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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Sonnenfinsternis folgende Klimawechsel erschwerte es, die eine Regenzeit von der anderen zu unterscheiden. Ich verabscheue es, im Regen zu fliegen, aber wir hatten keine Wahl.
Wir folgten dem Fluß der Schlangen aufwärts bis zu den Stromschnellen in Nähe des Quellgebiets und bogen dann nach Norden ab, um das Gebirge zu überqueren und zur Südgrenze des verfluchten Maragor zu gelangen. Wir erblickten mehrere der provisorischen Minenlager, die Maragors Südgrenze säumten. Ich nahm zur Kenntnis, daß es keinerlei Lager nördlich dieser Grenze gab. Die Goldsucher waren Besessene, aber so besessen nun wieder auch nicht.
Der hochspritzende Regen erschwerte es uns, das sanft gewellte Becken zu erkennen, das einmal Maragor gewesen war, aber Vater kannte den Weg, und so folgte ich ihm einfach bis Mar Amon. Als wir nur noch ein kleines Stück von den Ruinen entfernt waren, schlug er ein paarmal mit seinen Falkenschwingen, und wir flogen zu einem Hain winterkahler Buchen hinunter, von dem aus man die Ruinen überblicken konnte. Dort nahmen wir wieder unsere eigene Gestalt an. »Das wird nicht angenehm, Pol«, klärte Vater mich in bedrücktem Tonfall auf. »Mara ist sogar noch verrückter als Torak. Er hat Maragor vom einen Ende zum anderen mit Gespenstern gefüllt, erschaffen aus seinem eigenen Wahn. Ich fürchte, du wirst ein paar ziemlich schauerliche Dinge zu Gesicht bekommen.«
»Ich habe all die Geschichten gehört, Vater.«
»Geschichten sind eine Sache, Pol. Diese Erscheinungen tatsächlich zu sehen und zu hören, eine andere.«
»Ich werd's überstehen, alter Wolf.«
»Sei dir da nicht allzu sicher, Pol. Wahnsinnig oder nicht, Mara ist immer noch ein Gott, seine Präsenz nach wie vor überwältigend. Die Präsenz des Meisters ist vergleichsweise sanft, aber Mara neigt dazu, die Leute niederzuwalzen, wenn er sich manifestiert. Bist du zufälligerweise während deines Aufenthalts in Arendien einmal Chaldan begegnet?«
»Nein. Chaldan spricht nur zu seinen Priestern – das behaupten zumindest die Priester.«
Er nickte. »Priester sind doch auf der ganzen Welt gleich. Sie scheinen der Auffassung zu sein, daß der exklusive Kontakt zu ihrem Gott ihren Posten sichert. Wenn jeder alte Bauer mit seinem Gott reden könnte, würden die Priester ja überflüssig, und dann müßten sie etwas anderes anfangen und sich ehrliche Arbeit besorgen – pfui!«
»Du bist heute recht zynisch.«
»Schieb es aufs Wetter. Wie dem auch sei, wappne dich. Unsere Begegnung mit Mara dürfte sich etwas unerfreulich gestalten. Götter haben ein langes Gedächtnis für Kränkungen, und Mara gibt uns allen noch heute die Schuld daran, daß wir den Maragern nicht zu Hilfe gekommen sind, als die Tolnedrer Maragor ausgelöscht haben. Ich habe ihn schon mehrmals getroffen, und er kennt mich – es sei denn, er hat mich wieder vergessen. Möglicherweise muß ich ihn ein bißchen anlügen. Schließlich haben wir nicht ausdrücklich den Auftrag erhalten, hierherzukommen. Wir handeln nur so, wie der Meister es unserer Meinung nach gerne sähe. Nur um sicherzugehen, würde ich Mara lieber erzählen, wir handelten auf Anweisung. Mara ist nicht so verrückt, sich gegen den Meister zu erheben, so daß er uns nicht bedenkenlos töten wird. Aber sei vorsichtig, Pol. Sei immer auf der Hut, und was immer du tust, laß dich nie von irgendwelchen zufällig herumliegenden Goldklumpen ablenken. Wenn du auch nur entfernt an Gold denkst, wird Mara dich vom Antlitz dieser Erde tilgen!«
»Ich bin gar nicht so habgierig, Vater.«
»Tatsächlich? Wo hast du dann das ganze Geld her, das du immer aus dem Ärmel schüttelst, wenn du irgend etwas kaufen willst, häh?«
»Kluge Anlagetechnik, Vater. Wenn du Geld hegst und pflegst – es beschneidest, wässerst und düngst –, wird es für dich wachsen und gedeihen wie Rosen oder Rettich. Keine Angst, alter Wolf. Das letzte, was mich interessiert, ist Gold.«
»Gut. Dann laß uns in die Stadt gehen und sehen, ob wir Mara ein bißchen Vernunft beibringen können.«
Mar Amon ist ein äußerst beunruhigender Ort, nicht nur wegen der Massen verstümmelter Geister, die es heimsuchen, sondern auch, weil es teilweise Wirklichkeit und teilweise Illusion ist. Mara hat die Stadt im Prinzip wiederaufgebaut, hat zerstörte Gebäude durch Bilder ersetzt, wie sie einst aussahen, bevor die Tolnedrer kamen. Die Gebäude sind nicht stofflich, aber vom bloßen Hinsehen kann man das nicht erkennen. Während Vater und ich jener spiralförmigen

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