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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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oder Frühsommer desselben Jahres, als ich in die Märchenstadt im arendischen Wald zurückkehrte. Kathandrion bestand darauf, daß ich im Palast wohnte. Nun, da ich ein bißchen mehr Muße hatte, konnte ich mir etwas mehr Zeit nehmen, einen größeren Personenkreis am wacitischen Hof kennenzulernen. Kathandrions Gemahlin hieß Elisera, eine zarte, vergeistigte Dame mit rotblondem Haar, die sehr viel Zeit damit verbrachte, unendlich lange arendische Epen und schwülstige Liebesgedichte zu lesen. Ihre Lesegewohnheiten mögen ihren Sinn für Realität ein wenig verzerrt haben. Sie stellte mich den zahlreichen Lords und Ladies des wacitischen Hofes vor, und entgegen allen Einwendungen meinerseits bestand sie darauf, mich als ›Polgara die Zauberin‹ einzuführen. Trotz ihrer geistigen Beschränktheit mochte ich sie. Ihren Sohn, Kronprinz Alleran, mochte ich auch. Alleran war ein robuster kleiner Junge von etwa zehn Jahren, der einen ganz und gar unarendischen gesunden Menschenverstand hatte. Unglücklicherweise taten seine Eltern ihr möglichstes, um ihm diesen Charakterzug vor Erreichen der Volljährigkeit abzuerziehen.
Ich hatte eigentlich gar nicht Wohnung im Herzogspalast nehmen wollen, aber Kathandrion wollte nichts von meinen Plänen, mir ein eigenes Heim zu suchen, hören, und so mußte ich mich mit gewissen Unannehmlichkeiten abfinden. Diese wurden noch verstärkt durch Eliseras Art und Weise Dinge zu betonen, die ich lieber diskret verschwiegen hätte. Begriffe wie ›Magie‹, ›Zauberei‹ oder ›Hexerei‹ führen oft zu Mißverständnissen. Die meisten Menschen werfen all diese Bezeichnungen in einen Topf und folgern, daß diejenigen, die eine gewisse Begabung auf diesem Gebiet besitzen, jedes Zauberkunststück vollbringen können, das den fiebernden Gehirnen zahlloser Dichter entsprungen ist, deren Hauptanliegen es ist, besser zu sein als die Konkurrenz. All die jungen – und nicht mehr ganz so jungen – Hofdamen in Vo Wacune waren ganz versessen auf Liebestränke, wie ich mich noch gut erinnere. Wie eindringlich ich ihnen auch die Unwirksamkeit eines solchen Tranks vor Augen führte, wurde ich doch immer wieder von hoffnungsvollen Edelfrauen mit Tränen in den Augen bestürmt, die davon überzeugt waren, es gäbe eine einfache chemische Lösung für ihr dringendstes Problem. Fast alle schienen unglücklich über meine Antwort zu sein, aber kaum hatte ich eine Bittstellerin mit beleidigter Miene weggeschickt, als mich auch schon die nächste ansprach. Für gewöhnlich taten sie es vertraulich und unter tränenreichen Versicherungen, daß sie sterben würden, falls Baron Soundso sich nicht auf der Stelle und unrettbar in sie verliebt.
Es gab noch ein weiteres Problem, obwohl ich bezweifle, daß Ce'Nedra es für ein solches halten würde. Herzog Kathandrion teilte mir beiläufig mit, daß er, Mangaran und Corrolin sich darauf geeinigt hätten, mir ›für erwiesene Dienste‹ ein jährliches Gehalt zu bezahlen. Jeder von ihnen hatte pflichtschuldig einen irrwitzig hohen Goldbetrag für mich zur Verfügung gestellt. Wie heftig ich mich auch dagegen verwahrte und beteuerte, daß ich kein Geld brauchte, gelang es mir doch nicht, es ihnen begreiflich zu machen. Ich dachte, ich könne die Sache zur Sprache bringen, wenn wir uns diesen Sommer zu unserem jährlichen Treffen auf dem Großen Arendischen Markt zusammenfänden. Aber als ich dort ankam und mich mit Asrana unterhielt, der Baronin von Vo Mandor, wies sie mich auf ein paar Dinge hin. »Nehmt das Geld einfach, Polly«, empfahl sie mir. »Ihr würdet ihre Gefühle verletzen, wenn Ihr Euch weigert, und was wichtiger ist, es würde Euren Rang mindern, wenn Ihr anfinget ihnen Eure Dienste kostenlos zu erweisen. Wenn sie nicht für Eure Dienste bezahlen, werden sie sie geringschätzen. Mit der Zeit würden sie beginnen, Euch wie eine Dienerin zu behandeln, und ich glaube nicht, daß Euch das gefallen würde. Lächelt und nehmt das Geld.«
»Was soll ich denn damit anfangen?« fragte ich. »Sie geben mir viel zu viel. Es wird sich nur anhäufen, und für mich zur Belastung werden.«
»Erwerbt etwas mit dem Geld – Grundbesitz irgendwo oder ein Stadthaus.«
Nun, das war eine Idee, die mir noch nicht einmal ansatzweise gekommen war. Wenn ich mein eigenes Haus hätte, könnte ich zumindest den Damen mit dem tränenverschleierten Blick entkommen, die Liebestränke von mir wollten, um mit deren Hilfe junge Herren einzufangen, die noch nicht gemerkt hatten, daß

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