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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Drasnien weitgehend entvölkert – abgesehen von einigen Flüchtlingen, die sich in den Marschen verbargen. Eine Flüchtlingskolonne zog nordwärts nach Morindland und erreichte schließlich Cherek. Tausende drasnischer Flüchtlinge wurden in Kotu per Schiff in Länder im Norden und Westen gebracht, und die Eliteregimenter der drasnischen Armee, denen die unmögliche Aufgabe zugefallen war, ihre Heimat zu verteidigen, wurden buchstäblich auf cherekische Schiffe getrieben, zur Mündung des Aldur verschifft und gezwungen, nach Süden zur Feste zu marschieren. König Rhodar hatte verzweifelt versucht, vor Boktor eine Verteidigungslinie zu errichten, aber Vater hatte ihn nach Kotu geschleppt und gezwungen, an Bord von König Eldrigs Kriegsschiff zu gehen. Ich glaube, Rhodar hat meinem Vater danach nie mehr vertraut.
Nachdem er Drasnien völlig in seiner Gewalt hatte, hielt Torak inne, um sich neu zu formieren und den Verstärkungen, die noch immer über die Landbrücke strömten, Zeit zu geben, zu ihm aufzuschließen.
Wir sollten an dieser Stelle etwas klarstellen. Torak selbst war kein militärisches Genie. Damals während des Krieges der Götter, als er tatsächlich persönlich die Entscheidungen traf, beging er so viele Fehler, daß es ein Wunder war, daß die Angarakaner nicht völlig ausgelöscht wurden. Der Drachengott hatte eine nahezu arendische Vorliebe für Kampfgetümmel, Frontalangriffe und Entscheidungsschlachten, bei denen er alles auf eine Karte setzte. Die Gesamtstrategie der Angarakaner im neunundvierzigsten Jahrhundert stammte von Zedar, nicht von Torak. Onkel Beldin hat daraus gefolgert – zu Recht, wie ich meinte –, daß Torak, als er Urvon nach Mal Yaska und Ctuchik nach Rak Cthol sandte, gleichzeitig Zedar nach Mal Zeth schickte, damit dieser hinter den Kulissen arbeiten konnte. Zedar war vermutlich der verschlagenste und schlaueste von Toraks Jüngern, und die Generäle in Mal Zeth ließen ihm eine ausgezeichnete Ausbildung in Taktik und Strategie angedeihen. Toraks Schwerfälligkeit war immer noch überall spürbar, aber fast alles, was subtil war an der angarakanischen Invasion des Westens, darf man mit Fug und Recht dem abtrünnigen Bruder meines Vaters als Verdienst anrechnen.
Nach der völligen Zerstörung Drasniens traf sich der Alornische Rat einschließlich König Ormiks von Sendarien in Riva zu einer außerordentlichen Notsitzung. Bevor unsere Besprechungen jedoch begannen, schritt ich durch die kahlen Hallen der Zitadelle, um ein Wort mit dem rivanischen Wächter zu wechseln. Es gab da mehrere Dinge, die ich ihm begreiflich machen wollte.
Die meisten Könige suchen sich Türme als Arbeits und Studierzimmer aus, wahrscheinlich, weil architektonische Höhe auf eine hohe Stellung hinweist. Brand oder besser alle Brands waren bescheidene, zurückhaltende Männer, die sich mehr als Verwalter denn als Herrscher verstanden. Brands Studierzimmer lag tief im Innern der Zitadelle verborgen, und daneben gab es mehrere Besprechungsräume, wo er seine alltäglichen Regierungsgeschäfte erledigen konnte. Auf diese Weise mußte er wenigstens nicht unzählige Treppen steigen, um an seinen Schreibtisch zu kommen.
»Auf ein Wort, Lord Brand?« fragte ich ihn, während ich im Türrahmen seines etwas unordentlichen, mit Kerzen beleuchteten Arbeitszimmer, stehenblieb.
»Selbstverständlich, Lady Polgara«, gab er zur Antwort, während er sich erhob. Er war sehr groß und hatte beeindruckend breite Schultern. Er rückte mir einen Stuhl zurecht, und ich nahm Platz. Dann setzte auch er sich wieder hin. »Was kann ich für Euch tun, Mylady?«
»Du könntest damit anfangen, diese Förmlichkeiten abzulegen, Brand«, entgegnete ich. »Dafür haben wir viel zu viel zu tun.«
Er lächelte. »Schlechte Angewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen, Pol«, entschuldigte er sich.
»Das habe ich gemerkt. Du bist ein sehr höflicher und zuvorkommender Mann, Brand, und daher wird dir dein Instinkt befehlen, dich vor König Eldrig zu beugen. Er ist älter, und er ist der König der ursprünglichen alornischen Nation. Ich weiß, daß es immer Brauch war, dem König von Cherek in den Sitzungen des Alornischen Rates den Vorsitz zu überlassen, aber diesmal werden wir diese Gepflogenheiten außer Kraft setzen. In dieser besonderen Situation stehst du höher als der König von Cherek.«
»Ich trage keine Krone, Pol«, betonte er. »Selbst Rhodar steht höher als ich, obwohl er im Augenblick überhaupt kein Königreich mehr

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