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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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die keiner anderen auf dieser Welt gleicht. Die meisten antiken Städte liegen aufgrund von Kriegen in Ruinen, und Kriege hinterlassen an Mauern und Gebäuden einige nicht zu übersehende Spuren. Prolgu indes war nicht durch menschliche Hand zerstört worden. Die Ulgos waren einfach in die Höhlen unterhalb der Stadt gezogen und hatten ihre Häuser heil und leer zurückgelassen. Eine verlassene Stadt zieht für gewöhnlich Plünderer an, aber ich glaube, es hätte schon einer ganz besonderen Sorte von Plünderern bedurft, um nach Prolgu zu ziehen und auf der Suche nach Kostbarkeiten durch diese leeren Straßen zu gehen. In den Bergen von Ulgo wimmelt es von Lebewesen, für die Menschen ein Leckerbissen sind. Selbst die Mäuse sind gefährlich. So erzählt man sich wenigstens.
Ich hatte nur selten Gelegenheit nach Prolgu zu kommen. Meine Familie hat es sich zur Angewohnheit gemacht, die Aufgaben aufzuteilen, und die Kontaktpflege mit den Ulgos war immer Sache meines Vaters gewesen. Wir zogen scheinbar ziellos durch die zugeschneiten Straßen, während der Schneesturm um uns tobte, als der Abend hereinbrach und das Licht zu schwinden begann.
»Ah, da ist es«, sagte Vater endlich und wies auf ein Haus, das sich in nichts von den anderen unterschied. »Dieser Schnee macht diese Aufgabe nicht leichter.«
»Das ist wohl auch nicht beabsichtigt, Vater.«
»Sollte das jetzt witzig sein?«
»Nein, eigentlich nicht.«
Wie alle Häuser in Prolgu hatte auch dasjenige, in das wir nun eintraten, sein Dach schon vor langer Zeit eingebüßt, und auf dem Boden lag eine dicke Schneeschicht. Vater führte mich in den zentralen Raum und scharrte mehrere Minuten lang hier und da mit dem Fuß den Schnee weg. »Na endlich«, grummelte er dann in seinen Bart, als er die gesuchte Steinplatte gefunden hatte. Er holte sich einen großen Stein aus einer Zimmerecke und schlug dreimal damit gegen die Steinplatte.
Nichts geschah.
Wieder schlug er zu. Das Geräusch hörte sich irgendwie hohl an.
Dann gab es ein leises Knirschen, und die sehr große, flache Bodenplatte kippte hoch und ließ einen schwach erleuchteten Raum darunter erkennen. »Belgarath«, erscholl eine dumpf klingende Stimme von unten, »Yad ho, groja UL.«
»Reine Formalität«, raunte Vater mir zu. Dann sagte er: »Yad ho, groja UL. Yad mar ishum.«
»Veedmo, Belgarath. Mar ishum Ulgo.«
»Man hat uns eingeladen«, übersetzte Vater. »Hast du die ulgonische Sprache überhaupt je studiert?«
»Nicht sehr intensiv. Die Grammatik ist dalasisch, nicht wahr?«
»Ja. Aber sie ist älter als Morindisch oder Karandesisch. Die Sprachen isoliert lebender Völker neigen zum Erstarren – und viel isolierter als die Ulgos kannst du kaum leben. Komm, laß uns heruntergehen und uns mit dem Gorim unterhalten.«
»Du wirst den Übersetzer für mich spielen müssen, Vater.«
»Nein. Der Gorim spricht unsere Sprache.«
»Das ist überaus hilfreich.«
Das Licht in den Höhlen von Ulgo ist chemischen Ursprungs und sehr schwach. Ich konnte nicht erkennen, wie groß die Höhlen waren, aber die Echos ließen gewaltige Ausmaße ahnen. Ich fühle mich nie ganz wohl in den ulgonischen Höhlen. Ich muß immerzu an Maulwürfe denken. Sie haben jedoch eine geordnete Gesellschaft, leben in sauberen Wohnungen, welche in die Wände von langen, dämmrigen Galerien gehauen waren, und gehen ihren täglichen Verrichtungen in etwa derselben Art nach, als lebten sie an der Oberfläche. Ich räumte ziemlich sarkastisch ein, daß das Leben unter der Erde zumindest einen Vorteil hat: Das Wetter wurde nie zum Problem.
Die Ulgos ignorierten meinen Vater und mich größtenteils, als wir durch ihre Gänge schritten. Wir streiften mehrere riesige Abgründe und gingen am Ufer eines dunklen Sees entlang, der so groß war wie ein unterirdisches Meer. Dieses Meer wurde von Wasserfällen gespeist, die von der Oberflächenwelt herunterfielen, um endlos im Zwielicht der Erde zu flüstern. Die Echos dieser Wasserfälle vermischten sich mit den Echos der Hymne an UL, die in regelmäßigen Abständen von den Gläubigen gesungen wurde, und die Gesamtheit dieser Echos verwandelte ganz Ulgo in eine unermeßliche Kathedrale.
Das Haus des Gorims von Ulgo ist aus einem so feinen Marmor errichtet, daß es die stattlichen Bauten des kaiserlichen Tol Honeth in den Schatten stellt. Es steht auf einem kleinen Inselchen inmitten eines seichten unterirdischen Sees. Der Zugang erfolgt über eine formell wirkende Dammstraße. Der alte Gorim in

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