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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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heldenhafte Rettungsaktion unter grauenhaften Bedingungen.«
    »Ich hätte mit diesen Jungs nicht tauschen wollen«, warf Giordino ein. »Aber Dahlgren und ein Held? Das will ich mal erleben«, fügte er lachend hinzu.
    »Auf diese Bemerkung hin hätte ich gute Lust, meine Flasche Jack Daniels nicht mit dir zu teilen«, versetzte Dahlgren.
    Giordino legte den Arm um den Texaner und verließ mit ihm die Brücke.
    »Bloß einen Schuss, mein Freund, dann seh ich zu, dass du den Yukon kriegst.«
    Noch zwei Stunden lang suchte die Narwhal die umliegenden Gewässer ab, stieß aber nur auf die zertrümmerten Überreste eines blauen Vordachs. Widerwillig blies Gunn die Suche ab, als der Großteil der vom Packeis abgebrochenen Brocken davongetrieben war.
    »Prudhoe Bay ist besser ausgestattet, aber Tuktoyaktuk liegt rund fünfzig Meilen näher. Dort gibt’s auch einen Flugplatz«, sagte Stenseth, der eine Karte von der nordamerikanischen Küste musterte.
    »Zu Letzterem haben wir freiere Fahrt«, erwiderte Gunn, der dem Kapitän über die Schulter blickte. »Vermutlich sollten wir sie so schnell wie möglich an Land bringen. Wir nehmen Tuktoyaktuk.«
    Die Stadt lag an einem kargen Landstrich der nordkanadischen Küste, unmittelbar östlich der Grenze zu Alaska. Diese hügelige, felsige Gegend weit nördlich des Polarkreises und der Baumgrenze war den Großteil des Jahres über mit Schnee bedeckt.
    Vierzehn Stunden lang pflügte die
Narwhal
durch die rauen Gewässer, während sich der Frühlingssturm endgültig austobte. Aber noch immer türmten sich in der Beaufortsee hohe Wogen, als sich das NUMA-Schiff in den Schutz der Kugmallit Bay bei der Stadt Tuktoyaktuk schob. Ein Patrouillenboot der kanadischen Polizei lotste das Schiff zum Industriepier der Stadt, wo es an einem freien Liegeplatz erwartet wurde. Binnen weniger Minuten wurden die verletzten Wissenschaftler in zwei Kleinbusse geladen, zur Klinik gebracht und gründlich untersucht. Nachdem man sie für transportfähig erklärt hatte, wurden sie per Flugzeug nach Yellowknife befördert.
    Erst am nächsten Tag, als die drei mit einem Regierungsjet in Calgary eintrafen, wurde in den Nachrichten ausführlich über ihr Martyrium berichtet. Sofort stürzten sich sämtliche großen Zeitungen und Fernsehsender auf die Geschichte. Bues Augenzeugenbericht von der Zerstörung des Lagers durch ein amerikanisches Kriegsschiff, das die Bewohner anschließend ihrem Schicksal überließ, berührte einen wunden Punkt bei den Kanadiern, die das Großmachtgehabe ihres südlichen Nachbarn ohnehin satthatten.
    Der Unmut der kanadischen Regierung nahm weiter zu. Die Küstenwache und die Vertreter des Militärs, die sich bereits durch den Zwischenfall mit der
Atlanta
provoziert fühlten, machten aus ihrer Wut keinen Hehl mehr. Der nationalistisch eingestellte Premierminister, dessen Beliebtheitsgrad zurzeit im Sinken begriffen war, nutzte den Vorfall sofort zu seinem politischen Nutzen. Die geretteten Wissenschaftler Bue, Case und Quinlon wurden als Gäste im Wohnsitz des Premierministers am Sussex Drive in Ottawa gefeiert und dann vor die Fernsehkameras geführt, wo sie einmal mehr die Zerstörung des Eiscamps durch die Amerikaner schilderten. Der Premierminister, der seine Verärgerung offen kundtat, ging sogar so weit, dass er den Zwischenfall als eine barbarische, feindselige Tat bezeichnete.
    »Kanada ist nicht mehr gewillt, seine Souveränität durch ausländische Missetäter verletzen zu lassen«, schrie er in die Mikrofone der Kamerateams. Von einem aufgebrachten Parlament unterstützt, beorderte er zusätzliche Marinestreitkräfte in die Arktis und drohte, die Grenze zu schließen sowie die Öl- und Gasexporte einzustellen. »Unser großes kanadisches Volk lässt sich nicht tyrannisieren. Wenn zum Schutz unserer Souveränität ein Krieg erforderlich ist, dann sei dem so«, rief er mit hochrotem Gesicht.
    Über Nacht stieg der Beliebtheitsgrad des Premierministers wieder. Angesichts der Reaktion der Öffentlichkeit schlugen auch seine Parteigänger heftige antiamerikanische Töne an. Die Geschichte der Überlebenden des Eiscamps verselbstständigte sich unter dem Einfluss der Medien und eines auf seine eigenen Interessen bedachten Staatsoberhauptes. Man walzte sie zu einer ruhmreichen Geschichte von unschuldigen Opfern und ihrem heldenhaften Überleben aus. Doch irgendwie wurde dabei unterschlagen, welche Rolle die NUMA bei der wagemutigen Rettung der Überlebenden gespielt

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