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Polivka hat einen Traum (German Edition)

Polivka hat einen Traum (German Edition)

Titel: Polivka hat einen Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Slupetzky
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Mutter mit gebrochener Stimme zurück. «Dem armen Buben fehlt halt schon seit Ewigkeiten eine starke Hand. Auf mich hat er ja nie gehört, ich bin ja leider mutterseelenallein auf Gottes Erdboden.»
    Polivka schließt die Augen und fährt gleichzeitig mit einer Hand unter die Decke, um sich in die rechte Pobacke zu zwicken. Nein, es ist kein Traum, im Gegenteil: Es ist der kalte, harte Wachzustand, die Strafe dafür, den schützenden Hafen des Komas leichtfertig verlassen zu haben.
    «Danke, Mutter», murmelt Polivka benommen, «dass du dem Hammel geholfen hast.»
    «Du weißt doch, dass ich alles für dich tu, ich hab ja keine Menschenseele außer dir.»
    «Und Respekt, Herr Oberst, dass Sie den Fall Stranzer so famos gelöst haben. Ich hab’s nachgelesen. Wirklich eine reife Leistung, die Beweise so zu kombinieren, dass sich am Schluss ein Toter als der einzig Schuldige herausstellt.»
    Wie zwei Krötenmäuler wölben sich Schröcks Augenschlitze aus dem faltigen Gesicht. «Gnädige Frau», schnarrt er mit bebenden Tränensäcken, während er Polivkas Mutter die Hand auf die Schulter legt, «könnt ich mit Ihrem Herrn Sohn wohl kurz was Dienstliches besprechen? Fünf Minuten höchstens, und danach tät ich für ein Kaffeetscherl im Sacher zur Verfügung stehen, wenn Sie einem betagten Junggesellen die Freude machen wollen.»
    «Da kannst du einmal sehen, Bub, wie lieb der Herr Oberst zu mir ist! Ins Sacher! Da bin ich nicht mehr gewesen, seit dein seliger Vater …» Die Stimme der Mutter versiegt, sie steht auf und lässt sich von Schröck zur Tür begleiten. Im letzten Augenblick dreht sie sich um und sagt zu Polivka: «Und grüß die Gerda bitte tausendmal von mir. Sie freut sich so , dich in den nächsten Tagen da herinnen zu besuchen.»
    Kaum hat die Mutter das Zimmer verlassen, macht sich eine unheilvolle Stille zwischen den zwei Männern breit. Der Oberst tritt wieder ans Bett und setzt sich auf den frei gewordenen Stuhl. Er schlägt die dünnen Beine übereinander und mustert Polivka schweigend.
    «Warum haben Sie die Speicherkarte eigentlich dem Oppitz nicht gegeben?», fragt Polivka schließlich. «Hat er nicht darauf gewartet, damals in der Hofburg?»
    «Was Sie alles wissen.» Schröck zieht ungerührt die Augenbrauen hoch. «An Ihnen ist wirklich ein guter Bezirksinspektor verlorengegangen.»
    «Soll das heißen, ich bin endgültig demissioniert?»
    «Nur schön der Reihe nach, wenn ich bitten darf. Zu Ihrer ersten Frage: Selbstverständlich hab ich dem Herrn Fürsten diesen Speicherchip gebracht. Die Anweisung ist schließlich direkt aus dem Innenministerium gekommen. Der Herr Fürst hat zwar an diesem Abend, sagen wir, das eine oder andere Problem gehabt …», Schröck schmunzelt, «aber auf ein Glaserl Champagner hat er mich trotz allem eingeladen. Dieser Oppitz, das ist schon ein rechter Schwerenöter. Aber amüsant, und außerdem ein Mann, der Wort zu halten weiß. Er hat sich jedenfalls mit diesem Chip in einen Nebenraum zurückgezogen und ist zehn Minuten später wiederaufgetaucht. ‹Sie müssen diese Schweinerei verfolgen›, hat er völlig echauffiert zu mir gesagt und mir die Speicherkarte wieder in die Hand gedrückt. ‹Mit so was will ich nichts zu tun haben; zum Glück hab ich mir das noch angeschaut, bevor ich es dem Doktor Stranzer geb!› Wie sich herausstellt, hat ihn Tilman Stranzer darum gebeten, ihm die Karte aus dem Kommissariat zu holen, und darauf hat der Fürst – aus reiner Freundschaft – die Beziehungen seiner ministerialen Gattin spielen lassen. Nichts, was ihm groß vorzuwerfen wäre, umso weniger, als er mich auch noch später tatkräftig bei den Ermittlungen unterstützt hat. Dieser Acker an der Brünner Straße beispielsweise, wo der Stranzer seine Leichen losgeworden ist: Haben Sie das auch schon nachgelesen?»
    «Überflogen», sagt Polivka tonlos.
    «Sehen Sie. Und? Wer war’s, der mir den Tipp gegeben hat? Der Oppitz. Auch den Hinweis auf die Arbeitsstätte der drei Toten – eine Sicherheitsfirma in Brüssel – hab ich vom Fürsten bekommen. Also lamentieren Sie, wie Sie wollen, Polivka, aber verschießen Sie Ihr Pulver nicht: Wenn Sie versuchen, justament den Oppitz anzupatzen, stoßen Sie bei mir auf taube Ohren.»
    «Das war nicht meine Absicht», murmelt Polivka. Mit Schaudern denkt er an die Drohungen zurück, die Oppitz in der Schindergasse ausgestoßen hat: Wollen Sie tatsächlich am Grab Ihrer hübschen Französin stehen, mit zerquetschtem Gesicht

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