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Polt muss weinen

Polt muss weinen

Titel: Polt muss weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Verein macht seine Feste, nimmt mir den Verdienst weg und borgt sich vielleicht noch die Gläser von mir aus, gratis, versteht sich. Es ist wirklich ein Jammer.«
    Polt konnte seinen Kummer durchaus verstehen, und weil das Mitgefühl seine festliche Laune ohnehin schon verdüstert hatte, fiel ihm auch noch sein baldiger Dienstbeginn ein. »Weißt du was«, sagte er tröstend zu Martin Stelzer, »sieh zu, daß du von der Pfarrersköchin ein paar Rezepte bekommst. Dann laufen dir die Gäste in Scharen zu. Ich muß jetzt übrigens gehen. Viel Spaß noch!«
    Bis gegen Mitternacht hatte Inspektor Polt den Eindruck, sein Dienst in dieser Samstagnacht könnte ziemlich ruhig verlaufen, mit den üblichen Vorfällen, die mit vielfach geübter Routine zu bewältigen waren. Doch dann kam ein Anruf des Geschäftsführers der Diskothek »Blue Moon«, die einige Kilometer von Burgheim entfernt an der Bundesstraße zwischen den Feldern stand: Es gab eine Rauferei auf der Tanzfläche.
    Polt und sein Kollege Ernst Zlabinger rannten zu einem der beiden Funkstreifenwagen, die der Dienststelle zur Verfügung standen. Zlabinger setzte sich ans Steuer, weil er der bessere Fahrer war. »Kübel, lahmer«, schimpfte er, als sie endlich unterwegs waren: Seit sie nur noch Autos mit Dieselmotoren hatten, weil eben auch hier gespart wurde, war es mit der beamteten Rasanz nicht mehr allzu weit her.
    Minuten später standen die zwei Gendarmen in der Glaskanzel des Diskjockeys, neben ihnen der Geschäftsführer. Auf der Tanzfläche zerlegte eine Lichtorgel die wütenden Bewegungen der Kämpfer in groteske, gleichsam ritualisierte Gebärden. Trotzdem schaute die Sache ziemlich bedenklich aus, und vor allem waren inzwischen weitaus mehr Leute an der Schlägerei beteiligt, als der Geschäftsführer in seinem Anruf erwähnt hatte.
    »Drehen Sie doch bitte einmal die Musik ab!« sagte Polt zum Diskjockey und staunte, als er sah, daß in der unerwarteten Stille auch die Rauferei verebbte, vorerst wenigstens. »Hört man mich so?« fragte der Gendarm und zeigte auf das Mikrophon. Der DJ nickte.
    »Geh zum Auto und fordere sicherheitshalber Verstärkung an«, flüsterte Polt seinem Kollegen zu, »aber gib mir zehn Minuten Zeit.« Dann zog er das Mikrophon an sich.
    »Waffenstillstand, Burschen!« sagte er gutmütig. »Ich bin Inspektor Polt. Mein Kollege holt eben Verstärkung. Aber wir haben ein paar Minuten Zeit. Wenn ihr mir in aller Ruhe eure Personalien gebt und schaut, daß ihr weiterkommt, geht’s noch am billigsten ab. In Ordnung?« Er ging auf die Tanzfläche. Der Geschäftsführer hatte inzwischen helles Licht eingeschaltet. Jetzt war die Disco keine betäubende Zauberwelt mehr, sondern eine deprimierend häßliche Halle. Inspektor Polt erkannte Mike Hackl, den Anführer einer ziemlich berüchtigten Motorradbande. »Na, Mike?« fragte er, und Mike nickte resignierend.
    Nach und nach gaben die Burschen Namen und Adressen an, zeigten ihre Ausweise her, und es schien alles ohne Probleme abzulaufen, als Inspektor Polt plötzlich ein erschrockenes Aufleuchten in Hackls Augen sah. Er drehte sich blitzschnell um, doch im nächsten Augenblick wurde sein Kopf nach unten gerissen, und ein Knie traf die Kinnspitze. Der Gendarm fühlte einen heftigen Schmerz, taumelte, konnte sich aber Sekunden später wieder aufrichten und sah, wie Bernhard Wild, den sie »Bernie« nannten, von anderen Burschen festgehalten wurde. »Ausgerechnet du«, murmelte Polt.
    Bald darauf war Zlabinger mit zwei weiteren Kollegen da und fragte, wie es laufe.
    »Soweit ganz gut«, sagte Polt, »ich habe die Personalien. Nennenswert verletzt ist keiner, wie ich sehe, Sachbeschädigungen gibt es auch nicht, niemand möchte Anzeige erstatten. Wenn du mich fragst, ist die Amtshandlung erst einmal zu Ende.«
    Dann wandte er sich Mike Hackl zu. »Mit dir hätte ich noch gerne geredet, in der Wachstube. Hast du was getrunken?« Der junge Mann in der martialischen Ledergarnitur schüttelte stumm den Kopf. »Dann fahr mit dem Motorrad hinter uns her, oder fahr meinetwegen voraus und warte dann. Bis später!«
     
    »Na, Mike?« fragte Inspektor Polt zum zweiten Mal in dieser Nacht, als er und Hackl einander gegenübersaßen.
    »Das waren die Arschlöcher aus Breitenfeld«, gab Mike Auskunft. »Schmieren sich Gel ins Haar, stinken nach teurem Rasierwasser, fahren alte Ami-Schlitten und glauben, sie sind weiß Gott wer, weil sie aus der Bezirkshauptstadt anrauschen. Wenn die kommen, sehen wir

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