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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Nein. – Ja.“
    Karin schwieg eine Weile. Dann rückte sie dicht an Polt heran und küßte ihn, erst sanft, dann eindringlich. Simon Polt hörte entgeistert den Engelschören zu, die in seinem Kopf jubilierten, erstaunlicherweise begleitet von der Brunndorfer Blasmusik. Dann aber spürte er, daß etwas in ihm über die Ufer trat, lange Aufgestautes. Mit zärtlicher Gier fiel er über Karin Walter her. Er war auf dem besten Weg in einen unheiligen Himmel, als ihn Karins Lachen irritierte. „Entschuldige, Simon, aber dein Kater!“
    Jetzt erst bemerkte er, daß Czernohorsky dabei war, sich hartnäckig mit seinem dicken Kopf zwischen die beiden Körper zu zwängen. Polt packte ihn am Nackenfell. „Balg, räudiger!“
    Karin hatte sich aufgerichtet. „Laß ihn, Simon. Er hat eben die älteren Rechte.“
    Jetzt saßen beide wieder manierlich nebeneinander. Czernohorsky gefiel es, eine Brücke zu bilden, Kopf und Vorderpfoten auf Polts Knien, das Hinterteil auf Karin, die den Kater ein wenig unkonzentriert kraulte. „Und wie soll es jetzt weitergehen?“
    „Da mußt du meinen Kater fragen.“
    „Werde ich tun, bei Gelegenheit.“ Karin kraulte inniger. „Aber ich habe an deine Ermittlungen und an den Fürst Franzl gedacht. Ich möchte mir gar nicht erst vorstellen, wie es ihm jetzt geht.“
    „Karin!!“
    „Ein für allemal: Ich hab nichts mit ihm, Simon. Aber es hätte schon sein können, früher einmal.“
    „Wie gut hat er eigentlich die Amalie gekannt?“
    „Ziemlich gut, soviel ich weiß. Und der Kontakt ist nie abgerissen. Sie war keine von denen, die sich zurückzieht, wenn es einem alten Freund schlecht geht.“
    „Am Sonntag hat der Franz Fürst in der Kirche übrigens einen ziemlich provokanten Auftritt hingelegt.“
    „Das sieht ihm ähnlich. Freut mich auch irgendwie. Offenbar hat er doch noch Kraft in sich. Wär gern dabeigewesen. Aber ich hab derzeit wenig Lust darauf, katholisch zu sein, wenn ich mir die Amtskirche so anschau.“
    Polt nickte, schwieg und dachte nach. „Du, Karin?“
    „Ja, Simon?“
    „Was findest du an mir?“
    „Weiß nicht. Ich bin noch am Suchen.“
    Waldeslust
    „In den Wald willst du? In deiner Dienstzeit? Tut dir die Sonne nicht gut, oder was?“ Harald Mank betrachtete Gendarmerie-Gruppen­inspektor Simon Polt mit unverhohlenem Mißtrauen.
    „Soll ich jetzt ermitteln oder nicht?“
    „Natürlich sollst du. Und was willst du finden? Im Wald?“
    „Einen Baum.“
    „Simon, mich freut’s, wenn du guter Laune bist, aber halte mich nicht zum Narren.“
    „Würd ich mir nie erlauben. Auf dem Grünberg gibt es die sogenannte Teufelsbuche, jedenfalls hat mir das Frau Habesam erzählt.“
    „Den Baum kenn ich. Steht ziemlich weit oben.“
    „Und woher kennst du ihn?“
    „Tut nichts zur Sache. In den Wald mit dir!“
    Simon Polt brach unverzüglich auf, weil es am frühen Vormittag ja doch noch ein wenig kühler war. Als er mit dem Rad an Karin Walters Schule vorbeifuhr, schaute er zu den Fenstern hinauf. Die Kinder waren zu beneiden. Er hatte nie eine Lehrerin gehabt, immer nur Lehrer. Ganz bestimmt gab es da irgendwelche pubertierende Knaben, die nur zu gut wußten, daß nicht nur eine Lehrerin, sondern auch eine Frau vor ihnen stand.
    „Kindskopf“, sagte Polt zu sich selbst und trat in die Pedale. Am Ortsrand bog er in einen Feldweg ab, der zur Brunndorfer Kellergasse führte. Etwa auf halber Strecke erreichte Polt drei große Kastanienbäume, deren Stämme so dicht beieinander standen, daß ihre Kronen ein gemeinsames großes Blätterdach bildeten. Darunter gab es eine hölzerne Bildsäule und einen Brunnen mit grün gestrichenem Pumpen­schwengel. Der Gendarm setzte sich auf die aus Brettern gezimmerte Abdeckung und verschnaufte ein wenig.
    Die meisten dieser Brunnen funktionierten nicht mehr, weil seit der Regulierung des Wiesbaches der Grundwasserspiegel sank. Neuer­dings wurden immerhin Rückhaltebecken und Feuchtbiotope angelegt, auch der Wiesbach sollte sein altes krummes Bett zurückbekommen, aber die Sünden von Jahrzehnten ließen sich nicht in ein paar Jahren ungeschehen machen.
    Polt stieg wieder aufs Rad. Vor Friedrich Kurzbachers Preßhaus sah er das Auto des Weinbauern stehen. Der Gendarm lehnte sein Fahrrad an den Nußbaum, ging ins Preßhaus und hörte Geräusche im Keller. Der Kurzbacher hantierte lustlos an einer altmodischen Filtrieranlage. „Arbeit gibt’s, Simon, Flaschen abfüllen.“
    „Sehr unternehmungslustig kommst du mir aber

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