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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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übrigens vom heiligen Augustinus. Und noch ein Satz von Beethoven: Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen. Ganz niederbeugen soll es mich gewiß nicht. Dann habe ich ihn gefragt, warum er das alles nicht mehr ernst nimmt. Du, Simon, so was von einem Häufchen Elend habe ich noch nicht erlebt. Wenn diesem Idealisten klar wird, welchen Scherbenhaufen er letztlich zurückläßt und wie er sich selber zerstört, kann er das nicht aushalten. Verstehst du?“
    „Klar. Wer absolute Ansprüche stellt, scheitert an der Wirklichkeit, oder so ähnlich.“
    Simon Polt holte die kalte Platte aus dem Kühlschrank und griff nach dem Brot, um abzuschneiden.
    Karin schaute erschrocken auf das große Messer in seiner Hand. „Laß mich das machen, Simon. Männer neigen zur Selbstverstümmelung!“
    „Dann wundert es mich, daß mir bis jetzt nichts passiert ist. Sag einmal, Karin, war der Franz Fürst immer schon so haltlos?“
    „Aber nein. Du hättest ihn in seiner guten Zeit erleben sollen! Korrekt vom Scheitel bis zur Sohle, allerdings auch arm wie eine Kirchenmaus, weil er fast sein ganzes Gehalt für Schulprojekte ausgegeben hat. Was heute so unter moderner Pädagogik läuft, war für ihn schon vor Jahren selbstverständlich.“
    „Hat er damals auch schon getrunken?“
    „Nicht so viel. Wenn’s mit Freunden aber einmal besonders hoch hergegangen ist, hat schon so etwas wie eine kleine Orgie daraus werden können.“
    „Und du warst dabei?“
    „Nein. Das war Männersache.“
    „Ja, und weiter?“
    „Es ist dann schlimmer geworden mit dem Trinken. Der Franzl hat aber auch ganz klar erkannt, daß sich etwas ändern muß. Und das hat er mit großer Konsequenz durchgezogen.“
    „Wie denn?“
    „Er ist weg aus dem Wiesbachtal, zurück nach Wien. Dort hat er es sogar zum Volksschuldirektor gebracht und zu einer richtigen Familie. Aber das war für ihn noch immer viel zu wenig. Alle Reformpläne, die ihm am Herzen gelegen sind, hat er auf einmal verwirklichen wollen, kein Widerstand war groß genug, um ihn abzuschrecken. Für die Familie ist dabei immer weniger Zeit und Geld geblieben. Und dann hat er sich auch noch beruflich total übernommen. Am Schluß war er ruiniert, in jeder Hinsicht.“
    Karin Walter steckte gedankenverloren ein Stück Schinken in den Mund, kaute und schluckte.
    „Eines nachts hat ein Kollege einen Anruf von ihm bekommen. Er wäre mit der Schnellbahn nach Breitenfeld gefahren, und bittet, daß er ihn dort abholt. Der Franzl hat in Wien alles liegen und stehen gelassen. Seiner Familie hat er sich ohnehin schon nicht mehr unter die Augen getraut. Der letzte große Traum war ein neuer Anfang im Wiesbachtal. Aber daraus ist nicht mehr viel geworden.“
    „Starkes Leben“, sagte Polt. „Aber er hat eine Karin, die ihm die Hand hält, wenn’s eng wird. Von der Familie, die er zurückgelassen hat, redet keiner.“
    Karin schaute für ein paar Sekunden ins Leere. „Da hast du natürlich recht, Simon.“
    Polt stand unwillig auf. „Schön langsam hätte ich es gerne wieder mit stinknormalen Menschen zu tun. Der Bruno Bartl wird immer sonderlicher, und der Firmian ist halb verrückt vor Kummer, weil er seine heiß begehrte Köchin nicht mehr hat. Sein Leben erinnert mich übrigens ein wenig an das von deinem Franz.“
    „ Mein Franz ist er nicht.“ Karin überlegte. „Irgendwie hast du schon recht, Simon. Narren sind sie beide. Aber der Halbwidl hat sich’s im wirklichen Leben so einigermaßen gerichtet, als halbgebildeter Besserwisser. Der Franz hingegen stellt die ganze Welt in Frage, und natürlich auch sich selbst. Dabei ist sein Verstand genauso gnadenlos wie das Gefühlsleben. Immer mit mehr als hundert Prozent unterwegs, weißt du.“
    „Soll ja ein ziemlicher Frauenheld gewesen sein.“
    „Das kannst du laut sagen, Simon. Er hat umwerfend lustig sein können, und wenn du eine Frau erst einmal zum Lachen bringst, ist schon viel gewonnen. Gut ausgeschaut hat er natürlich auch, ein Sportler mit wunderschön verträumten Augen. Und bürgerliche Bedenken haben ihn wenig gestört. Treu war er schon gar nicht, aber wenn dann eine so richtig böse auf ihn war, ist er mit sich selber so gründlich und witzig ins Gericht gegangen, daß sie nicht ernst bleiben konnte.“
    „Sehr eindrucksvoll geschildert, wirklich!“
    Karin schaute Polt überrascht ins Gesicht. „Ich rede und rede …, Simon, sag, bist du eifersüchtig?“
    „Ich eifersüchtig?“ Er lachte. „Wie kommst du darauf?

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