Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
allgemeineren Themen zu, und die Diener des Gorim brachten uns das Abendessen. Die ulgonische Küche ist ziemlich fade, aber ich behielt meine Ansicht für mich. Ich war mir nicht sicher, ob die Ulgos möglicherweise religiöse Tabus bezüglich Kräutern und Gewürzen hatten.
Nachdem wir gegessen hatten, unterhielten Vater und der Gorim sich noch eine Weile, und dann wies man dem alten Wolf und mir Räume zu, in denen wir uns zur Ruhe begeben konnten. Ich schlummerte gerade ein, als Mutters Stimme mich erreichte. »Willkommen in Ulgo, Pol«, sagte sie.
»Du klingst als würdest du hier wohnen, Mutter.«
»Natürlich«, versetzte sie. »Wo dachtest du denn, daß ich wäre?«
»Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Ich nehme an, ich dachte, daß du überall und nirgends wärst.«
»Es sind Höhlen, Pol, und eine Höhle ähnelt einem Bau, findest du nicht auch?«
»Ich fürchte, daran habe ich nicht gedacht.«
»Offensichtlich. Der Heilige UL will mit dir sprechen. Komm mit. Ich führe dich.«
Ich erhob mich und kleidete mich an, und dann verließ ich in aller Stille das Haus des Gorim. Mutters Stimme leitete mich durch das labyrinthartige Gewirr von Galerien in die Außenbezirke der unterirdischen Stadt. Die Gänge, die wir betraten, ließen immer weniger Spuren menschlicher Bearbeitung erkennen, und nachdem ich mich durch einen schmalen Spalt gezwängt hatte, deutete der Schutt auf dem unebenen Boden deutlich daraufhin, daß wir uns nun auf unerforschtem Terrain befanden.
Dann, kurz nachdem ich um eine scharfe Biegung gekommen war, war das Gefühl von Mutters Gegenwart in meinen Gedanken auf einmal verschwunden – oder um genauer zu sein, es hatte sich verlagert. Mutter befand sich direkt vor mir, und jetzt war sie wirklich dort. Die Ulgoner beleuchten ihre unterirdische Welt, indem sie zwei Chemikalien vermischen, die ein phosphorisierendes Glühen abgeben. In dieser noch unentdeckten Galerie glühten die Wände selbst. Möglicherweise handelte es sich dabei um eine chemische Reaktion, aber das bezweifle ich.
Mit ihrem lohfarbenen Haar und den goldenen Augen saß Mutter ganz ruhig auf einem schlichten, dreibeinigen Stuhl in dem ordentlichen kleinen Raum, der ein Bett, einen Tisch und einen kleinen Herd enthielt. Die Wände waren unbearbeitet, und Mutters Kochutensilien und Geschirr waren säuberlich auf einem Sims hinter dem Herd aufgestapelt. Um es kurz zu fassen, dies war kein Zimmer, sondern ein Bau.
Mutter erhob sich und streckte mir die Arme entgegen, und ich flog buchstäblich an ihre Brust. Wir hielten einander ziemlich lange eng umschlungen, und ich gebe zu, daß ich weinte. Dann setzte sie mich behutsam an ihren kleinen, grob gezimmerten Tisch und setzte Tee für uns auf.
»Du sagtest, UL wolle mich sprechen, Mutter«, erinnerte ich sie, als wir einander mit verschränkten Händen am Tisch gegenübersaßen.
»Er läßt uns noch ein wenig Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen, Pol. Weil UL so ausgesprochen taktvoll ist, gibt er uns ein wenig Zeit nur für uns. Wie ist es ihm ergangen?« Mutter gebrauchte fast nie Vaters Namen, wenn wir über ihn sprachen.
»Vater bleibt immer derselbe, Mutter. Das solltest du wissen.«
»Man wird doch noch hoffen dürfen.« Dann lachte sie, und Mutter lacht äußerst selten. »Und Beldin und die Zwillinge?«
»Auch sie haben sich nicht verändert. Weißt du, wir sind schon eine seltsame Familie. Wir leben außerhalb der Zeit, und deshalb können wir uns nicht einfach so ändern, nur weil ein paar tausend Jahre vergangen sind.«
» Du wirst dich ziemlich bald ein wenig verändern.«
»Aha?«
»Du und ich werden einander sehr nahe kommen.«
»Dunkel ist der Sinn deiner Rede, Mutter.«
»Das ist Wolfsart.«
Dann begann eine der Wände von Mutters Bau in einem weichen, milchigen Licht zu erglühen, und der Vater der Götter trat aus dem Felsgestein. Natürlich hatte ich ihn schon einmal gesehen – als Beldaran gestorben war und er sie zu sich geholt hatte –, aber damals war ich so außer mir gewesen, daß ich mir später nie sicher gewesen war, ob er wirklich dort gewesen war. Seine Persönlichkeit erfüllte mich mit Ehrfurcht. Er sah unserem Meister sehr ähnlich, alt und mit seinem weißen Bart, wirkte aber kräftiger – ja sogar muskulöser.
»Ah«, sagte Mutter, während sie sich ruhig erhob, »da seid Ihr. Hättet Ihr gern eine Tasse Tee?« Ihre fast vertrauliche Begrüßung verblüffte mich.
»Wenn es dir gefällt, Poledra«, antwortete der Gott, während

Weitere Kostenlose Bücher