Wasser gefallen. Wider besseres Wissen holte er Anlauf, sprang über den einen Meter breiten Spalt und schlug auf der anderen Seite hart auf dem Eis auf. Mit schierer Willenskraft rappelte er sich wieder auf und kämpfte sich durch den Wind zur Tür. Er verschnaufte kurz, stürmte dann hinein und erstarrte.
    Das Labor war von dem Schiff ebenso verwüstet worden wie die Messe. Von der Einrichtung waren kaum mehr als ein paar Trümmer übrig geblieben, die wenige Schritte vor ihm im Wasser trieben. Aber wie durch ein Wunder hatte der Funkraum den Rammstoß überstanden; er war zwar vom Hauptgebäude abgetrennt worden, stand aber noch. Durch den pfeifenden Wind hörte Bue, wie Case um Hilfe rief.
    Er trat näher und sah Case an seinem Schreibtisch sitzen und verzweifelt in das Mikrofon des Funkgerätes sprechen. Es war jedoch vergeblich, denn der Lagerschuppen, in dem die Stromgeneratoren des Camps standen, war zuerst von dem Schiff versenkt worden. Im ganzen Camp gab es keinen Strom mehr, und zwar schon seit mehreren Minuten.
    Bue legte Case die Hand auf die Schulter, worauf der Funker das Mikro wegschob und ihm einen bangen Blick zuwarf. Plötzlich ertönte unter ihnen ein Knacken, und der Boden bebte.
    »Es ist das Eis!«, schrie Bue. »Nichts wie raus hier.«
    Er zog Case hoch. Die beiden Männer stürmten aus dem Funkraum und über das Eis, dessen lautes Knacken sie zu verfolgen schien. Sie sprangen über eine niedrige Schneewehe, drehten sich um und sahen gerade noch, wie das Eis rund um Labor und Funkraum zersprang, als berste ein Spiegel. Die weiße Fläche zersplitterte in zahlreiche Eisbrocken, die rasch weiter zerfielen, sodass die Überreste des Gebäudes im Wasser versanken. In knapp zwei Minuten war das ganze Camp vor Bues Augen verschwunden.
    Während die beiden Männer fassungslos auf das Bild der

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