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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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auf die harte Kruste ein, klammerte sich fest und vertiefte die so entstandenen Rillen beim weiteren Aufstieg mit den Füßen. Der Eisberg schaukelte und schwankte im Seegang, und mehrmals dachte er, er würde ins Wasser stürzen. Er kletterte, so schnell er konnte, schob den Kopf über die Erhebung und sah Bue bäuchlings auf dem Kamm liegen. Giordino packte ihn kurzerhand am Oberkörper und zog die schlaffe Gestalt zu sich, bis er sie auf die Schulter laden konnte. Dann schlang er einen Arm um die steifen Beine des Mannes und machte sich an den Abstieg.
    Bue war so schlaff, dass Giordino sich vorkam, als schleppe er einen Sack Kartoffeln. Doch der kräftige Italiener verschwendete keine Zeit, kletterte rasch ein paar Stufen hinab, stieß sich dann von der Schneewand ab und ließ sich in den Gummirumpf des Zodiac fallen. Sobald er Bue zu den anderen Männern gelegt hatte, sprang Giordino wieder aus dem Boot und stemmte sich gegen den Bug des Zodiac. Er grub die kurzen, aber stämmigen Beine in den Schnee, schob das Boot vom Eisberg und sprang hinein, als Dahlgren den Motor hochjagte und im Rückwärtsgang davonschoss.
    Dahlgren hatte kaum gewendet, als sich eine mächtige Welle vor ihnen auftürmte. Giordino streckte den Arm aus und hielt die am Boden liegenden Männer fest, als die Woge gegen den Bug brandete und sie mit eisiger Gischt eindeckte, während der Bug des Zodiacs nach oben stieg, bis das kleine Boot fast senkrecht stand. Dann rollte die Welle unter ihnen hindurch und ließ sie in das nachfolgende Tal krachen. Aber Dahlgren steuerte bereits auf eine zweite, kaum weniger heftige Woge zu, die er ebenfalls ausritt.
    Sobald das Zodiac die zweite Welle überwunden hatte, warfen Dahlgren und Giordino einen Blick zurück und sahen, wie die beiden Brecher an den Eisberg brandeten. Die erste warf den hoch aufragenden Eisbrocken beinahe um, und ehe er sich wieder aufrichten konnte, schlug die zweite zu und zertrümmerte ihn. Als die Welle über ihn hinweggerollt war, trieben nur noch ein paar größere Eisbrocken im Wasser.
    Wären sie nicht rechtzeitig gekommen, so wären Bue, Case und Quinlon von den beiden Brechern in die eisige See gerissen worden und binnen weniger Minuten gestorben.
30
    Die drei Kanadier, die alle mehr oder weniger stark unterkühlt waren, blieben am Leben, bis das von den Wellen durchgeprügelte Zodiac eingeholt und auf das Deck der
Narwhal
abgelassen wurde. Die Rückfahrt war nicht so einfach gewesen, wie sie dachten, denn der Sturm störte die Satellitensignale, sodass ihr GPS-Gerät unbrauchbar war. Deshalb orientierte sich Dahlgren anhand seiner Kompasspeilung und steuerte in die Richtung, in der das Schiff in etwa liegen musste. Die große Eisscholle war mittlerweile davongetrieben, sodass sie ungehindert durch den hohen Seegang rasen konnten. Dann hörte Giordino das laute Heulen der Schiffssirene, und kurz darauf tauchte die hell erleuchtete
Narwhal
im wirbelnden Schneegestöber auf.
    Ein dick vermummter Rudi Gunn stand daneben, als das Zodiac an Deck landete, und sorgte dafür, dass die geretteten Männer unverzüglich ins Schiffslazarett gebracht wurden. Bue und Case kamen nach kurzer Zeit wieder zu sich, aber Quinlon war noch mehrere Stunden lang bewusstlos, während sich der Schiffsarzt fieberhaft darum bemühte, ihn warm zu halten. Zweimal setzte Quinlons Herz aus, worauf er hektisch wiederbelebt wurde, bis seine Körpertemperatur allmählich auf über dreißig Grad stieg und sein Blutdruck stabil wurde.
    Sobald Giordino und Dahlgren ihre vereiste Kleidung abgelegt und trockene Sachen angezogen hatten, begaben sie sich zu Gunn auf die Brücke.
    »Wissen wir, ob da draußen noch andere Überlebende sind?«, fragte Gunn die beiden Männer.
    Dahlgren schüttelte den Kopf. »Das habe ich den Mann, der bei Bewusstsein war, auch schon gefragt. Er hat gesagt, in dem Eiscamp seien zwar noch zwei weitere Männer gewesen, war aber davon überzeugt, dass beide umgekommen sind, als das Schiff durch das Lager gepflügt ist.«
    »Ein Schiff?«
    »Nicht bloß irgendein Schiff.« Dahlgren nickte grimmig. »Ein Kriegsschiff der amerikanischen Marine. Ist durch das Eis gedonnert und hat die ganze Anlage verwüstet.«
    »Das ist doch unmöglich«, erwiderte Gunn.
    »Ich gebe bloß wieder, was der Mann gesagt hat.«
    Gunn starrte ihn wortlos an. »Wir suchen trotzdem weiter«, sagte er schließlich leise. Dann betrachtete er die beiden Männer anerkennend und fügte hinzu: »Das war eine

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