Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Um die Lage für die Handelsherren von Tol Honeth noch zu verschlimmern, schloß Brand in jenem Winter den Hafen von Riva – vorgeblich wegen Instandsetzungsmaßnahmen. Daraufhin hätte sogar ein Einfaltspinsel erkannt, daß die Alorner und Angarakaner das Feld für etwas ziemlich Erderschütterndes klärten, und Ran Borune IV. war alles andere als ein Einfaltspinsel.
Wir trafen uns erneut in diesem Winter in Riva, um unsere Vorkehrungen noch einmal durchzugehen. Ich legte Vater nahe, es als Gebot der Höflichkeit zu betrachten, Ran Borune von der bevorstehenden Invasion in Kenntnis zu setzen. »Wenn all die Vorgänge ihren Höhepunkt in Arendien erreichen sollen, Vater«, folgerte ich, »werden wir aller Voraussicht nach die tolnedrischen Legionen brauchen. Also laß es uns nicht mit dem tolnedrischen Kaiser verderben.«
Vater knurrte – das tut er ziemlich häufig –, aber er reiste nach Tol Honeth, um mit dem jungen Ran Borune zu sprechen. Im Verlaufe dieses Gesprächs hatte mein gelegentlich so ungeschickter Vater einen schlicht genialen Einfall. Anstatt Zeit und Mühe damit zu verschwenden, gegen die uneinnehmbare Mauer von Ran Borunes Rationalität anzurennen, log Vater ihn bezüglich der Quelle unserer Informationen schamlos an und schob es dem drasnischen Geheimdienst als Verdienst zu. Dieser Mythos sollte uns im Laufe der Jahrhunderte noch oft nützlich sein.
Es war noch immer zu früh für die Tolnedrer – oder für irgend jemand anderen, nebenbei bemerkt –, etwas Entscheidendes gegen die Aktivitäten der Angarakaner zu unternehmen, aber Vaters Warnung gab Ran Borune Zeit, seine Legionen in eine bessere körperliche Verfassung zu versetzen. Wenn über längere Zeit Frieden herrscht, neigen Soldaten dazu, in erstaunlicher kurzer Frist schlaff zu werden. Regelmäßige Übungen sind zeitaufwendig, und die Soldaten haben schließlich Wichtigeres zu tun – zum Beispiel trinken, zechen und Frauen hinterherlaufen, die nichts dagegen haben, sich einfangen zu lassen.
Dann, im Vorfrühling des Jahres 4865 – es war noch so früh im Jahr, daß die Schneeschmelze noch nicht eingesetzt hatte – begannen die Malloreaner ihren Marsch über jene Kette felsiger Eilande zwischen Mallorea und dem westlichen Kontinent. Irgendein Dummkopf, der diese Inseln nie mit eigenen Augen gesehen hat, hat sie ›die Landbrücke‹ getauft. Wenn ich keine bessere Brücke als diese bauen könnte, würde ich lieber Gärtner werden.
Wir haben uns wohl alle heftige Vorwürfe gemacht, da wir nicht ergründen konnten, was Torak unternehmen würde, sobald seine Armee das öde Land der Morindim erreicht hätte, das sich nördlich von Gar og Nadrak erstreckt. Der Mrinkodex versicherte uns, Torak habe eine Verabredung in Arendien, und deshalb nahmen wir an, er würde an der nadrakischen Küste entlang nach Mishrak ac Thull marschieren und sich dann nach Westen wenden und Algarien durchqueren, um ins Gebiet der Arender zu gelangen.
Torak selbst war viel zu hochmütig, zu Listen und Ausweichmanövern zu greifen, und so schickte wahrscheinlich Zedar mehrere Regimenter in rote Tuniken gekleideter Malloreaner nach Thull Zelik, um die allgegenwärtigen drasnischen Spione zu täuschen. Die Anwesenheit jener Malloreaner in Mishrak ac Thull überzeugte uns, Torak werde geradewegs auf die Östlichen Steilhänge zumarschieren, um in Algarien einzufallen.
Aber er tat es nicht. Er zog vielmehr durch die Wälder von Gar og Nadrak und fiel in Drasnien ein. Zu sagen, wir seien unvorbereitet darauf gewesen, wäre eine arge Untertreibung. Wir hatten eine gewaltige alornische Armee auf den östlichen Ebenen Algariens zusammengezogen, um uns der dort erwarteten Invasion entgegenzustellen, und hatten Drasnien fast völlig schutzlos zurückgelassen. Wir waren übel ausmanövriert, als Toraks Armee aus Malloreanern, Nadrakern, Murgos und Thulls aus den nadrakischen Wäldern über die Moore Ostdrasniens herfiel. Torak schickte sogleich etwa die Hälfte seiner Streitmacht an die drasnische Südgrenze, womit er wirkungsvoll unsere Bemühungen unterband, unseren drasnischen Freunden zu Hilfe zu eilen. Dann begannen die Truppen des Drachengotts systematisch jeden Drasnier zu töten, dessen sie habhaft werden konnten.
Das Gemetzel war grauenvoll. Diejenigen Drasnier, die nicht sogleich umgebracht wurden, wurden den Grolims für die schauderhaften rituellen Menschenopfer überstellt, die das Herz ihres wahnsinnigen Gottes so erfreuen.
Bis Mittsommer des Jahres 4866 war

Weitere Kostenlose Bücher