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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Mädchen und Jungen verschieden sind. Je mehr ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir die Vorstellung, und so brachte ich das Thema zur Sprache, als Kathandrion und ich nach dem Treffen nach Vo Wacune zurückritten.
»Sind die Gemächer, die ich Euch zur Verfügung stelle, nicht zu Eurer Zufriedenheit, Lady Polgara?« erkundigte er sich leicht gekränkt.
»Mein Quartier ist, so viel darf ich Euch versichern, Mylord, über jeden Tadel erhaben. Es ist lediglich ihre Lage, die den Grund meiner Unzufriedenheit darstellt. Solange ich mich auf dem Gelände Eures Palastes befinde, bin ich auf Gedeih und Verderb denjenigen ausgeliefert, die gewisse Ziele zu erreichen suchen, ohne sich dafür anzustrengen.« Ich erzählte ihm von der nicht endenwollenden Prozession junger Damen, die nach unverdienter Liebe hungerten und dürsteten, und von anderen, nicht minder ausgedorrt und ausgehungert, die es nach mystischem Beistand in Geschäftsdingen, Einflußnahme auf den Würfelbecher, den Ausgang von Tjosten und ähnlich abwegigen Dingen gelüstete.
»Ich werde ihnen den Flügel meines Palastes verbieten, in dem Ihr logiert«, schlug er vor.
»Kathandrion«, erklärte ich ihm geduldig, »Ihr könnt es ihnen so lange untersagen, wie Ihr wollt, sie werden Eure Verbote doch nur in den Wind schlagen. Wir haben es hier mit Besessenheit zu tun. Diese Leute sind der festen Überzeugung, sie verdienten all diese Dinge, nach denen es sie verlangt, und die Götter hätten mich einzig und allein deshalb nach Vo Wacune gesandt, ihr Verlangen zu stillen. Nur rohe Gewalt würde sie von meiner Türschwelle vertreiben, solange ich im Palast wohne. Darum brauche ich ein Haus für mich allein – ein Haus mit Zaun und verschließbarem Tor. Nur so werde ich wieder in Ruhe schlafen können. Gewiß gibt es in Vo Wacune Häuser, die zum Verkauf stehen. Dürfte ich Euch ersuchen, Euch für mich zu erkundigen, ob Ihr etwas Passendes finden könntet? Enteignet aber dafür bitte niemanden oder jagt ihn aus seinem Haus, sondern sucht mir einen Ort, an den ich mich zurückziehen kann. Ich glaube, wenn mich noch einmal jemand um einen Liebestrank bittet, fange ich an zu schreien.«
»Es war meiner Aufmerksamkeit entgangen, Mylady Polgara, daß die Edelleute meines Hofes Euch so grausam bedrängen. Ich werde mit der gebotenen Diskretion verlauten lassen, daß Ihr Euch auf der Suche nach einem ständigen Wohnsitz befindet.«
»Das würde ich sehr zu schätzen wissen, Mylord.«
»Gibt es denn so etwas?« fragte er neugierig, indem er abrupt den ›gehobenen Stil‹ verließ.
»Was, Mylord?«
»Einen Liebestrank. Könnt Ihr wirklich etwas zusammenmischen, daß jemand sich in einen anderen verliebt?«
»Gütiger Aldur«, seufzte ich. »Nicht Ihr auch noch, Kathandrion. Es gibt absolut nichts, was eine solche Wirkung haben könnte. Es gibt einige Kräuter aus Nyissa, die die Lust steigern, aber nichts auf der ganzen Welt, das Liebe erwecken würde. Ich bin mir bewußt, daß Liebestränke in arendischen Epen eine tragende Rolle spielen, aber im wirklichen Leben gibt es nichts dergleichen. Es ist ein literarischer Topos und sonst nichts.«
»Ach«, seufzte er. »Wie schmerzt es doch, Illusionen zerstört zu sehen!«
»Ich glaube, das habe ich jetzt nicht verstanden.«
»Mein liebstes tragisches Heldenlied gründet auf dieser literarischen Konvention, die Ihr soeben beschrieben habt. Nie mehr, fürchte ich, vermag ich nun seine würdigen Reime mit auch nur der geringsten Befriedigung zu lesen. Weh und ach über diesen bitteren Verlust!«
»Es sieht so aus, als läge noch mehr Arbeit vor mir, als ich dachte«, sagte ich leise vor mich hin.
»Wie meinten Mylady?«
»Nichts, Kathandrion.« Ich lachte und legte ihm liebevoll die Hand auf sein Handgelenk.
Das Haus, das ich schließlich kaufte, lag nicht weit vom Palast entfernt. Es war ziemlich geräumig, hatte aber einen vernünftigen Preis – hauptsächlich deshalb, weil mindestens eine Generation der Vernachlässigung es in einen solchen Zustand versetzt hatte, daß es nahezu unbewohnbar geworden war. Ich vermute, ich hätte die Schäden selbst beheben können, aber das hätte die ansteckende Krankheit, die mich aus dem Palast vertrieben hatte, nur weiter verbreitet. Mein erster Schritt zur Instandsetzung meines Hauses bestand daher im Anwerben von Arbeitern, die das Dach flicken, die Fundamente stützen, das zerbrochene Glas ersetzen, die Eichhörnchen und Vögel vertrieben, die sich in meinen vier Wänden

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