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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Nostalgiker aufzuspüren und zu vernichten. Die Asturier gewannen rasch Erfahrung im Tarnen ihrer Lager. Vater und ich verbrachten also reizende eineinhalb Wochen mit der Suche nach dem so schwer faßbaren Herzog von Asturien, Eldallan mit Namen. Der fast ständig durch die Bäume niedergehende Regen verschaffte dem Wort ›ungemütlich‹ eine ganz neue Bandbreite.
Wenn der Hunger sie nicht hinaustreibt sitzen Raubtiere Unwetter für gewöhnlich an einem geschützten Ort aus. In diesem tropfnassen Wald hingegen gab es genau einen Wolf und genau eine Eule, die gezwungen waren, ständig in Bewegung zu bleiben.
Könnt ihr euch vorstellen, wie übel ein nasser Wolf riecht, der sich einem Lagerfeuer nähert? Allein beim Gedanken an Vaters ›Duft‹ während unserer Suche dreht sich mir der Magen um.
Wie der Zufall es wollte, löste eine kurze Unterbrechung des Niederschlags den ständigen Bodennebel auf, der im Wald hing. Ich flog hoch über den Baumwipfeln und sah in einiger Entfernung von uns im Osten den Rauch von etwa einem Dutzend Lagerfeuern aufsteigen. Als wir nachforschten, fanden wir das Lager, das wir gesucht hatten.
In Anbetracht ihres hochentwickelten Sinns für Romantik bestand das Kostüm der Wahl unter den jungen asturischen ›Patrioten‹ aus grünen oder braunen Tuniken und Kniehosen sowie verwegenen, mit langen Federn geschmückten Hüten. Die Mimbrater hatten sie zu Geächteten gemacht, und sie spielten die Rolle nach bestem Vermögen. Literatur hat ihre Daseinsberechtigung, nehme ich an, aber von drittklassigen Verseschmieden verfaßte Balladen, die die Heldentaten dieses oder jenes Gesetzlosen priesen, der auszog, die reichen Mimbrater zu berauben und die Beute unter den armen asturischen Bauersleuten zu verteilen, entzündete die Phantasie von Generationen hirnloser asturischer Edelleute solcherart, daß sie stundenlang in ihrer grünen Montur posierten und umherstolzierten und mit ihren Bögen übten, wobei sie ganze Bataillone von Strohpuppen in verrosteten mimbratischen Rüstungen mit Pfeilen spickten.
Schon gut, ich habe Vorurteile gegen die Asturier. Na und?
Herzog Eldallan und seine Genossen waren alles andere als kooperativ, als Vater und ich ihr ausgedehntes Lager betraten. Wir wurden zwar nicht gefangengenommen, aber eine Menge blanker Pfeilspitzen zeigten in unsere Richtung, als wir uns dem roh gezimmerten ›Thron‹ näherten, auf dem Eldallan mit seiner achtjährigen Tochter Mayaserana auf dem Knie saß.
Der Herzog von Asturien war ein dünner Mann Anfang dreißig mit langem, sorgfältig gekämmtem blondem Haar. Er trug Waldgrün, sein Langbogen war zur Hand, und er hegte offenbar eine hohe Meinung von sich selbst. Er nahm Vaters Begrüßung mit skeptischem Blick auf. Das notorisch schäbige Äußere meines Vaters paßte offenbar nicht in sein Bild von einem ›mächtigen Zauberer‹, wie es die zahllosen arendischen Heldenepen geprägt hatten. Mag sein, daß er Vater nicht glaubte, aber mir glaubte er kurz darauf.
Die Zerstörung Drasniens tat er achselzuckend als ›ein Problem der Alorner‹ ab, während er viel Aufhebens um seine, wie er sagte, religiöse Verpflichtung machte, die Mimbrater vom Erdboden zu vertilgen. Schließlich wurde ich seiner Prahlerei überdrüssig und schritt ein. »Warum läßt du mich nicht mit ihm reden, Vater?« sagte ich. »Ich kenne die Arender ein bißchen besser als du.«
»Mit Vergnügen«, knurrte der alte Wolf.
»Bitte verzeiht meinem Vater, Euer Gnaden«, wandte ich mich an Eldallan. »Diplomatie gehört nicht zu seinen Stärken.«
Dann beging Eldallan den Fehler, meine frühere Verbindung zu den wacitischen Arendern nicht nur zu erwähnen, sondern als eine Art unentschuldbaren moralischen Vergehens hinzustellen. Da er offenbar garstig sein wollte, faßte ich den Entschluß, noch viel garstiger zu ihm zu sein – garstiger, als er ertragen konnte.
»Sehr wohl, Euer Gnaden«, versetzte ich ziemlich kühl, »ich werde Euch zeigen, was die Angarakaner in Drasnien angerichtet haben, und ich überlasse es Euch zu entscheiden, ob dieselben Dinge auch hier passieren werden.«
»Eitle Trugbilder!« schnaubte er.
»Nein, Euer Gnaden. Keine Trugbilder, sondern bittere Wirklichkeit. Ich spreche als Herzogin von Erat, und kein wahrer Edelmann würde die Worte einer Edelfrau in Zweifel ziehen – oder bin ich fälschlicherweise davon ausgegangen, daß es Edelleute in Asturien gibt?«
Er ereiferte sich. »Wollt Ihr meine Ehre in Frage stellen?«
»Habt Ihr

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