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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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der Wirt gegangen war, beugte sich Simon Polt zu Räuschl hinüber. „Ich möchte Sie was fragen, als erfahrenen Menschen. War das damals wirklich so arg, als die Amalie Pröstler ins Wiesbachtal gekommen ist?“
    Räuschl nahm einen ordentlichen Schluck Bier und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Das müssen Sie den Pfarrer fragen, Herr Polt.“
    „Was kann denn der dafür, abgesehen davon, daß er gerne gut ißt?“
    „Er hat den Männern was Verbotenes vor die Nasen gehalten. Die Amalie war die leibhaftige Versuchung. Und ein Mann folgt eben seiner Natur.“
    „Also alt und unscheinbar wär besser gewesen?“
    „Das auch wieder nicht!“
    „Jetzt versteh ich gar nichts mehr.“
    „Ich erklär’s Ihnen. Also, nur der Pfarrer und seine Köchin waren schuld daran, daß die Männer den Verstand verloren haben. Und wenn einer schon unschuldig zum Opfer wird …“
    „Was dann?“
    „Ja, dann will er wenigstens was haben davon.“
    Ein Mann zuviel
    Am Abend des folgenden Tages verschwendete Simon Polt keinen Gedanken daran, ins Wirtshaus zu gehen. Karin Walter hatte sich angesagt, gegen acht wollte sie kommen.
    Im Kühlschrank stand eine hübsch dekorierte kalte Platte mit Wurst, Schinken und Käse bereit. Czernohorsky hatte gierig seinen Napf geleert und war zum abendlichen Streunen aufgebrochen.
    Schon um sieben wurde Polt von leichter Unruhe erfaßt. Er schaute verstohlen auf die Uhr und griff dann nach dem Illustrierten Heimatblatt. Daß die Kleintierausstellung in Breitenfeld zu einem rauschenden Erfolg geworden war, nahm er mit beiläufigem Interesse zur Kenntnis. Schon eher beflügelte die Ankündigung eines Seminars der Frauengruppe Burgheim unter dem Titel Bauchtanz der Elemente seine Phantasie. Recht anregend war auch die Geschichte aus dem nahen Wiesels­berg. Während des alljährlichen Sommerfestes blieb es diesmal den Besuchern verwehrt, sich im WC der Volksschule zu erleichtern. Böse Zungen behaupteten, der Grund dafür könne die rüde Abwahl des Bürgermeisters sein, weil dieser ja mit der Volksschuldirektorin verheiratet sei. Nicht ganz so subtil verlief eine Auseinandersetzung beim Heurigenabend der Freiwilligen Feuerwehr. Manfred P., eifersüchtig auf Peter N., gab seinem Mißbehagen mit den Fäusten Ausdruck. Die verzagte Gegenwehr seines Nebenbuhlers hatte eine Rißquetschwunde und ein gebrochenes Nasenbein zur Folge.
    Polt faltete die Zeitung zusammen, legte sie weg und warf wieder einen Blick auf die Uhr. Noch nicht einmal halb acht.
    Er trat ans offene Fenster und schaute den Schatten beim Wachsen zu. Dann ging er ins Bad, betrachtete zweifelnd sein Spiegelbild, wusch das Gesicht mit kaltem Wasser und beschloß, sich zu rasieren. Inzwischen war Czernohorsky von seinem Ausflug früher als gewöhnlich zurückgekehrt: Er wußte von der Existenz der kalten Platte.
    Acht Uhr. Betont ruhig nahm Polt auf seinem Lieblingssessel Platz, entzündete wie jeden Abend eine Kellerkerze und wartete auf ein Geräusch. Es blieb still.
    Karin verspätete sich also ein wenig, na gut. Gegen neun spürte Polt ein unangenehmes Gefühl im Magen, stand seufzend auf, holte eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und goß ein kleines Glas voll. So saß er, wartete, trank, dachte nach, und wartete.
    Um zehn rief er bei Karin Walter an. Sie war nicht zu Hause.
    Wenige Minuten später stand sie in der Tür. „Bitte, bitte nicht böse sein, Simon! Es ging nicht anders. Der Fürst Franzl!“
    Also der schon wieder. Dachte Polt. Und sagte: „Hauptsache, daß du da bist. Hunger?“
    „Ja, und wie. Ich habe mit dem Franzl ein paar Gläser getrunken, damit er zugänglich wird. Und die spür ich jetzt.“
    „Er trinkt also wieder?“
    „Saufen ist wohl das bessere Wort, Simon. Aber in solchen Phasen ist er wenigstens halbwegs guter Laune. Da bin ich leichtsinnig geworden und hab einen Fehler gemacht. Es hat Zeit gebraucht, ihn auszubügeln.“
    „Erzähl schon.“
    Karin holte ein schmales Heft aus der Tasche. „Kennst du das, Simon?“
    Polt nickte. „Ja. Revolit. Und dieser Hut. Er hat’s mir einmal gezeigt, das letzte Exemplar.“
    Der bedeutsame Revolit-Hut

    „Eben nicht. Ein paar davon liegen noch in der Schule, weggeräumt in einem Kastl. Ich hab drin gelesen, und heute war ich so blöd, ihm Sätze daraus vorzuhalten. Da, zum Beispiel: Kein Mensch kann verloren gehen, wenn nur ein Einziger an das Gute in ihm glaubt. Oder: Siege über dich und die Welt liegt dir zu Füßen. Stammt

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