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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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ihm der scharfe Wind ins Gesicht trieb. Er bemühte sich, das Licht wieder zu entdecken, aber im pfeifenden Sturm war weit und breit nichts zu sehen. Langsam schloss er die Augen und sackte in sich zusammen, als seine letzten Kräfte schwanden.
29
    Jack Dahlgren, der einen hellgelben Mustang-Survivalanzug trug, hatte bereits ein betanktes Zodiac an der Winde über dem Dollbord hängen, als von der Brücke der Befehl zum Ausbringen kam. Er stieg in das Boot und überzeugte sich davon, dass eine tragbare Satellitennavigationsanlage und ein Funkgerät in einem wasserdichten Behälter verstaut waren. Dann warf er den Motor an und wartete auf die gedrungene Gestalt, die über das Deck angerannt kam.
    Giordino hatte keine Zeit, einen Schutzanzug anzulegen; er schnappte sich kurzerhand einen Parka auf der Brücke und stürmte zu dem Zodiac hinab. Als Giordino hereinsprang, winkte Dahlgren einem bereitstehenden Besatzungsmitglied mit hochgerecktem Daumen zu, worauf dieser das Schlauchboot rasch zu Wasser ließ. Dahlgren wartete einen Augenblick, bis Giordino den Zughaken gelöst hatte, dann jagte er den Motor hoch. Das kleine Schlauchboot schoss halb über, halb durch eine hoch anrollende Welle und schleuderte eisige Gischt auf. Giordino duckte sich unter dem jähen Wasserschwall, dann deutete er zum Bug der
Narwhal
.
    »Wir nehmen uns den kleinen Eisberg vor, der etwa hundert Meter Backbord voraus treibt«, rief er. »Vor uns ist eine große Eisscholle, du musst also hart beidrehen«, fügte er hinzu und deutete nach links.
    Dahlgren konnte im blendenden Schnee lediglich eine undeutliche weiße Masse erkennen, die unmittelbar vor ihnen lag. Er nahm eine kurze Kompasspeilung vor und zog das Zodiac nach Backbord, bis die Eisscholle nur noch ein paar Meter vor ihnen aufragte. Dann drehte er scharf bei, raste an deren Rand entlang und nahm das Gas etwas zurück, als er seiner Meinung nach auf der anderen Seite war.
    Die
Narwhal
war hinter ihnen nicht mehr zu sehen, und vor ihnen stampfte ein gutes Dutzend kleiner Eisberge im schweren Seegang. Der tosende Wind fegte Schneepartikel von der Eisscholle, sodass sie kaum fünfzehn Meter Sicht hatten. Giordino saß am Bug, suchte die See ab – wie ein Adler auf der Lauer nach Beute – und zeigte Dahlgren den Kurs an, den er steuern sollte. Sie fuhren zwischen koffergroßen Eisbrocken und größeren Bergen hindurch, die im Wasser schaukelten und aneinanderkrachten, wichen ein ums andere Mal kleineren Schollen aus, bis Giordino mit einem Mal hektisch auf einen höher aufragenden Eisbrocken deutete.
    »Das ist er«, brüllte er.
    Dahlgren gab Vollgas und raste auf den treibenden Eisblock zu, der in seinen Augen wie alle anderen auch aussah. Nur dass auf dem hier ein dunkler Fleck war. Als das Zodiac näher kam, erkannte Dahlgren, dass es sich um einen menschlichen Körper handelte, der auf der Spitze lag. Rasch zog er einen Bogen um den Berg und hielt Ausschau nach einem Landeplatz, aber das Eis fiel rundum steil ins Meer ab. Auf der anderen Seite angekommen, bemerkte er zwei weitere Männer, die in einem primitiven Loch nur wenige Handbreit über dem Wasser steckten.
    »Ramm ihn unterhalb vom Sims«, brüllte Giordino.
    Dahlgren nickte, dann rief er: »Halt dich fest.«
    Er zog das Zodiac herum, um mehr Schwung zu bekommen, dann hielt er mit Vollgas geradewegs auf den Berg zu. Der Bug des Schlauchbootes schlitterte über eine niedrige Eisleiste und prallte dann knapp unter den beiden halberfrorenen Männern gegen den Schneehaufen. Dahlgren und Giordino wären um ein Haar herausgeschleudert worden, als das Boot jählings zum Stehen kam.
    Giordino stand rasch auf, wischte sich den Schnee von Kopf und Schultern und lächelte Case an, der ihn teilnahmslos anstarrte.
    »In fünf Minuten gibt’s heiße Hühnerbrühe, meine Freunde«, sagte Giordino, der Quinlon wie eine Puppe hochhob und ihn zwischen zwei Sitzbänke legte. Dann packte er Case am Arm und half dem kraftlosen Mann, ins Zodiac zu kriechen. Unterdessen holte Dahlgren zwei trockene Decken aus dem Staufach und warf sie über die beiden Männer.
    »Kommst du an den andern ran?«, fragte Dahlgren.
    Giordino blickte zu dem schaukelnden Schneeberg auf, der ihn um knapp zwei Meter überragte.
    »Ja, aber lass den Motor laufen. Ich glaube, der Eiswürfel pfeift aus dem letzten Loch.«
    Er stieg aus dem Schlauchboot, trat ein Loch in den harten Schnee, bis er mit dem Fuß Halt fand und kletterte los. Gleichzeitig hieb er mit der Faust

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