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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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hatte.
31
    »Jim, haben Sie einen Moment Zeit?«
    Vizepräsident James Sandecker, der einen Korridor im Weißen Haus entlangging, drehte sich gerade um und stellte fest, dass ihm der kanadische Botschafter von hinten etwas zugerufen hatte. Botschafter John Davis, ein vornehm wirkender Mann mit buschigen, silbernen Augenbrauen, kam mit missmutiger Miene auf ihn zu.
    »Guten Morgen, John«, begrüßte ihn Sandecker. »Was führt Sie so früh am Tag in diese Breiten?«
    »Schön, Sie zu sehen, Jim«, erwiderte Davis, dessen Miene sich etwas aufhellte. »Ich musste euren Präsidenten leider von der Empörung meines Landes wegen dieser Geschichte in der Nordwestpassage in Kenntnis setzen.«
    »Ich bin gerade zu einer Besprechung mit dem Präsidenten unterwegs, bei der es um dieses Thema geht. Eine traurige Geschichte, diese Sache mit dem Eiscamp, aber man hat mir mitgeteilt, dass wir gar keine Kriegsschiffe in der Gegend haben.«
    »Trotzdem ist es eine heikle Angelegenheit. Die Hardliner in unserer Regierung blasen das Ganze über alle Maßen auf.« Er senkte die Stimme, bis er nur noch flüsterte. »Selbst der Premierminister rasselt wegen dieser Sache mit dem Säbel, wenn ich auch weiß, dass er das nur zu seinem eigenen politischen Nutzen tut. Ich befürchte nur, dass irgendeine törichte Eskalation zu weiterem Ungemach führen könnte.« Der düstere Blick aus den grauen Augen des Botschafters verriet Sandecker, dass diese Befürchtung durchaus begründet war.
    »Keine Sorge, John, die kühleren Köpfe werden sich durchsetzen. Es steht zu viel auf dem Spiel, als dass wir diese Sache ausarten lassen dürfen.«
    Davis nickte müde. »Hoffentlich haben Sie Recht. Hören Sie, Jim, ich möchte mich auf diesem Wege bei Ihrem NUMA-Schiff und seiner Besatzung bedanken. Die Presse hat das vielleicht übersehen, aber sie haben eine bemerkenswerte Rettungstat vollbracht.«
    »Ich werde den Dank weitergeben. Bestellen Sie Maggie beste Grüße, und lassen Sie uns demnächst mal wieder segeln gehen.«
    »Aber gern. Alles Gute, Jim.«
    Ein Mitarbeiter des Weißen Hauses forderte Sandecker auf, ins Oval Office zu kommen, und führte ihn durch den Nordwesteingang hinein. Wie Sandecker feststellte, saßen der Stabschef des Präsidenten, die nationale Sicherheitsberaterin und der Verteidigungsminister um den runden Tisch. Der Präsident stand an einem kleineren Tisch daneben und schenkte sich aus einer alten silbernen Kanne eine Tasse Kaffee ein.
    »Darf ich dir auch eine Tasse bringen, Jim?«, fragte Ward. Der Präsident hatte noch immer dunkle Ringe unter den Augen, wirkte aber frischer als bei Sandeckers letztem Besuch.
    »Klar, Garner. Ich trinke ihn schwarz.«
    Die anderen Regierungsvertreter wirkten entgeistert darüber, dass Sandecker den Präsidenten beim Vornamen anredete, aber das war ihm gleich. Und Ward ebenfalls. Der Präsident reichte Sandecker seinen Kaffee, dann nahm er auf einem goldenen Ohrensessel Platz.
    »Du hast dir das Feuerwerk entgehen lassen, Jim«, sagte der Präsident. »Der kanadische Botschafter hat mir wegen dieser beiden Zwischenfälle in der Arktis gerade die Hölle heißgemacht.«
    Sandecker nickte. »Ich bin ihm schon auf dem Flur begegnet. Sie nehmen die Sache anscheinend ziemlich ernst.«
    »Die Kanadier sind aufgebracht, weil wir Wasser von den Großen Seen ableiten wollen, um die Bewässerungsanlagen unserer Farmen im Mittelwesten zu speisen«, sagte Stabschef Meade. »Außerdem ist es kein Geheimnis, dass die Umfragewerte des Premierministers im Keller sind, und das vor den Parlamentswahlen im Herbst.«
    »Wir haben Gründe zu der Annahme, dass es auch darum geht, unsere Erdölunternehmen von der kanadischen Arktis fernzuhalten«, fügte die nationale Sicherheitsberaterin hinzu, eine Blondine namens Moss. »Die Kanadier achten sehr auf die Absicherung ihrer arktischen Öl- und Gasvorkommen, die zusehends bedeutender werden.«
    »Angesichts unserer derzeitigen Lage ist es ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, uns die kalte Schulter zu zeigen«, sagte Meade.
    »Sie meinen, ein ungünstiger Zeitpunkt
für uns
«, stellte Sandecker fest.
    »Da hast du Recht, Jim«, erwiderte der Präsident. »Die Kanadier haben zurzeit sicher ein paar gute Karten in der Hand.«
    »Die sie bereits ausspielen«, sagte Moss. »Der Botschafter hat uns mitgeteilt, dass Premierminister Barrett vorhabe, allen unter amerikanischer Flagge fahrenden Schiffen die Benutzung der Seewege in der kanadischen Arktis zu verbieten. Jeder

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