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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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wählen. Möglicherweise ist seine Wahl besser als deine. Die beiden ABSICHTEN sind einander ebenbürtig. Manchmal gewinnt die eine, manchmal die andere.«
»Dann werde ich also nichts als die Stimme der ABSICHT sein? Sie trifft die Wahl, und ich verkünde sie?«
»Nein, mein Lieber. Du triffst die Wahl.«
»Ich wünschte, ich wäre tot«, sagte er düster.
»Diese Möglichkeit steht dir nicht offen, Brand. Zum jetzigen Zeitpunkt könntest du dir meiner Auffassung nach gar nicht mehr das Leben nehmen. Ob es dir gefällt oder nicht, du wirst Torak in Arendien begegnen, und du wirst eine Wahl treffen.«
»Was geschieht, wenn ich mich weigere, eine Wahl zu treffen?«
»Auch das ist eine Wahl, Brand. Du kannst aus der Sache nicht mehr heraus. Und jetzt hör auf, dich darüber zu grämen, daß Torak ein Gott ist und du nicht. Das macht nicht den geringsten Unterschied. Wenn ihr beide euch gegenübersteht, werdet ihr ebenbürtig sein. Mehr an Rang brauchst du nicht. Damit es nicht zu Eifersüchteleien kommt, werden Vater und ich es den anderen erklären. Du wirst den Oberbefehl haben.« Ich legte eine Pause ein. »Wir werden es den anderen Königen sehr behutsam beibringen«, fuhr ich fort, »so daß also für dich keine Notwendigkeit besteht, es ihm auf den Kopf zuzusagen. Wenn du beiläufig ins Gespräch einflechten würdest, daß du die ABSICHT des Universums bist, würde er höchstens deine geistige Gesundheit in Frage stellen.«
»Ich stelle sie ja selbst schon in Frage, Pol«, gestand er. »Findet dieses Gespräch wirklich statt, oder bilde ich es mir nur ein?«
Ich nestelte eine Brosche von meinem Gewandausschnitt und stach ihn mit voller Absicht mit der Nadel in den Handrücken.
Er schrie überrascht auf und zog rasch seine Hand weg. »Warum habt Ihr das getan?« verlangte er zu wissen.
»Laß es bluten, Brand«, riet ich ihm. Dann tupfte ich den Blutstropfen auf seinem Handrücken mit meinem Taschentuch ab und gab ihm das mit feinen Spitzen umsäumte Stück. »Steck es weg und behalte es immer bei dir, Lieber«, wies ich ihn an. »Du darfst bei dieser Angelegenheit nie deine geistige Gesundheit in Frage stellen. Wenn dich Zweifel überkommen, hol dies hier hervor und sieh dir den Blutfleck an. Dieses Gespräch findet wirklich statt, und du bist wirklich das Kind des Lichtes – oder wirst es sein, wenn die Zeit gekommen ist. Ich bin Ärztin, Brand, also bitte glaub mir, wenn ich dir sage, daß du nicht verrückt bist. Und jetzt geh und wasch dir die Hand, damit ich sie verbinden kann.«

Wir hielten unsere Besprechungen in dem althergebrachten Sitzungszimmer hoch oben in einem der Türme von Eisenfausts Zitadelle ab. Eine Menge Erinnerungen stiegen in mir hoch, aber ich schob sie beiseite, um mich ganz auf das anstehende Problem konzentrieren zu können. Unsere Diskussionen bestanden größtenteils aus Rätselraten. Torak hatte uns einmal überrascht. Eine zweite Überraschung dieser Art konnten wir uns nicht leisten, und aus diesem Grund erörterten wir ausführlich seinen nächsten Zug. Rhodar, König der verlorenen Nation Drasnien, sagte nicht allzuviel, aber das mußte er auch nicht. Sein Gesicht war von Sorgen zerfurcht, seine leidende, trauernde Miene ein ständiger Vorwurf an uns und eine ständige Mahnung, welche Folgen es haben würde, wenn wir noch einmal falsch entschieden.
Da wir eigentlich nichts unternehmen konnten, bis Torak den nächsten Zug machte, brachte die Konferenz keine bedeutenden Entscheidungen. Mein einziger wichtiger Beitrag war der Vorschlag, es möchte eine gutnachbarschaftliche Tat sein, die anderen westlichen Königreiche darüber aufzuklären, daß das Ende der Welt in greifbarer Nähe stand.

Vater und ich verließen die Insel der Winde mit dem Schiff. Man setzte uns an einem regennassen Strand an der Nordseite der arendischen Landspitze ab, damit wir unsere Suche nach den sich verborgen haltenden Asturiern aufnehmen konnten.
Nachdem die Mimbrater Vo Astur zerstört hatten, hatte der asturische Adel sich in die Wälder zurückgezogen und einen Jahrhunderte währenden Guerillakrieg begonnen. Aus asturischer Sicht stellte es einen großen Sieg dar, wenn man einen einsamen mimbratischen Reisenden mit einem Pfeil in den Rücken erlegte, einen Sieg, der wochenlang an allen Lagerfeuern gefeiert wurde. Die Mimbrater mißbilligten diese Vorgehensweise, wie man sich lebhaft vorstellen kann. Bewaffnete Ritter unternahmen daher häufig Säuberungszüge in den Wald, um die Banden romantischer

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