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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Kavallerieattacken bestanden in entwaffnend einnehmenden Bemerkungen und Beobachtungen. Ihre bevorzugte Waffe war ein tief ausgeschnittenes Abendkleid, das die Grenzen des Anstands kaum merklich, aber eben doch überschritt. Baron Mandorin flehte an jenem Abend noch nicht ganz um Frieden, kam dem aber schon recht nahe.
Die Gräfin und ich teilten uns ein Quartier, und ich wartete auf sie. »Warum Mandorin?« fragte ich sie ohne Umschweife, als sie hereinkam.
»Ich vermag Euch nicht ganz zu folgen, Polly.«
»Warum werft Ihr Eure Netze nach Baron Mandorin aus? Hier gibt es andere, die besser aussehen, und er ist ein gutes Stück älter als Ihr.«
»Um so besser«, versetzte sie, während sie ihr Haar löste und ausschüttelte. »Bei Mandorin muß ich nicht all diese schmachtenden Blicke und die Massen an falsch geschriebenen schlechten Gedichten ertragen. Mandorin steht dem Zentrum der Macht in Mimbre sehr nahe, und ich nehme in Asturien eine vergleichbare Rolle ein. Ihr werdet die Angelegenheiten in Wacune regeln. Auf diese Weise sollten wir drei es verhindern können, daß einer aus der Reihe tanzt – jedenfalls so lange, bis der Frieden zur Gewohnheit geworden ist.« Dann warf sie mir einen schelmischen Seitenblick zu. »Ich sage das nicht gerne, Polly, aber ich werde mehr Spaß haben als Ihr.«
»Ihr tut das aus Patriotismus, Asrana?« fragte ich ungläubig.
»Nennt es, wie Ihr wollt, aber im tiefsten Grunde fasziniert mich die Macht – und wir drei werden nahezu die gesamte Macht haben, die es im armen alten Arendien gibt. Viel mehr kann man nicht verlangen.«
»Was ist mit der Liebe, Asrana?«
Sie zuckte die Schulter. »Tja, was schon? Liebe ist etwas für Kinder, Polgara. Das ist ein Spielzeug, für das ich zu alt geworden bin. Ich mag Mandorin. Er sieht gut aus und ist gewiß äußerst edel. Wir werden einige höchst unpopuläre Dinge tun, fürchte ich, aber Arendien wird es danach besser gehen. Wenn mich das zu einer Patriotin macht, bitte. Behaltet mich genau im Auge, Polly. Möglicherweise könnt sogar Ihr noch ein paar Tricks von mir lernen.«
Am späten Morgen des nächsten Tages merkte sogar der begriffsstutzigste Arender, daß zwischen der skrupellosen Gräfin und Baron Mandorin ›etwas im Busch war‹, und meiner Meinung nach gehörte sogar das zu Asranas Plan. Ich glaube nicht, daß selbst Ce'Nedra es an Doppelzüngigkeit mit Asrana aufnehmen könnte. Gegen Ende dieses Tages stand der arme Baron Mandorin vollständig in ihrem Bann. Er ließ sie nicht aus den Augen und hing an ihren Lippen – wozu er reichlich Gelegenheit hatte, denn Asrana sprach viel bei unseren Friedensverhandlungen. Hier hatten wir eine junge Dame, die zwei Spiele gleichzeitig zu spielen verstand – und beide ausgezeichnet.
Am vierten Tag unterschrieben die Führer von Mimbre, Asturien und Wacune die ›Friedensurkunde‹, und unmittelbar darauf erhob sich Herzog Corrolin und lud jedermann ein, zur Hochzeit zu bleiben. Gräfin Asrana konnte sehr schnell vorgehen, wenn es ihren Zwecken diente.
Erneut sah ich mich als Brautjungfer in Anspruch genommen, und alles verlief ohne Zwischenfälle. Asrana und Mandorin heirateten ganz ohne das Erdbeben oder die Flutwelle, die das arme Arendien hätten warnen können, daß in seinem Herzen selbst eine gefährliche neue Kraft entstanden war.

TEIL VIER ONTROSE

K APITEL 17
    Ich gebe es nur höchst ungern zu, aber im Grunde sind mein Vater und ich uns sehr ähnlich. Wir wissen beide, daß unsere vornehmste Aufgabe immer das Studium und die beständige Anhäufung von Wissen sein werden. Dennoch kommt es von Zeit zu Zeit zu Unterbrechungen, und wir sind beide verdrießlich, jedesmal, wenn jemand in unser Tal stürmt und uns anfleht, hinaus in die Welt zu gehen und sie zu retten. Überrascht es euch zu erfahren, daß unsere scheinbare Griesgrämigkeit nur Heuchelei ist? Ehrlich gesagt, genießen wir es ebenso diese kleinen Strohfeuer in der Welt zu löschen, wie uns die Aufgabe reizt, herauszufinden, warum genau zwei und zwei vier ergibt.
    Im Verlauf jener Jahre auf der Insel der Winde hatte ich stets im Mittelpunkt des Geschehens gestanden, was ich als überaus anregend empfand. Als ich dann abberufen wurde, um Ctuchiks Verschwörung in Arendien zunichte zu machen, hatte ich dies nicht minder genossen. Ebenso wie mein Vater, lege ich gerne die Bücher zur Seite, wenn die Feuerglocke läutet.
    Angesichts der Zerbrechlichkeit des Friedens, den Vater und ich den verfeindeten Arendern auferlegt

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