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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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lieber Herr Gendarm. Hat es bei Ihnen Rehbraten gegeben, heute abend?“
    Polt zuckte zusammen. „Reh? Verdammt noch einmal, woher …“
    „Ich war bei Frau Habesam, essentielle Dinge des Lebens einholen: Fleckputzmittel, Schokobananen und die neuesten Nachrichten.“
    Paratschek schluckte hastig sein Brot hinunter. „Die alte Vettel! Mir erzählt sie nie was.“
    „Du bist ja auch keiner, dem man etwas erzählt. Doch abgesehen davon, ans Werk, meine Herren! Womit wollen Sie mich betören?“
    Ernst Höllenbauer griff zum Weinheber.
    „Ein Grüner Veltliner“, sagte er, als wenig später die Gläser gefüllt waren. „Ein junger, frischer Wein. Kabinett, trocken. Zwölf Prozent Alkohol.“
    Polt beobachtete Heinz Hafner, wie er Farbe und Klarheit prüfte, das Glas schwenkte, konzentriert schnupperte, einen guten Schluck nahm und ihn mit einer kauenden Bewegung im Mund verteilte. Nach einer Weile schüttete er den Rest Wein im Glas in einen bereitstehenden Krug und schwieg.
    „Ich will ja nichts sagen“, begann Sepp Räuschl.
    „Dann sag auch nichts“, unterbrach ihn der Höllenbauer und schaute Hafner fragend an, der den Blick lächelnd erwiderte. „Also soll ich was sagen, nicht wahr? Blasse Farbe, indifferentes Verhältnis von Gerbstoff und Säure, grasiges Aroma. Als Kuh wäre ich begeistert. Kein Format, alles in allem, leider. Dopplerware. Ein Wein zum Saufen, nicht zum Trinken. Aber Sie haben ja noch mehr zu bieten, Herr Höllenbauer, na?“
    Dann war es still im Keller. Still und sehr kalt. Polt hatte das lähmende Gefühl, bei einer Hinrichtung anwesend sein zu müssen. Es folgte Schlag auf Schlag.
    „Ein Blauer Portugieser, fruchtig, samtig. 13 Volumprozent Alkohol.“
    „Keine Kraft, mein Lieber, kein Ausdruck. Es sei denn, man ist wild auf Kaffeesud. Eindimensional, flach, harmlos. Und dann reißt er auch noch ab.“
    „Ein Cabernet Sauvignon 98. Hohe Reife der Trauben bei der Ernte. Fängt an, sich zu runden. Der Pfarrer nimmt ihn als Meßwein.“
    „Das grenzt an Gotteslästerung.“
    „Und warum, Herr Hafner?“
    „Dominanter Alkohol. Hier, sehen Sie die Schlieren am Glas. Und der Geschmack erinnert mich an Brennesseln. Dazu paßt das kratzige Tannin. Ein kantiger Bursche, der im Hals steckenbleibt. Nein, danke.“
    „Ein 95er Traminer, würzig. Reife Auslese mit feiner Restsüße.“
    „Erinnert frappant an einen 96er, mein ich? Kühle Nordlage, wie ich vermute, und zu lange auf der Maische gestanden. Keine Säure, dafür um so mehr Alkohol. Prädikat aufdringlich.“
    Heinz Hafner stellte sein Glas hörbar auf den Tisch. „Nichts für ungut, alle miteinander! Ich habe das dringende Bedürfnis, die Wirkung dieser edlen Tropfen mit ein paar doppelten Schnäpsen zu vertiefen. Adieu!“ Polt sah ihn mit Peter Paratschek im Gefolge leichtfüßig die Kellerstiege hinaufeilen und wandte sich dann den Weinbauern zu, die einander stumm anstarrten.
    „So ein Depp, so ein angeberischer“, sagte irgendwann Sepp Räuschl.
    „Keine Ahnung hat er“, sagte Firmian Halbwidl.
    „Ich weiß nicht …“, sagte Ernst Höllenbauer und ließ den Rest Traminer langsam auf den Kellerboden rinnen.
    Der Garten des Herrn
    Harald Mank leckte an seinem Zeigefinger, als Polt das Büro betrat. „Ich habe versucht, einen Kompromiß zwischen Leberkässemmeln und Gabelbissen zu finden, Simon.“
    „Und?“
    „Schwedenbomben. Willst du auch eine?“
    „Nein, danke. Der gestrige Tag verdirbt mir noch immer den Appetit.“
    „Das tote Reh?“
    „Ja, auch. Wenn es einen Zusammenhang mit den anderen Vorfällen in den letzten Tagen gibt, dann hat sich der Spaß gründlich aufgehört. Möchte wissen, wo das noch hinführt.“
    Harald Mank holte eine Schwedenbombe aus der Schreibtischlade und betrachtete sie mit unverhohlener Gier. „So nebenbei läßt sich die Angelegenheit jedenfalls nicht mehr behandeln. Ich habe schon mit Chefinspektor Hauswirt vom Kriminaldienst in Breitenfeld geredet. Doch zu den erfreulichen Dingen: Wie war es denn gestern abend beim Höllenbauern?“
    „Erfreulich, sagst du …“ Polt unterbrach sich, schaute zur Tür und sah Inspektor Holzer, der breit grinste. „Hoher Besuch für dich, Simon. Geistlicher Besuch. Geht es womöglich gar ums Aufgebot? Aber ist es denn so eilig, daß der hochwürdige Herr Pfarrer gleich in die Wachstube kommt?“
    Polt war aufgestanden. „Keine Ahnung, was der hier will. Oder doch, ich kann’s mir denken.“
    Obwohl Virgil Winter keine Soutane,

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