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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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unter den Sterblichen ist so vermessen, den König der Welt derart herauszufordern?« brüllte Torak. »Wer unter euch Staubkörnern nimmt es mit einem Gott auf?«
»Ich bin Brand, Wächter von Riva, und ich trotze dir, übles und mißgestaltetes Göttlein, und deiner verderbten Horde! Zeig uns deine Macht! Heb meinen Fehdehandschuh auf, oder mach dich davon und laß dich fürder nicht mehr blicken in den Königreichen des Westens!«
Der ganze Zweck der Herausforderung bestand natürlich darin, Torak so zu erzürnen, daß er nicht mehr klar denken konnte. Hätte der Gott Angaraks noch einen Funken Verstand besessen, hätte er die Falle gerochen. Seine rasende Wut jedoch hatte scheinbar jeglichen Verdacht und die letzten Spuren geistiger Gesundheit getilgt »SIEHE!« donnerte er mit mächtiger Stimme. »Ich bin Torak, König der Könige und Herr der Herren! Ich fürchte keinen Mann aus sterblichem Geschlecht und keine blassen Schatten längst vergessener Götter! Ich werde erscheinen und diesen großmäuligen rivanischen Narren vernichten, und meine Feinde werden fallen unter meinem Zorne, und Cthrag Yaska wird wieder mein sein und die Welt ebenso!«
Und das war natürlich der Grund, weshalb die ganze Schlacht geschlagen, der ganze Krieg geführt wurde. Alles, was wir erduldet hatten, hatte nur diesem einen Zweck gedient – Torak nahe genug an den Orb des Meisters zu bekommen, daß er ihn besiegen konnte.
Der donnergleiche Wortwechsel hatte beide Heere zur Bewegungslosigkeit erstarren lassen. Die Kampfhandlungen kamen zum Erliegen, als Torak durch seine unterwürfigen Truppen nach Norden schritt und Brand, begleitet von meinem wölfischen, hinter ihm hertrottenden Vater sowie Mutter und mir wieder in unserer gemeinsamen Eule, die über seinem Kopf flog, nach Süden marschierte, um sich seinem Feind zu stellen.
Als sie nur noch etwa zwanzig Schritte voneinander entfernt waren, fand ein EREIGNIS statt, ein EREIGNIS, das Vater nicht einmal bemerkte. Brand stellte sich vor und fügte seinen vorherigen Beleidigungen noch ein paar weitere hinzu, nur um Toraks Wüten noch ein bißchen Zunder zu geben.
Torak hingegen wandte sich an Vater. »Hebe dich hinweg, Belgarath«, warnte er ihn. »Fliehe, wenn dir dein Leben lieb ist.«
Vater blieb ihm die Antwort nicht schuldig und knurrte ihn zähnefletschend an.
Dann richtete Torak sein einziges Auge auf mich, aber er drohte mir nicht. Sein Tonfall war honigsüß, die Kraft seines Willens überwältigend. »Sage dich los von deinem Vater, Polgara, und komme mit mir. Ich werde dich zur Frau nehmen und zur Königin über die ganze Welt erheben, und deine Macht wird nur der meinen nachstehen.«
Ich habe bei Gelegenheit kleine, hilflose Tiere im Angesicht einer Schlange gesehen. Die Maus oder das Kaninchen wissen, daß die Schlange da ist, und sie wissen, daß sie in Gefahr schweben, aber sie scheinen wie an ihrem Platz festgefroren zu sein, unfähig, sich zu bewegen, während das tödliche Reptil langsam nähergleitet. Ich fand mich in derselben Lage wieder. Toraks Wille hatte mich schlicht überwältigt.
In der Geschichtsschreibung jener kurzen Begegnung heißt es immer, ich hätte dem Einäugigen Gott meinen Trotz entgegengeschleudert, aber das habe ich nicht. Ich war unfähig, auch nur einen einzigen Laut auszustoßen. Torak hatte mich zur Strecke gebracht und besiegt. Sein eines Auge brannte triumphierend, als er merkte, wie meine Abwehr zusammenbrach.
Was Torak nicht wußte und auch gar nicht wissen konnte, war, daß er in diesem Augenblick drei Jüngern Aldurs und nicht bloß zweien gegenüberstand. Von der Existenz des dritten wußte er nicht einmal. Und jener dritte Jünger war es, der Torak vor Vo Mimbre besiegte, vermutlich, weil dieser dritte Jünger nicht nur mit Aldur, sondern auch mit UL, Toraks eigenem Vater, in Verbindung stand.
Unsere Eule schwebte, bis in die letzte Feder zitternd, unentschlossen über Brands Kopf. Dann spürte ich, wie mein gesamtes Bewußtsein in eine kleine Ecke unserer gemeinsamen Gestalt zurückgedrängt wurde, und der dritte Jünger, Mutter, übernahm die Führung. Ich habe mich schon oft im Beisein von Göttern befunden, aber so etwas Überwältigendes wie Mutters Willen an jenem Tag habe ich noch nie empfunden. Sie hüllte sich in diese unbändige Kraft und schleuderte sie Torak ins Gesicht. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte diese Kraft ihn in seine Atome zerstäubt. Die Waffe ihres Willens war unsere gemeinsame Stimme, und wäre sie nicht

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