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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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so genau auf Torak gerichtet gewesen, hätte sie wahrscheinlich das gesamte Glas in den westlichen Königreichen zum Bersten gebracht. Weil diese Stimme so beherrscht und zielgerichtet war, hat meiner Meinung nach niemand je begriffen, wie mächtig sie wirklich war. Vögel krähen, trällern und zwitschern die ganze Zeit, und niemand schenkt ihnen die rechte Beachtung. Aber Torak tat sie nicht mit einem Achselzucken ab. In Mutters Trotzschrei schwang Aldurs Stimme mit, und auch ULs Stimme war darin enthalten. Toraks Wille, den er für so überwältigend hielt, war auf mich gerichtet gewesen, da er von Mutters Anwesenheit ja nicht einmal etwas ahnte. Der Antwortschrei, von dem er denken mußte, er stamme von mir, war so gewaltig, daß sein gegen mich gezielter Schlag im Vergleich dazu geradezu kümmerlich wirkte. Der entstellte Gott der Angarakaner wurde dadurch plötzlich unsicher und verängstigt. Ich glaube, ich war vermutlich die einzige, die ihn, als der Schrei sein Ziel fand, tatsächlich zusammenzucken und das Augedasnichtist vor Furcht und Unentschlossenheit aufglühen sah. In diesem Augenblick geschah es, daß Toraks übersteigertes Selbstbewußtsein in seiner Brust erschüttert wurde. Er wurde von Selbstzweifeln zerrissen, als er dem rivanischen Wächter gegenübertrat. Dieser Zweifel und diese Furcht brachten die Entscheidung. Die Geschichte erzählt, es sei Brand gewesen, der Torak an jenem Tag vor den Mauern von Vo Mimbre besiegt habe, aber die Geschichte irrt. Es war Mutter, die ihn besiegte, und sie benutzte dazu unsere gemeinsame Stimme. In gewisser Hinsicht hat meine Mutter die Schlacht von Vo Mimbre gewonnen.

TEIL SIEBEN ANNATH

K APITEL 34
    »Macht euch bereit, zu sterben!« donnerte Torak, aber der leise Anflug von Zweifel in seiner Stimme deutet darauf hin, daß er sich nicht so sicher war, wie seine Weltuntergangsdrohung es vermuten ließ. Die Ashabiner Orakel hatten ihn vor dem dritten Tag der Schlacht gewarnt. So unerschütterlich war jedoch seine Überzeugung, er müsse sich an jenem Tag dem rivanischen König und seinem sternengeborenen Schwert stellen, daß er frohlockend glaubte, er hätte bereits gewonnen und die Warnung ihre Gültigkeit verloren, als Brand ihn herausforderte. Das und nur das war es, was ihn dazu verleitete, sich an jenem fatalen Tag aus seinem eisernen Pavillon zu wagen. Was ihm entging, war, daß sein Gegner auf jenem Schlachtfeld nicht Brand, sondern der Orb des Meisters war.
    Beim Verlassen seines Pavillons war er zutiefst davon überzeugt, er werde an jenem Tag alles bekommen, was er wollte, und diese Überzeugung hatte ihn dazu bewogen, mir seinen Willen entgegenzuschleudern; aber Mutter hatte mich einfach beiseitegeschoben und an meiner Statt geantwortet, indem sie ihn voller Verachtung zurückwies. Das Auftreten Brands anstelle des rivanischen Königs legte Torak nahe, er werde gewinnen; Mutters haßerfüllte Zurückweisung legte ihm nahe, er werde verlieren. Torak war ein Gott und nicht dazu geschaffen, Ungewißheit zu ertragen. So geschah es, daß, als er jenes gewaltige Schwert gegen Brand schwang, der Zweifel an seiner Seele nagte. Fast schien ein Hauch Verzweiflung in seinem Angriff zu liegen.
    Brand hingegen wirkte ruhig, nahezu entrückt. Seine Paraden waren wohlüberlegt, fast lässig.
Der Zweikampf schien ewig zu dauern. Torak wurde immer rasender, Brand immer gleichmütiger. Am Ende kämpfte der Drachengott sich mit wütenden Hieben durch Brands Verteidigung und fügte ihm eine klaffende Schulterwunde zu, und das war das Zeichen, auf das wir gewartet hatten – ohne zu wissen, daß wir darauf warteten. Ich vermute stark, daß es Bestandteil der Vereinbarung zwischen den beiden gegensätzlichen ABSICHTEN war, daß Torak Brands Blut fließen lassen mußte, bevor dieser ihn besiegen konnte. Das Blut spritzte aus Brands Schulter, und Vater heulte auf, während ich kreischte.
Dann war Brand wie entfesselt. Sein besonnener, beinah gelangweilter Gesichtsausdruck wich einer energiegeladenen, wachen Schnelligkeit. Er fuhr einmal mit der Schwertschneide über den Schild, so daß der Soldatenumhang herabfiel, welcher das, was im Mittelpunkt des Schildes eingelassen war, verborgen hatte. Das gleißende Feuer des Orb blendete den Drachengott.
Das war es natürlich, worum es während des ganzen Krieges gegangen war. Wir hatten zehn Jahre gebraucht, und Tausende von Menschenleben dem alleinigen Ziel geopfert, Torak an einen Ort zu bringen, wo er gezwungen war, zu

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