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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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weniger durch Zufall rasch davon erfahren.“
    „Euer Stil, was Ermittlungen betrifft, wie? Ich werde in seiner Redaktion nachfragen lassen. Übrigens habe ich in letzter Zeit sehr gut gegessen.“
    „Hat das womöglich mit unserer Pfarrersköchin zu tun?“
    „Brillant und präzise gedacht, Herr Kollege, oder gut geraten. Also: Vor etwa 20 Jahren hat Amalie Pröstler für das Schwarze Kameel gekocht. Ein traditionsreicher und sehr stilvoller Feinschmeckertreff in der Wiener Innenstadt. Man weiß dort nur Gutes über sie zu berichten. Sie hat dann aber gekündigt, unter Umständen, an die man sich nicht mehr erinnert oder nicht mehr erinnern will.“
    „Und Heinz Hafner? War der dort auch bekannt?“
    „Ja. Einer der Stammgäste. Und ein abgewiesener Verehrer der vielgeliebten Köchin. Jedenfalls ist mehr an der Sache dran. Die junge Amy Pröstler, wie sie von allen genannt wurde, hat damals nämlich bald darauf ihre Karriere hingeschmissen. Und die Mietwohnung in Wien gekündigt. Wann ist sie im Wiesbachtal aufgetaucht?“
    „Läßt sich genau feststellen. Aber zwanzig Jahre könnten so ungefähr hinkommen.“
    „Sehr schön und exakt auf den Punkt gebracht, wie immer. Jedenfalls macht das eine kulinarische Vertiefung meiner Recherchen notwendig. Sie hören von mir, Herr Kollege.“
    Mank legte den Hörer aufs Telefon und wischte sich die schweißnasse Hand an der Hose ab. „Da sieht man wieder einmal, Simon, wie segensreich sich gutes Essen auswirkt. Der Kratky war ja fast schon sanftmütig.“
    „Recht so. Macht uns das Leben leichter. Bevor ich’s vergesse, Harald, Sonntag vormittag muß ich in die Kirche. Dienstlich.“
    „Den Pfarrer verhaften, oder wie?“
    „Mal nicht den Teufel an die Wand! Nein, natürlich nicht. Der Bartl dreht durch, was weiß ich warum.“
    „Kaum zu glauben. Vielleicht tut ihm die Hitze nicht gut? Bei dieser Gelegenheit: Vergiß nicht, Simon, daß wir uns auch um die sogenannten Kleinigkeiten kümmern müssen. Vom gestohlenen Pfarrershahn bis zum gemeuchelten Reh.“
    „Ich denke dran. Es gibt übrigens auch einen, der irgend etwas darüber weiß, Franz Fürst. Nur war er ziemlich verstockt neulich. Aber inzwischen ist ja allerhand passiert. Vielleicht denkt er jetzt anders. Ich könnte es noch einmal versuchen mit ihm, heute nachmittag, recht so?“
    „Jaja.“ Harald Mank war nicht bei der Sache, weil er ein Jausenpaket öffnete, das ihm seine Frau mitgegeben hatte. „Ist sie nicht lieb, meine Angetraute?“ Er hielt eine grünlich-braune Kugel hoch. „Sogar eine Beschreibung liegt bei: Kichererbsen-Dinkel-Bällchen! Und was da noch alles drin ist! Bertram gegen Verschleimung, Galgant zur Stärkung des Herzens und der Potenz, Kreuzkümmel gegen Käseunverträglichkeit und Muskat gegen Unbegabtheit und Trübsinn. Magst kosten, Simon? Könnte auch dir nicht schaden.“
    Polt lehnte dankend ab, und sein Vorgesetzter legte das wundertätige Nahrungsmittel mit spitzen Fingern in die geöffnete Schreibtischlade zurück.
    Als der Gendarm den Kirchenwirt erreichte, verspürte er plötzlich Hunger. Er lehnte sein Fahrrad neben die Eingangstür und trat ein. „Grüß dich, Franzgreis. Was Kleines, Schnelles, wenn’s geht.“
    Der Wirt griff ungefragt zum Zapfhahn. „Darf’s eine Haussulz sein, mit Essig, Öl und viel Zwiebel? Oder siehst du heute noch die Karin?“
    „Glaub ich eher nicht.“
    Ein gute halbe Stunde später war der Gendarm wieder unterwegs. Das Essen und das Bier hatten ihn müde gemacht, und es kam ihm so vor, als dauerte dieser Tag schon viel zu lange. Polt mochte den Sommer, und die Hitze gehörte eben dazu. Aber der seit Wochen unerbittlich blaue Himmel fing an, ihn zu ärgern. Der sonst dunkle Boden zwischen den Rebstöcken war grau, das Grün der Blätter wirkte stumpf, und die Wiesen waren braun. Immerhin hatten sich heute im Süden ein paar Wolken ins Blau geschoben, und leichter Wind war aufgekommen.
    Die Behausung des Franz Fürst

    Das mit zufällig wirkenden Anbauten versehene Preßhaus, in dem man Franz Fürst wohnen ließ, war dicht von Bäumen und Büschen umwachsen, bewegte Blätter strichen mit leisem Geräusch über die Dachziegel.
    Die Wiese, auf der Franz Fürst gelegen war, als ihn Polt das erste Mal besucht hatte, war diesmal leer.
    Der Gendarm betrat einen roh gezimmerten Vorbau an der Preßhausmauer. An den Wänden waren viele Fotos zu sehen. Franz Fürst mit Lehrerkollegen, umringt von Schulkindern, die ihn bewundernd anschauten,

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