Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
einem vorherbestimmten Zeitpunkt dem Orb ins Gesicht zu sehen.
Ich glaube nicht, daß einer von uns richtig begriffen hatte, wie schmerzhaft die Gegenwart des Orb für den Gott der Angarakaner sein würde. Er schrie, als sein unheilvolles Feuer ihn traf und sein Gesicht erneut Versehrte. Immer noch schreiend ließ er in dem verzweifelten Versuch, das Gesicht zu schützen, den Schild fallen und warf das Schwert von sich.
In dem Augenblick streckte Brand ihn nieder. Der rivanische Wächter ergriff flink mit beiden Händen den Griff seines Schwertes und bohrte seine Klinge geradewegs in die linke Augenhöhle des entstellten Gottes, in der dasAugedasnichtwar so hell funkelte wie an jenem Tag vor nunmehr fast fünfzig Jahrhunderten, als der Orb ihn dafür bestraft hatte, daß er ihn erhoben hatte, um die Welt zu zerbrechen.
Wieder schrie Torak auf und taumelte zurück. Er riß sich Brands Schwert aus dem Auge. Helles Blut spritzte hervor. Blut weinend, stand der Gott der Angarakaner einen Augenblick stocksteif. Dann stürzte er zu Boden, und die Erde erbebte in ihren Grundfesten.
Ich glaube, niemand auf dem weiten Schlachtfeld machte für die Zeitspanne von hundert Herzschlägen nach diesem donnergleichen Sturz eine Bewegung oder einen Laut. Das Geschehene war ein solch titanenhaftes EREIGNIS, daß ich mich fragte, warum die Sonne nicht in ihrem Lauf innehielt. Ich war vermutlich die einzige, die überhaupt etwas hörte – das zügellose Frohlocken von Mutters Triumphgeheul. Meine Mutter hat Tausende von Jahren in der Gestalt einer Frau verbracht, die wir als Poledra kennen, aber tief im Grunde ihres Wesens ist sie noch immer eine Wölfin.
Ich empfand nicht nur Triumph, sondern auch eine große Erleichterung. Für gewöhnlich mangelt es mir nicht an Selbstbewußtsein, aber meine kurze Begegnung mit Torak hatte mich bis in die tiefsten Ebenen meiner Existenz erschüttert. Ich hatte entdeckt, daß ich gehorchen mußte, wenn Torak es mir befahl, und diese Entdeckung erfüllte mich mit Unsicherheit und Entsetzen.
Die Vorgänge, die auf den Sturz Toraks folgten, waren nicht sehr erfreulich. Die Angarakaner waren umzingelt und völlig demoralisiert. Sie abzuschlachten – und das ist das einzige Wort, das auf das nun folgende zutrifft – war überflüssig, um es gelinde auszudrücken. Brand jedoch war unerbittlich. Schließlich erklärte General Cerran mit großer Bestimmtheit, jetzt sei es genug, aber Brand war Alorner bis ins Mark, und wenn es darum geht, Angarakaner zu töten, kann kein Alorner genug kriegen. Das Gemetzel dauerte noch die ganze Nacht hindurch an, und als die Sonne aufging, gab es auf der Walstatt keinen lebenden Angarakaner mehr.
Am Ende, als niemand mehr übrig war, den sie hätten umbringen können, befahl Brand mit verbundener Schulter und dem Arm in einer Schlinge seinen Alornern, ihm Toraks Leichnam herbeizuschaffen, damit er ›dem König der Welt ins Gesicht blicken könne‹ – aber Toraks Leichnam war nirgends zu finden. Da schickte Brand gebieterisch nach meiner Familie und mir. Die Zwillinge, Beldin, Vater und ich bahnten uns unseren Weg über das leichenübersäte Schlachtfeld zu dem Hügel, auf dem Brand stand und die Vernichtung Angaraks überwachte. »Wo ist er?« verlangte er von uns in einem Tonfall zu wissen, den ich wirklich nicht gerne mag.
»Wo ist wer?« versetzte Beldin.
»Torak natürlich. Offenbar kann niemand seine Leiche auftreiben.«
»Wie erstaunlich«, entgegnete Beldin sarkastisch. »Du hast doch nicht etwa geglaubt, du würdest ihn tatsächlich finden, oder? Zedar hat ihn noch vor Sonnenuntergang fortgeschafft.«
» Was hat er?«
    »Hast du es ihm nicht erzählt?« wandte Beldin sich an Vater.
    »Er mußte es nicht wissen. Sonst hätte er noch versucht, es zu verhindern.«
»Was geht hier vor?« Brands gebieterischer Ton begann mich ernsthaft zu stören.
»Es war ein Bestandteil der Abmachung zwischen den beiden Notwendigkeiten«, führte Vater aus. »Im Ausgleich für deinen Sieg wurde es dir nicht gestattet, Toraks Leichnam zu behalten – es hätte dir ohnehin nichts genützt. Dies war nicht das letzte EREIGNIS, Brand, und es war auch nicht das Letzte, was wir von Torak gesehen haben.«
»Aber er ist tot.«
»Nein, Brand«, teilte ich ihm so behutsam wie möglich mit. »Du hast doch nicht wirklich geglaubt dein Schwert könne ihn töten, oder? Das einzige Schwert, das dazu in der Lage ist, hängt immer noch an der Rückwand des Thronsaals in Riva.«
»Verdammt Pol!«

Weitere Kostenlose Bücher