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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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er am Tisch Platz nahm.
»Ihr erinnert Euch selbstverständlich an Polgara«, sagte Mutter zu ihm.
Der uralte Gott neigte sein Haupt kaum merklich in meine Richtung, und dann fixierte er mich mit einem durchdringenden Blick, dem vermutlich nichts verborgen blieb. »Ich bin des Lobes voll über dich, Poledra«, wandte er sich an Mutter. »Du hast ein Meisterwerk vollbracht«
»Sie hat sich ganz gut gemacht, nicht wahr?« versetzte Mutter voller Bescheidenheit.
»Sie ist ihrer Aufgabe gewachsen – mehr als gewachsen.« Dann wandte er den Blick wieder mir zu. »Sei gegrüßt, Polgara«, hieß er mich willkommen. »Wie befindet sich dein altehrwürdiger Vater?«
»Es geht ihm gut Heiligster«, gab ich zur Antwort. »Die bevorstehende Aufgabe läßt ihm nicht viel Zeit seinen schlechten Angewohnheiten zu frönen. Deshalb ruiniert er seine Gesundheit nicht in der für ihn üblichen Weise.«
Er lachte tatsächlich darüber, und ich begann mich ein bißchen ungezwungener zu fühlen.
»Ich habe dich aus einem bestimmten Grunde rufen lassen, Polgara«, eröffnete er mir. »So sehr ich es auch genieße, Freundlichkeiten mit dir auszutauschen – schon bald wird es zu einem Ereignis kommen, auf das du vorbereitet sein mußt, damit die plötzliche Überraschung nicht deinen Geist zerrüttet.«
»Das klingt unheilvoll, Heiligster.«
»Mich dünkt indes, daß dem nicht so sein wird, Polgara. Du hast deiner Mutter jederzeit nahegestanden, aber in dieser besonderen Zeit wirst du ihr sogar näher sein, als du und deine Schwester es im Leibe eurer Mutter wart.«
Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Es ist seit langem Brauch unter den Mitgliedern deiner Familie, andere Gestalten als die eigene anzunehmen.«
»Ja«, gab ich zu.
»Die Notwendigkeit erfordert es nun, daß du und deine Mutter dieselbe Gestalt annehmt.«
»Das haben wir bereits getan, Heiligster. Wir haben viele glückliche Stunden damit zugebracht gemeinsam als Eulen zu fliegen.«
»Du hast mich mißverstanden, Polgara. Als ich ›dieselbe Gestalt‹ sagte, sprach ich nicht von zwei verschiedenen Eulen. Es wird nur eine Eule geben, und sie wird euch beide in ihrer körperlichen Hülle vereinen. Ich will mich kurz fassen: Im rechten Augenblick werdet ihr beide gemeinsam das Bild einer einzigen Eule erschaffen, und zur gleichen Zeit werdet ihr beide euer jeweiliges Ich in dieses Bild fließen lassen.«
»Ist das möglich? « rief ich aus.
»Eben diese Frage hat mir mein Sohn Aldur gestellt«, sagte er. »Dein Denken gleicht dem seinen.«
»Zu welchem Zweck, Heiligster?« fragte ich bestürzt. »Wozu soll dieses Experiment dienen?«
»In dieser Verschmelzung werden du und deine Mutter so völlig eins und nach außen abgesichert sein, daß nicht der geringste Hinweis auf eure Gegenwart aus der abgeschlossenen Sphäre eures vereinten Ichs hinausdringen und euch verraten wird. Weder Auge noch Geist werden in der Lage sein, euch zu entdecken. Solcherart wird weder Mensch noch Gott sich der Tatsache bewußt sein, daß das, was er sagt und tut, belauscht und beobachtet wird.«
»Wirklich? Wie erstaunlich! Und wem wird die Ehre zuteil werden, von Mutter und mir ausspioniert zu werden?«
»Wem schon, Polgara? Du und deine Mutter werdet die verrostende Heimstatt meines Sohnes Torak aufspüren, die in diesem Augenblick über die Steppen von Algarien rollt und rasselt. Mein Sohn ist sehr einsam, ist einsam gewesen seit jenem Augenblick, als er Aldurs Orb ergriff und mit dessen Macht die Welt zerbrach. Nun ist er ausgestoßen und verachtet, und er verspürt seine Einsamkeit schmerzhaft. Häufig unterhält er sich ausführlich mit seinen Jüngern – zielloses Gerede mit keinem anderen Zweck als dem, ihn seine quälende Einsamkeit für einen Moment vergessen zu machen. Im Augenblick ist Zedar der Abtrünnige sein bevorzugter Vertrauter, und ihre Gespräche sind äußerst weitreichend.«
Ich spann den Faden weiter. »Dann werden Mutter und ich also auf den Dachbalken seines rostigen Blechpalastes hocken und seine Pläne, Strategien und Ziele belauschen?«
»Die Information, die ihr beschaffen müßt, hat keinen Einfluß auf militärische Angelegenheiten, Polgara. Torak weiß von euch. Ja fürwahr, du und dein Vater nehmt viel Raum in Toraks Gedanken ein. Er hat einen Plan, den du kennen mußt. Deine Kenntnis dieses Plans dient als Vorbereitung auf eine Wahl, die du eines fernen Tages in der Zukunft wirst treffen müssen. Es liegt mir fern, dich zu beunruhigen, aber von deiner Wahl wird

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