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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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hat?“
    „Ich sagte schon, Simon, daß ich meinen Weinvorrat versperrt halte. Auch daß die Amalie schon einmal zum Leichtsinn neigen konnte, habe ich erwähnt. Ich bin es leid, mich zu wiederholen.“
    „Und es hat früher nie etwas von Ihrem Wein gefehlt?“
    „Nein, Simon, nie.“ Die gewohnte Sanftmut war aus der Stimme des Pfarrers verschwunden. „Und jetzt bitte ich dich, mich zu entschuldigen. Es gibt noch zu tun heute.“
    „Der Bruno Bartl? Ein Mistkäfer.“ Aloisia Habesam schob eine Schachtel Schwedenbomben über den Ladentisch. „Wer ißt denn so etwas bei euch?“
    „Der Dienststellenleiter.“
    „Daß die Männer doch ewig Kinder bleiben müssen. Wie geht es übrigens der Karin Walter?“
    „Ich seh sie selten.“
    „Weil s’ mit dem Fürst Franzl zusammensteckt, hab ich recht? Ein fescher Bursch ist er ja gewesen, früher einmal. Aber die Welt verbessern, saufen, den Frauen den Kopf verdrehen und sich für die Schulkinder aufopfern, das hält der stärkste Mensch nicht aus. Bei dem ist Hopfen und Malz verloren. Und für die Karin wüßt ich mir was Besseres. Sie wahrscheinlich auch, Herr Polt!“
    „Die Karin möchte ihm helfen. Das gehört sich eben.“
    „Helfen? Liebend gern, wahrscheinlich.“
    „Ach was. Erzählen Sie mir lieber von der Amalie Pröstler. Was war denn die für eine, früher?“
    „Die? Eine Flitschn. Hat eben einen merkwürdigen Geschmack gehabt als ein Junger, unser Herr Pfarrer. Was da so manchmal als Damenbesuch aus der Stadt im Pfarrhaus war, schwingt normalerweise das Handtaschl vorm Stundenhotel. Und dann haben sich bei ihm noch junge Männer herumgedrückt, die im Erziehungsheim besser aufgehoben gewesen wären, oder gleich im Gefängnis. Jedenfalls hat dieses aufgeputzte Fräulein Pröstler ganz gut dazugepaßt. Und später hat’s dann die Unnahbare gespielt. Bei mir einkaufen? Aber geh! Nach Breitenfeld hat sie fahren müssen.“
    „Ja, weil der Wochenmarkt dort natürlich interessant ist, für eine gute Köchin. Und als junge Frau wird sie halt lebenslustig gewesen sein.“
    „Die hat mit dem Feuer gespielt und sich nicht nur einmal dabei die Finger verbrannt. Die Männer im Wiesbachtal hat sie am Schnürl gehabt, wie Marionetten.“
    „Und die haben mitgespielt?“
    „Wie die Narren haben sie sich aufgeführt, und die Frauen haben Gift und Galle gespuckt. Aber irgendwann sind die meisten Mannsbilder doch wieder zur Besinnung gekommen. Im Vertrauen: Kennen Sie die Teufelsbuche, oben am Grünberg, Inspektor?“
    „Nein.“
    „Da müßten eigentlich noch eine Menge Herzen und Anfangsbuchstaben eingeritzt sein. Wer es geschafft hat, wenigstens einmal das saubere Fräulein Pröstler auszuführen, hat sich dort eingetragen. War wie ein Wettbewerb.“
    Frau Habesam schaute zur Tür, weil neue Kundschaft kam. „Grüß Gott, Herr Kurzbacher! Weil wir grad davon reden. Wie war das denn damals mit der Amalie, so vor zwanzig Jahren?“
    „Na, Friedrich?“ Polt grinste.
    Der Kurzbacher stellte seine braune Einkaufstasche hin. „Einen Viertelkilo Butter krieg ich und ein halbes Schwarzbrot.“
    „Auf Wiedersehen also!“ Simon Polt ging und ließ sich nichts davon anmerken, daß ihn der Kurzbacher kräftig gegen das Schienbein getreten hatte.
    Vor dem Wachzimmer in Burgheim bemerkte der Gendarm ein Dienstauto mit Wiener Kennzeichen. Polt ließ den braunen Papiersack mit der Jause im Vorzimmer zurück und sah Landesgendarmerieinspektor Kratky und Harald Mank am Besprechungstisch sitzen.
    Kratky sah mürrisch von seinem Notizblock hoch. „Also noch einmal von vorne, damit auch Herr Inspektor Polt im Bilde ist. Wir haben einen ehemaligen Kollegen von Frau Pröstler ausfindig gemacht. Wo er heute kocht, wollen wir diskret außer acht lassen. Ich sage nur: drei Hauben. Jedenfalls hat er vor über zwanzig Jahren im Schwarzen Kameel gelernt. Restaurantkritiken in Büchern und Zeitungen waren damals noch nicht üblich. Aber eine Kolumne mit dem Titel Tafel­silber hatte meist Essen und Trinken zum Thema. Frau Pröstlers Kochkunst wurde darin nicht nur einmal in geradezu hymnischen Worten gerühmt. Das änderte sich dann aber von einem Tag auf den anderen. Ich habe mir die Seiten aus der Nationalbibliothek besorgen lassen.“ Kratky legte die Hand auf einen wohlgefüllten Ordner. „Es folgte über Wochen hinweg eine gnadenlose Hinrichtung. Die Gäste blieben aus, Frau Pröstler fing in ihrer Panik wirklich an, beim Kochen Fehler zu machen, und überdies begann

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