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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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war oft mit Schulkindern dort. In den Granit mischen sich Ablagerungen von Rotalgenkalk. Das Gebiet lag also vor etwa 20 Millionen Jahren dicht unter dem Wasserspiegel.“
    „Wieder was dazugelernt. – Mir scheint, es hat aufgehört zu regnen.“
    Die beiden traten ins Freie. Der nasse Boden dampfte, die Luft roch frisch. Franz Fürst atmete tief ein. „Schön ist es jetzt hier. Einfach schön.“
    „Sie gehen also nicht unter die Erde zurück?“
    „Nein. Ich werde mich sogar nach Möglichkeit in einen gesellschaftsfähigen Menschen verwandeln.“
    „Warum denn das?“
    „Für den Kirchgang, am Sonntag.“
    „Sie?“
    „Ja, ich. Möchte doch zu gerne hören, was mein ganz spezieller Freund, der Herr Pfarrer, zu predigen hat.“ Polt neigte bedenklich den Kopf, sagte aber nichts, hob grüßend die Hand und schob sein Fahrrad neben sich her, bis er die asphaltierte Kellergasse von Burgheim erreicht hatte. Dort bemerkte er, daß der grüne Geländewagen von Christian Wolfinger vor Sepp Räuschls Preßhaus stand. Der Gendarm schaute auf seine Armbanduhr. In kaum dreißig Minuten war die Dienstzeit zu Ende. Ganz abgesehen davon sollte er sich ja umhören. Alles interessiert uns, hatte sein Vorgesetzter gesagt. Und nicht zuletzt verspürte Simon Polt heftige Sehnsucht nach einem Keller, der nach Wein und Fässern roch und nicht nach Tod und Verderben.
    Die Preßhaustür stand offen, also war es gestattet einzutreten. Obwohl nur wenige Stufen in Sepp Räuschls kleinen Keller führten, war es herrlich kühl hier. Polt sah die zwei Männer an einem winzigen Tisch sitzen, der früher Teil einer Nähmaschine gewesen war. Räuschl hielt einen noch halb gefüllten Weinheber an die rechte Schulter gelehnt und Wolfinger, der Jäger, war am Erzählen. Als die beiden Simon Polt erblickten, füllte der Weinbauer ein drittes Glas. „Was macht der Beruf, Herr Inspektor?“
    „Es ist schon besser gelaufen. Dieser Heinz Hafner hat sich abgesetzt. Damit macht er sich natürlich verdächtig. Aber das scheint ihm egal zu sein. Vielleicht rede ich noch mit diesem Paratschek, der kennt ihn ja von früher.“
    Wolfinger lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Der Paratschek! War Pressefotograf in Wien, behauptet er wenigstens. Als er ins Wiesbachtal gekommen ist, war er gleich einmal in allen Vereinen Mitglied, damit er es überall besser wissen kann. Es hat ihm aber keiner zugehört. Dann ist ihm auch noch seine Frau davon. Jetzt wär er gern mit allen gut Freund, steht überall dabei, trinkt überall mit. Wird ihm aber auch nicht viel helfen. – Was Interessanteres: Als du gekommen bist, Simon, hab ich grad von den Wilderern früher erzählt. Schlaue Burschen gewesen, damals. Und aus Bosheit haben sie es auch nicht getan. Bei einem kleinen Bauern mit einem Haufen Kinder im Haus ist kaum einer satt geworden. Mein Vater hat mir von einem erzählt, der abends immer seine Weintraubenbutte mit der Öffnung nach unten heimgetragen hat – wie man das eben tut, wenn die Arbeit vorbei ist. Innen aber sind die toten Hasen gehangen, durch die Löffel angenagelt. Das ist so lange gut gegangen, bis mein Vater hinter dem Burschen eine feine Schweißspur, also Blut, entdeckt hat.“
    Sepp Räuschl beugte sich verschwörerisch vor. „Ein Stück weiter oben in der Kellergasse haben früher ein Jäger und ein Wilderer ihre Preßhäuser nebeneinander gehabt. In der gemeinsamen Mauer war sogar eine Verbindungsluke. Einmal war sich der Jäger ganz sicher, daß sein Nachbar gewilderte Hasen im Preßhaus liegen hat. Wütend klopft er an die verschlossene Tür, es wird ihm aufgemacht, aber nichts ist zu finden, rein gar nichts.“
    Polt nahm vergnügt einen Schluck vom Veltliner. „Und des Rätsels Lösung?“
    „Ganz einfach. Während der Suche waren die Hasen in einem Sack an der anderen Mauerseite, im Jägerpreßhaus. Praktisch, so ein Loch, nicht wahr?“
    Wolfinger hob anerkennend sein kleines Kostglas und trank es dann mit einem Schluck leer. „Nicht schlecht, alle Achtung! Aber heute schaut’s anders aus. Wenn ich an dieses tote Reh am Grünberg denke, kommt mir noch immer die Wut hoch. Das war die pure Lust am Töten.“
    „Vielleicht ging’s aber auch darum, den Jägern irgendwas heimzuzahlen. Fällt dir dazu was ein, Christian?“
    „Vielleicht der Herr Paratschek?“ Wolfinger lachte boshaft. „Der wartet bis heute vergeblich auf eine Jagdeinladung. Aber im Ernst: Ich sag’s nicht gern, Simon. Wenn einer

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