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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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stiegen. Erstaunt stellte Pitt fest, dass der Innenraum mit Teakholz getäfelt war, an dem auf Hochglanz polierte Messingbeschläge glänzten, sodass er wie die Luxuskabine eines Segelbootes wirkte. An der einen Wand bemerkte er ein Bücherregal voller Nachschlagewerke über Bergbau und Geologie.
    »Sie können sich schon mal waschen, während ich meinen Verbandskasten suche«, sagte der Mann.
    Pitt säuberte sich in einem Porzellanbecken Hände und Gesicht, als ein Wagen der Royal Canadian Mounted Police mit eingeschalteten Blinklichtern angerast kam. Der Alte ging hinaus und sprach mit den Polizisten, kam dann ein paar Minuten später wieder zurück und half Pitt beim Verbinden der Platzwunde, die sich über seine linke Schläfe zog.
    »Die Mounties sagen, ein paar Meilen entfernt ist ein Straßenbautrupp zugange. Die können in kurzer Zeit einen Frontlader herschaffen, der in ein oder zwei Stunden zumindest eine Fahrspur frei geräumt haben sollte. Die wollen eine Aussage von Ihnen, sobald Sie sich dazu in der Lage fühlen.«
    »Danke, dass Sie sie hingehalten haben, bis ich mich wieder halbwegs orientieren kann.«
    »Entschuldigen Sie, dass ich nicht früher gefragt habe, aber Sie brauchen bestimmt was zu trinken. Was darf ich Ihnen bringen?«
    »Für einen Tequila würde ich sterben, wenn Sie welchen haben«, erwiderte Pitt und ließ sich auf einen kleinen Ledersessel sinken. Sofort sprang der Dackel auf seinen Schoß und stupste ihn an, bis er ihn hinter den Ohren kraulte.
    »Sie haben Glück«, sagte der Mann und holte eine bauchige Flasche mit Don-Julio-Tequila aus einem Wandschrank. Er stellte die Flasche auf den Kopf und sagte: »Ein paar Schluck sind noch drin.«
    »Ich habe heute schon zum zweiten Mal Glück. Das ist ein feiner Tequila«, bemerkte Pitt, als er das Etikett des teuren, aus blauer Agave gebrannten Schnapses sah.
    »Mauser und ich legen Wert auf gepflegtes Reisen«, sagte der Mann grinsend und goss Pitt und sich selber zwei kräftige Portionen ein.
    Pitt ließ die warme Flüssigkeit durch den Schlund rinnen und genoss den reifen, ausgeprägten Geschmack. Er spürte, wie sein Kopf augenblicklich klarer wurde.
    »Das war vielleicht eine tolle Rutschpartie«, sagte der Mann. »Gut, dass Sie nicht ein paar Meter weiter unten waren.«
    »Ich habe es kommen sehen und wollte noch zurück, habe es aber nicht mehr ganz geschafft.«
    »Ich weiß nicht, was für ein Trottel über einer nicht abgesperrten Straße eine Sprengung vornimmt«, sagte er, »aber ich kann nur hoffen, dass der Scheißkerl geschnappt wird.«
    »Eine Sprengung?«, fragte Pitt, der dabei plötzlich an die weiße Limousine denken musste, die weiter oben auf dem Rastplatz gestanden hatte.
    »Ich habe den Knall gehört und eine weiße Rauchwolke bemerkt, bevor die Felsbrocken ins Rutschen gerieten. Ich hab’s den Mounties auch erzählt, aber die sagen, hier sind nirgendwo Sprengtrupps zugange.«
    »Sie glauben also nicht, dass sich nur ein großer Brocken gelöst und das übrige Zeug mitgerissen hat?«
    Der Mann kniete sich hin und zog eine breite Schublade unterhalb des Bücherregals auf. Er wühlte unter einer dicken Decke herum und holte einen kleinen Holzkasten mit der Aufschrift DYNO NOBEL heraus. Pitt kannte den Namen der Firma, die ein Tochterunternehmen von Alfred Nobel war, dem Erfinder des Dynamits. Der Mann klappte den Deckel auf und zeigte Pitt eine Reihe zwanzig Zentimeter langer gelber Stangen, die darin verstaut waren.
    »Ich sprenge ab und zu selber ein bisschen, wenn ich eine vielversprechende Erzader untersuche.«
    »Sind Sie Prospektor?«, fragte Pitt und nickte zu den Geologiebüchern hin.
    »Das ist eher ein Hobby als ein Beruf«, erwiderte der Mann. »Ich suche bloß nach wertvollen Sachen. Ich würde nie irgendwo sprengen, wo Menschen vorbeikommen können, aber genau das ist hier wahrscheinlich passiert. Irgendein Trottel hat oben am Berg irgendwas Glänzendes gefunden und wollte sich die Sache genauer ansehen. Ich möchte die Rechnung fürs Straßenräumen nicht bezahlen, die er vorgesetzt bekommt, wenn er erwischt wird.«
    Pitt nickte schweigend, nahm aber nicht an, dass die Sprengung von einem arglosen Prospektor ausgelöst worden war.
    »Was führt Sie in diese Gegend?«, fragte er den Alten.
    »Silber«, erwiderte der Prospektor, hielt die Tequilaflasche hoch und goss Pitt einen zweiten Schuss ein. »Oben in der Nähe von Algoma Mills war früher eine Silbermine, bevor hier alle verrückt nach Uran wurden.

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