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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Verwüstung starrten, das sich ihnen bot, meinte Bue, im heulenden Wind einen Mann schreien zu hören. Er lauschte und versuchte, durch den wirbelnden Schnee auch etwas zu erkennen. Dann sah er dort, wo der Funkraum gestanden hatte, eine Gestalt im Wasser treiben, die mit den Armen um sich schlug.
    »Das ist Quinlon«, rief Case, der den Mann ebenfalls entdeckt hatte. Case stürmte zu dem Mechaniker, der um sein Leben kämpfte.
    Quinlon drohte den Kampf gegen das eisige Wasser zu verlieren. Mit seinem Parka und den schweren Stiefeln wäre er schon längst versunken, wenn er sich nicht an einem treibenden Eisbrocken festgehalten hätte. Aber durch den Kälteschock war er so gelähmt, dass er sich nicht mehr selbst herausziehen konnte, sondern nur noch mit letzter Kraft zu Bue und Case ruderte.
    Die beiden Männer rannten zum Rand der Eisfläche, streckten die Hände nach Quinlon aus und griffen verzweifelt nach seinen Armen. Sie zogen ihn näher und versuchten, ihn aus dem Wasser zu holen, aber mit seinen vollgesogenen Stiefeln und dem klatschnassen Parka war er zu schwer und rutschte ein ums andere Mal zurück. Als ihnen klar wurde, dass sie es auf diese Weise nicht schaffen würden, brachten sie ihn in die Horizontale und zerrten und wälzten ihn über die Kante aufs Trockene.
    »Wir müssen ihn aus dem Wind schaffen«, sagte Bue und schaute sich nach einem Unterschlupf um. Doch sämtliche Gebäude des Lagers waren verschwunden, bis auf einen Überrest des Lagerschuppens, der auf einem autogroßen Eisbrocken trieb.
    »Die Schneehaufen bei der Landebahn«, rief Case und deutete durch die wirbelnden Flocken.
    Der Großteil des Flugplatzes war zwar ebenfalls verschwunden, aber trotzdem hatte Case Recht. Denn Quinlon hatte beim Freischaufeln der Piste etliche hohe Schneehaufen aufgetürmt, und einer davon ragte knapp fünfzig Meter vor ihnen auf.
    Sie packten Quinton an beiden Armen und schleppten ihn wie einen Kartoffelsack über das Eis. Sie wussten, dass der Mann dem Tode nahe war, und wenn er noch eine geringe Überlebenschance haben sollte, mussten sie ihn schleunigst vor dem mörderischen Wind schützen. Trotz der bitteren Kälte schleiften sie Quinlon zur Ostseite eines drei Meter hohen Schneehaufens, der halbwegs Schutz vor dem Sturm bot.
    Rasch zogen sie Quinlons nasse Kleidung aus, die bereits steif gefroren war, dann rieben sie ihn von Kopf bis Fuß mit Schnee ab, bis er einigermaßen trocken war, und wickelten Kopf und Körper in ihre Parkas ein. Quinlon war blau angelaufen und zitterte am ganzen Leib, aber er war bei Bewusstsein, was wiederum hieß, dass er eine Überlebenschance hatte. Case fing an, ein Loch in den Schneehaufen zu graben, und Bue folgte seinem Beispiel. Sie schoben Quinlon hinein, dann krochen sie neben ihn und drückten sich aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen.
    Als Bue aus ihrer notdürftigen Höhle herausspähte, sah er, dass sich ein immer breiter werdender Streifen Wasser zwischen ihrem Unterschlupf und dem Packeis auftat. Sie befanden sich jetzt also auf einer abgebrochenen Eisscholle, die langsam in die Beaufortsee hinaustrieb. Aber alle paar Minuten hörte der Wissenschaftler ein donnerndes Knacken, als ihr eisiges Floß in immer kleinere Teile zerbarst, und ihm wurde klar, dass auch ihre letzte Zuflucht zertrümmert werden würde und sie alle drei im Meer versinken würden, wenn ihr eisiges Floß in das vom Sturm aufgewühlte Wasser geriet.
    Und da von ihrer Notlage wahrscheinlich niemand etwas wusste, bestand auch kaum Hoffnung, dass sie gerettet wurden. Während er bibbernd in der furchtbaren Kälte saß, dachte Bue über das graue Schiff nach, das so plötzlich und ohne jeden Grund ihr Camp zerstört hatte. Doch sosehr er sich auch bemühte, er konnte diese brutale Tat nicht begreifen. Er schüttelte den Kopf, um das gespenstische Bild des grässlichen Kolosses loszuwerden, warf seinen Kameraden einen bedrückten Blick zu und wartete schweigend darauf, dass der Tod sie heimsuchte.
27
    Der Notruf war so leise, dass er kaum zu verstehen war, und ein zweiter ging nicht ein. Ein ums andere Mal versuchte der Funker der
Narwhal
, sich die Meldung bestätigen zu lassen, aber niemand reagierte.
    Kapitän Stenseth las die handschriftliche Notiz seines Funkers, schüttelte den Kopf und las sie dann noch einmal.
    »Mayday, Mayday. Hier Eislabor 7. Das Camp bricht auseinander …«, las er laut vor. »Ist das alles, was Sie haben?«, fragte er, und seine Augen funkelten.
    Der Funker

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