Polivka hat einen Traum (German Edition)
Aufstockung des IWF befassen.
Die REINE WAHRHEIT vom 20. Juni 2012
Ereignisse um Doppelleben Stranzers überstürzen sich – Innenminister spricht von einem der größten Politskandale der 2. Republik!
Nun scheint es also festzustehen: Der saubere Exminister und EU-Parlamentarier Tilman Stranzer war in Wirklichkeit der eiskalte Kopf einer organisierten Verbrecherbande! Wie der Innenminister bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Dienstag erklärte, sprächen alle von der Polizei gewissenhaft gesammelten Beweise eine eindeutige Sprache. Gemeinsam mit dem Leiter der Ermittlungen, Oberst Alfons Schröck, führte der sichtlich erschütterte, aber um Fassung bemühte Minister vor den Mikrophonen aus, dass Stranzer Kopf einer kriminellen Organisation gewesen sei, die sich aus einer Reihe von ihm angeheuerten europäischen Auftragskillern zusammengesetzt habe. Bei den drei Toten von der Brünner Straße (die REINE berichtete) dürfte es sich um abtrünnige Söldner Stranzers handeln, derer er sich höchstpersönlich entledigte, nachdem sie ihn mit einem Beweisvideo zu erpressen versucht hatten.
Die Hintergründe des Stranzer’schen Mordnetzwerks lägen zwar noch im Dunkel, so der Innenminister, doch sei er zuversichtlich, diesen wohl zu den größten politischen Skandalen der 2. Republik zählenden Fall mit Hilfe eines integeren, aufrechten und überaus fähigen Mannes wie Oberst Schröck restlos aufklären zu können. Schon jetzt gebe es Hinweise, dass die von Stranzer initiierte Mordserie darauf ausgerichtet war, die laufende Privatisierung europäischer Verkehrsbetriebe zu unterminieren – möglicherweise im Auftrag linksterroristischer Organisationen. Oberst Schröck selbst fügte hinzu, dass nicht zuletzt auch Stranzers Tod vor einer Woche neu bewertet werden müsse. So deuteten die kriminaltechnischen Untersuchungen inzwischen weniger auf einen Jagdunfall als auf den minuziös geplanten Selbstmord des Europaabgeordneten hin. Wahrscheinlich, so Schröck, habe Stranzer schon die starke Hand des Innenministeriums im Nacken gespürt und keinen Ausweg mehr gesehen.
Unbestätigten Meldungen zufolge soll Schröck schon seit mehreren Wochen gegen den einst so geachteten Politiker ermittelt haben.
Polivka stöbert weiter, als ihm plötzlich – außerhalb der von ihm angestrebten chronologischen Reihenfolge – eine Randnotiz ins Auge sticht:
Die REINE WAHRHEIT vom 13. Juli 2012
Wien erhält neuen Landespolizeipräsidenten
Wie gestern aus dem Innenministerium verlautete, wird der erst letzte Woche mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrte Oberst Alfons Schröck neuer Wiener Polizeipräsident. Der allseits gefürchtete, aber auch beliebte Schröck, der bei der Aufklärung des Falles Tilman Stranzer an vorderster Front gestanden war, soll seine Arbeit als oberster Polizeibeamter der Bundeshauptstadt bereits in den kommenden Tagen antreten.
30
«Mein Gott, Kind! Was mach ich mit dir mit! Ein Glück, dass dein seliger Vater das nicht mehr mit anschauen hat müssen!»
«Mutter?» Polivka schreckt aus dem Mittagsschläfchen hoch und blinzelt durch die Augenlider.
«Gerade dass er noch die eigene Mutter kennt. Da fragt man sich, was man verbrochen hat, womit man sich das eigentlich verdient hat. Er hat wirklich keine schlechte Kindheit gehabt; mein Mann und ich, wir waren immer für ihn da …»
«So reißen Sie sich halt ein bisserl zusammen, Polivka!» Hinter der schmächtigen Gestalt der Mutter wird ein weiterer Besucher sichtbar: klein, gebeugt, vergilbt und welk. Er ist es tatsächlich: Oberst Schröck, der designierte Wiener Landespolizeipräsident und frischgebackene Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik.
«Herr Oberst!»
«Da schaust du», wirft die Mutter ein, «wer sich gleich aller um dich kümmert, oder? Der Herr Oberst hat darauf bestanden, dass er mich begleitet, wenn ich dich besuchen geh. Dabei hat er doch wirklich alle Hände voll zu tun, gerade jetzt, wo er …»
«Schon gut, meine Liebe», fällt ihr Schröck besänftigend ins Wort und wendet sich wieder an Polivka. «Jetzt sagen S’ doch um alles in der Welt einmal was Freundliches zu Ihrer Frau Mama, wo sie sich andauernd nur Sorgen um Sie macht! Ich kann Sie wirklich nicht verstehen, Polivka. Wenn ich bei Ihrer Aufzucht etwas mitzureden hätt, ich tät Sie schon Manieren lehren und ein bisserl Respekt.»
«Er kann ja nichts dafür, Herr Oberst», gibt die
Weitere Kostenlose Bücher