Polgara die Zauberin
dem Pavillon anstellen.
»Lord Zedar!« rief der erste mit schriller Stimme aus. »König Ad Rak Cthoros ist erschlagen, und die Murgos sind in heilloser Verwirrung!«
»Lord Zedar!« unterbrach ihn der zweite Meldegänger. »Die Nadraker und Thull befinden sich in völliger Auflösung und versuchen zu fliehen!«
»Lord Zedar!« meldete sich der dritte Unglücksbote zu Wort. »Die Streitmacht nördlich von uns ist gewaltig! Sie haben asturische Bogenschützen in ihren Reihen, und ihre Langbögen drohen unsere Reserven aufzureiben!
Unser Zentrum befindet sich in tödlicher Gefahr, und die Reserve kann es nicht verstärken. Die Bogenschützen können wir nicht angreifen, weil sie von Sendarern und Rivanern abgeschirmt werden!«
»Rivaner!« brüllte Torak. »Die Rivaner sind an diesen Ort gekommen, um mir die Stirn zu bieten?«
»Jawohl, Heiligster«, entgegnete der nun vor Schrecken ganz blasse Bote. »Die Graumäntel rücken zusammen mit den Sendarern und Asturiern gegen unseren Rücken vor! Unser Schicksal ist besiegelt!«
»Töte ihn«, befahl Torak einem der abwartend neben ihm stehenden Grolims. »Es ist nicht Aufgabe eines Boten, Mutmaßungen anzustellen.«
Zwei Grolims, in deren Augen ein fanatisches Feuer loderte, fielen mit blitzenden Messern über den Unglücklichen her. Er stöhnte auf und sank zu Boden.
»Trägt der, der die Rivaner anführt, ein Schwert?« fragte Torak die anderen Boten, die mit totenbleichen Gesichtern dastanden und ihren ermordeten Kameraden anstarrten.
»Jawohl, o mein Gott«, antwortete einer von ihnen mit vor Furcht krächzender Stimme.
»Und leuchtet dieses Schwert in seiner Hand?«
»Nein, mein Gott. Es scheint nur ein gewöhnliches Schwert zu sein.«
»Dann ist der Sieg mir gewiß!« jubelte Torak.
»Mylord?« Zedar klang verblüfft.
»Der, der gegen mich zieht, ist nicht der rivanische König, Zedar! Es ist nicht der Göttertöter, dem ich mich an diesem Tage stellen muß! Sein Schwert ist nur von gemeinem Eisen und wird nicht von der Macht Cthrag Yaskas durchdrungen! Wahrlich, an diesem Tage werde ich den Sieg erringen. Gib meinen Dienern Befehl, mich zu rüsten, Zedar, denn nun werde ich diesen Ort verlassen, und die Welt wird mein sein!«
»Vater!« Ich schrie den Gedanken beinah zu meinem Vater hinaus. »Torak. kommt!«
»Natürlich kommt er, Pol«, entgegnete Vater selbstgefällig. »So habe ich es schließlich geplant!« Ihr könnt darauf vertrauen, daß Vater sich den Verdienst für nahezu alles anrechnet, was auf der Welt geschieht. »Komm jetzt raus da. Es ist Zeit, daß wir beide uns zu Brand gesellen. Säume nicht, Pol. Wir möchten heute nicht zu spät kommen.«
»Ich wünschte, er würde endlich erwachsen.« Mutters Gedanke war von fast verletzender Sachlichkeit. Wir zwängten uns wieder aus der Fensteröffnung heraus. Alles ging nun sehr schnell, aber ich hatte noch genügend Zeit, um einen starken Verdacht zu fassen, daß bald etwas geschehen würde, was mir überhaupt nicht gefallen würde. Dieser Verdacht wurde mir beinah zur Gewißheit, als Mutter diesmal mit mir vereint blieb, nachdem wir unsere Eulengestalt abgelegt hatten. Noch nie zuvor hatte sie das getan. Sie weigerte sich standhaft, es zu erklären.
Brand befand sich augenscheinlich im Griff jenes mächtigen Bewußtseins, das charakteristisch für alle Kinder des Lichtes ist. Er wirkte nahezu übermenschlich ruhig, als stehe er meilenweit über dem bevorstehenden Ereignis.
Unmittelbar nach Vaters Eintreffen jedoch veränderten sich Brands Miene und Gebaren schlagartig. Sein Gesicht nahm einen Ausdruck übermenschlicher Entschlossenheit an, und als er die Stimme erhob, klang es wie Donner oder das tiefe, unterirdische Grollen eines Erdbebens. »Im Namen Belars fordere ich dich heraus, Torak, Entstellter und Verfluchter! Im Namen Aldurs speie ich dir meine Verachtung ins Gesicht! Gebiete dem Blutvergießen Einhalt, und ich werde mich dir stellen – Mann gegen Gott – und den Sieg davontragen! Ich werfe dir meinen Fehdehandschuh hin! Hebe ihn auf oder gelte hinfort als Feigling vor Göttern und Menschen!«
Torak, dem Zedar dicht auf den Fersen folgte, war mittlerweile aus seinem lächerlichen Blechpalast herausgekommen. Der Gott der Angarakaner nahm Brands Herausforderung keineswegs gelassen entgegen. Er brüllte seine Wut heraus und führte einen Hieb mit seinem mächtigen Schwert, der Felsen zersplitterte und alles um sich in Funken hüllte. Das war der Zeitpunkt, an dem Zedar Reißaus nahm.
»Wer
Weitere Kostenlose Bücher